Schon seit einigen Jahren ist die Schallplatte wieder auf dem Vormarsch, doch nun feiert auch der Plattenspieler sein Comeback, wie auf der CES zu sehen war. Und das mit Charme, Retro Chic und jeder Menge High-Tech im Inneren.
Es ist ein Comeback, das vor wenigen Jahren noch undenkbar schien: Der Plattenspieler ist wieder da. Äußerlich sehen die neuen Modelle auf der Technik-Messe CES in Las Vegas vielleicht aus wie schon immer – doch unter Plattenteller und Tonarm schlägt ein High-Tech-Herz. Mit der Vinyl-Renaissance kehren inzwischen auch Elektronik-Riesen in das Geschäft zurück.
Panasonic lässt dieses Jahr das legendäre Modell Technics SL-1200 wieder aufleben. Seit den 70er Jahren war der robuste Plattenspieler das Lieblingsgerät von DJs und Hip-Hop-Künstlern. 2010 zogen die Japaner den Stecker – die Produktion schien sich nicht mehr zu lohnen. Erst die CD und dann Online-Formate wie die MP3 hatten die Schallplatte weitgehend verdrängt.
Doch Vinyl starb auch mit dem Vormarsch von Streaming aus dem Netz nicht aus. Eine zunächst kleine Schicht von Enthusiasten kaufte die Platten weiter und inzwischen ist es so etwas wie ein Kultur-Phänomen. Nach jüngsten verfügbaren weltweiten Zahlen des Branchenverbandes IFPI sprang der Vinyl-Absatz 2014 um gut 50 Prozent hoch.
In Deutschland, wo physische Tonträger sich insgesamt noch besser gegen die digitale Flut stemmen, liegt der Marktanteil dem Bundesverband Musikindustrie zufolge bei gut 3 Prozent. Im dritten Quartal wuchs der Markt um ein Viertel. „Zuletzt wurden Anfang der 90er Jahren so viele Platten verkauft“, sagt Verbandschef Florian Drücke.
Die Schallplatte brachte auch danach nur schmale 2 Prozent der globalen Branchen-Erlöse ein. Aber dahinter steht eine Kundenschicht, die definitiv bereit ist, Geld für Musik auszugeben. Vinyl wird wieder wirtschaftlich relevant, deshalb wollen auch die Großen der Elektronik-Branche das Geschäft nicht mehr nur den Hifi-Spezialisten überlassen, die den Plattenspieler nie aufgegeben hatten.
Die Reinkarnation des SL-1200 behielt den von DJs so geschätzten Direktantrieb. Ein Problem des 1972 gestarteten klassischen Modells waren aber Mikro-Vibrationen des Motors und minimal schwankende Geschwindigkeit. In der Neuauflage soll ein Motor ohne Metallmantel gleichmäßiger laufen. Außerdem sichert ein Aufgebot digitaler Technologie den analogen Musik-Konsum ab: Die Drehung wird von einem Prozessor mit angeschlossenen Hochpräzisions-Sensoren kontrolliert.
Mit diesem Aufwand geht es hier ganz klar nicht darum, alte Scheiben vom Flohmarkt auf den Drehteller zu werfen, sondern ganz klar um ein Gerät für Audiophile. Ein Preis für den SL-1200G, der bis Ende des Jahres auf den Markt kommen soll, wurde in Las Vegas zwar offiziell nicht genannt. Doch das Fachmagazin „What Hi-Fi?“ brachte die Größenordnung von 4000 Dollar (rund 3700 Euro) in Erfahrung. Die auf 1200 Geräte beschränkte Jubiläumsausgabe dürfte noch teurer werden.
Sony spart sich bei seinem auf der CES präsentierten Modell zwar die Aufwand mit der High-Tech-Motorsteuerung und setzt auf einen Riemenantrieb. Aber dafür geht der Konzern einen Schritt weiter bei der Einbindung in heutige digitale Gewohnheiten. Der knapp 500 Euro teure PS-HX500 lässt Nutzer die Musik gleich in digitale Dateien umwandeln. Dabei kommt das einst von Sony und Philips für die „Super Audio CD“ entwickelte DSD-Format mit höherer Soundqualität zum Einsatz.
Die weltweit wenigen verbliebenen Presswerke laufen derzeit am Limit, doch die Schallplatte werde ein Nischenmarkt bleiben, sagte der deutsche Musik-Verbandschef Drücke. „Aber sie hat es geschafft, zurückzukommen.“[Andrej Sokolow/fs]