Im Kampf ums Weltall will auch China eine wichtige Rolle spielen. Nach Ende einer Vorbereitungsphase sollen die Arbeiten an einer eigenen Raumstation in naher Zukunft beginnen. Diese könnte dann der einzige Außenposten im All sein.
Mit dem erfolgreichen Flug des ersten chinesischen Raumfrachters gibt China grünes Licht für die geplante Konstruktion einer eigenen ständigen Raumstation. „Wir treten jetzt in die Bauphase ein“, sagte der Direktor des bemannten Raumfahrtprogramms, Wang Zhaoyu, am Freitag vor der Presse in Peking. China wolle auch seine Kooperation mit den Europäern und anderen im All ausweiten. Den USA und Russland wurde für die Zukunft mögliche Unterstützung bei Nachschubflügen zur internationalen Raumstation (ISS) angeboten.
„Wir haben jetzt die Fähigkeiten, eine Raumstation zu bauen und zu betreiben“, sagte Wang Zhaoyu. Zuvor hatte das Cargoschiff „Tianzhou 1“ (Himmlisches Schiff) erstmals erfolgreich das unbewohnte kleine Raumlabor „Tiangong 2“ (Himmelspalast) aufgetankt, das gegenwärtig die Erde umkreis. Der Bau der modularen großen Raumstation soll 2019 begonnen und um 2022 abgeschlossen werden. Sollte die ISS wie geplant 2024 ihren Dienst einstellen, wäre China danach die einzige Nation mit einem ständigen Außenposten im All.
Der erste unbemannte chinesische Nachschubflug zu dem Raumlabor war der letzte Schritt in der Vorbereitungsphase. Das fünftägige Auftanken sei „ein Durchbruch“ gewesen, auch diese schwierige Technologie zu beherrschen. „Er legte eine solide Grundlage für die Konstruktion der Raumstation“, sagte der Direktor. „Wir sind mit den Vorbereitungen im Grunde fertig und warten nur noch auf die Fertigstellung der Module.“
Im Gegensatz zu der 200 Tonnen schweren ISS soll Chinas Raumstation kleiner ausfallen und nur 66 Tonnen wiegen. „Das ist genug für uns.“ Das Design mit drei Modulen sei auch flexibler. Während die ISS in den 90er Jahren entworfen worden sei, kämen in Chinas Station neueste Technologien zum Zuge. Chinesische Astronauten sollen dort drei bis sechs Monate oder auch länger wohnen.
Nach den USA, Russland und Japan ist China das vierte Land, das einen eigenen Raumfrachter besitzt. „Tianzhou 1“ sei „gleich gut oder sogar besser“ als die anderen, sagte der Direktor. Am Ende des Fluges werde das Transportschiff im Juni noch ein automatisiertes Kopplungsmanöver absolvieren, mit dem die Andockzeit von zwei Tagen auf gut sechs Stunden reduziert und somit auch flexibler wird. Dabei werde noch mal aufgetankt. Schließlich werde das „Himmlische Schiff“ zur Erde fallen und im südlichen Pazifik untergehen.
Einen Nachschubflug mit dem chinesischen Raumtransporter zur Internationalen Raumstation schloss Yang Baohua, Vizepräsident im chinesischen Raumprogramm, zumindest für die Zukunft nicht aus. Er verwies auf Rückschläge der USA und Russlands mit ihren Frachtern. Journalisten hätten deswegen gefragt, ob China nicht aushelfen könnte, was allerdings schwierig sei. „Chinas Raumfahrtprogramm ist zur Hilfe bereit, aber wir brauchen mehr Zeit.“
Die USA und Europa hätten China anfangs nicht an der Raumstation teilnehmen lassen, hob Yang Baohua hervor. „Deswegen haben wir jetzt andere technische Standards.“ Diese Probleme müssten gelöst werden. Aber technisch hätte China die Fähigkeit dazu.
Jüngste Berichte, dass China und die Europäer angeblich sogar an eine Kooperation bei einem ständigen Außenposten auf dem Mond dächten, bestätigte Direktor Wang Zhaoyu aber nicht. „Die USA, Russland, Europa und China denken über die Möglichkeit einer Mondstation für Erkundungen nach“, sagte er. „Über die Frage, wie wir da kooperieren, sprechen wir, wenn wir spezifische Pläne haben.“ Grundsätzlich sei China zur Zusammenarbeit mit anderen Raumfahrtnationen, aber auch Entwicklungsländern bereit. [Andreas Landwehr/buhl]
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