Airbus baut sein Raumfahrtgeschäft um

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Bild: © jim - Fotolia.com
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Konkurrenz belebt das Geschäft: US-Raketen-Anbieter bringt den europäischen Luftfahrtriesen Airbus dazu, neue Wege zu gehen und sein Raketengeschäft umzubauen – mit der Produktion von Kleinsatelliten für einen günstigen Internet-Zugang.

Internet aus dem All und europäische Trägerraketen aus einer Hand: Der Luftfahrtriese Airbus richtet sein Raumfahrtgeschäft neu aus. Am Rande der Luftfahrtmesse in Le Bourget rammt das Unternehmen Pflöcke ein, um die Konkurrenz durch den aufstrebenden amerikanischen Low-Cost-Raketen-Anbieter SpaceX anzugreifen und neue Geschäftsfelder zu erschließen.

Die Niedrigpreise der Firma des US-Milliardärs Elon Musk zwingt die traditionelle Raumfahrtindustrie zum Handeln. Das europäische Trägerraketen-Geschäft sortiert sich neu. Der französische Staat gab nun grünes Licht für den Verkauf seiner Anteile an Arianespace. Der Raketenbetreiber gehört damit künftig mehrheitlich der vor wenigen Monaten gegründeten Allianz aus Airbus und dem französischen Triebwerkshersteller Safran.
 
Damit sollen Entwicklung, Bau und Betrieb der europäischen Raketen samt Satellitentransport ins All unter einem Dach zusammenrücken. Das Ziel: Europas neue Ariane-6-Trägerrakete soll Satelliten deutlich günstiger ins All transportieren als bislang.
 
„Wir müssen hart an den Kostenplänen arbeiten“, sagt Arianespace-Chef Stéphane Israël. „Wenn wir jetzt nichts tun, verlieren viele in fünf bis zehn Jahren ihre Jobs.“ „Wir in Europa müssen in der Lage sein, unsere eigenen Satelliten zu starten, wann und wie wir wollen“, argumentiert Airbus-Raumfahrtchef François Auque im „Handelsblatt“ (Mittwoch). Im Vergleich zu heute sollen die Kosten um 40 Prozent sinken.
 
Erst einmal kostet die Sache jedoch Geld: In die Ariane 6 pumpen die Steuerzahler von Deutschland und 20 anderen Ländern einen Milliardenbetrag, die Industrie trägt den kleinsten Anteil.
 
Bei Airbus soll die Bewegung im Raumfahrtgeschäft unterdessen die Probleme im darbenden Rüstungsgeschäft abfedern: Statt der bisher geplanten 5 800 Stellen sollen wohl nur noch 5 000 Jobs im Konzern wegfallen. Vor allem eine Ankündigung im Satellitengeschäft weckt große Erwartungen, für den amerikanischen Internetpionier Greg Wyler sollen die Europäer 900 Kleinsatelliten bauen.
 
Die Geräte von der Größe eines Kühlschranks sollen in niedrigem Orbit rund um den Globus verteilt werden und einen günstigen Breitband-Internet-Zugang ermöglichen – auch in abgelegenen Regionen. In der Branche wird gemunkelt, dass die Bodenstationen der Satelliten möglicherweise in den Filialen einer großen Kaffeehauskette Platz finden könnten.
 
Medienberichte, wonach sich Airbus mit einer dreistelligen Millionensumme an dem Projekt beteiligen will, wollte ein Sprecher nicht kommentieren. Wenn es so käme, würde Airbus gleich noch mit zum Satellitenbetreiber. Und weil ein Großteil der Satelliten in den USA gefertigt werden soll, könnte das Unternehmen auch seine Präsenz auf der anderen Seite des Atlantiks ausbauen. Angeblich ist Florida als Standort im Gespräch, ganz in der Nähe der Raketenbasis Cape Canaveral.
 
Der Auftrag ist eine Herausforderung: Bislang stellt das Unternehmen teure Großsatelliten in Einzelfertigung her – jeden nach dem individuellen Bedarf des Kunden. Nun muss es auf Massenfertigung umstellen – und will dazu auf die Expertise der hauseigenen Flugzeugingenieure aus Toulouse zurückgreifen. „Wir haben mit Airbus Space and Defence gearbeitet, um den Herstellungsprozess so zu verschlanken, dass jeden Tag mehrere Satelliten gefertigt werden können. Das wird die Kostenstruktur für Satelliten neu definieren“, erklärte Brian Holz von OneWeb.
 
Natürlich bergen die neuen Weltraum-Träume von Airbus auch Risiken. Wenn im Raketengeschäft alles aus einer Hand kommt, landen dort auch alle Mehrkosten und Verluste, die bei solch hochfliegenden Projekten oft anfallen. Und ob die Europäer mit den SpaceX-Preisen mithalten können, muss sich erst noch zeigen.
 
Details der Pläne für mehr Effizienz bei Arianespace sind jedenfalls noch Mangelware: „Wir sind noch am Anfang, deswegen kann ich noch nicht mehr sagen“, sagt Israël. Hinter vorgehaltener Hand ist allerdings zu hören, dass zumindest das „Internet für alle“-Programm mit OneWeb schon in wenigen Tagen konkretere Formen annehmen soll. [Sebastian Kunigkeit/Steffen Weyer/kw]

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