Der deutsche Astronaut Alexander Gerst, der sich zur Zeit auf der Raumstation ISS befindet, soll diese am Dienstag zum ersten Mal für Außenarbeiten verlassen. Nach sechs Jahren arbeitet damit zum ersten Mal wieder ein Deutscher im freien Kosmos.
Nach vier Monaten auf der Internationalen Raumstation ISS kann Astronaut Alexander Gerst (38) sein aktuelles Zuhause an diesem Dienstag von außen anschauen. Als „Höhepunkt“ bezeichnet Deutschlands Raumfahrtchef Jan Wörner (60) die geplante Montage von Instrumenten. „Es ist aber auch ein gefährlicher Einsatz“, sagt der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Interview der Deutschen Presse-Agentur.
In der Geschichte der Raumstation ISS gab es seit 1998 schon fast 200 Außenbordeinsätze. Warum ist es trotzdem etwas Besonderes?
Jan Wörner: Astronauten begeben sich bei einem solchen Einsatz ausder schützenden Hülle der Raumstation direkt in die lebensfeindlicheUmgebung des Weltalls. Dort funktionieren ihre Anzüge wie kleineRaumschiffe und sind technische Meisterwerke. Jedoch hat sich auch immerwieder gezeigt, dass es bei aller Perfektion zu Ausfällen kommen kann -etwa zu einem Leck im Kühlsystem des Anzugs. Zu den Herausforderungengehören auch Mikrometeoriten und die Weltraumstrahlung – ebenso wie diestarke physische wie psychische Anstrengung bei der mehrstündigen,hochkonzentrierten Arbeit.
Sie haben den geplanten Ausstieg einmal als einen Höhepunkt bezeichnet. Was würden Sie an der Mission noch hervorheben?
Wörner:An erster Stelle steht für mich, dass Alexander Gerst mit seinenKollegen Maxim Surajew aus Russland und Reid Wiseman aus den USAdemonstriert, wie es gelingen kann, in einer politischen schwierigenZeit erfolgreich an einem gemeinsamen Ziel zu arbeiten. Hinzu kommen diefast 100 Experimente, die unser deutscher Astronaut in den vergangenenMonaten betreut hat. Und wir dürfen nicht vergessen, welche öffentlicheAufmerksamkeit die Raumfahrt im allgemeinen und die bemannten Missionenim besonderen durch diesen Flug bekommen haben. Damit ist wieder einmalklar geworden, wie „ALL-täglich“ die Raumfahrt ist, wie sie unsere Lebenbeeinflusst.
Schon in gut einem Monat, am 11. November, soll Alexander Gerst wieder zurück auf der Erde sein. Denken Sie mit Wehmut daran?
Wörner: Ja. Aber wie immer imLeben ist ein Ende auch ein Neuanfang. Viele Forscher werden über Jahredamit zu tun haben, die Ergebnisse der Mission auszuwerten. Es wirdspannend sein, zu beobachten, welche erwarteten und unerwartetenErgebnisse das bringen wird.
Kann es sein, dass er der letzte Deutsche an Bord der ISS ist?
Wörner:Das wird davon abhängen, welche Entscheidungen über die weitereeuropäische Beteiligung an der ISS in den nächsten Monaten getroffenwerden wird. Natürlich kann man auch über einen bilateralen Flugnachdenken. Die Italiener machen ja vor, dass es geht.
Vielen Dank für das Gespräch.[Interview: Wolfgang Jung/sp]
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