UNESCO-Weltkulturerbe Längstwellensender Grimeton

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Die historische Antennenanlage von Grimeton ist 2,2 km lang

Der Name Grimeton ist unter Funkamateuren und Empfangs-Spezialisten ein Begriff. Gemeint ist damit eine Sendeanlage südlich des schwedischen Göteborg, die es so auf der Welt kein zweites Mal mehr gibt.

Wer in Schweden auf der Autobahn von Göteborg nach Malmö unterwegs ist, dem werden nach rund 70 km sechs hintereinander aufgestellte, imposante, T-förmige Gittermasten auffallen. Sie sind je 127 m hoch und stehen im Abstand von rund 380 m zueinander. Zwischen ihnen sind acht Drähte gespannt. Dabei handelt es sich um die weithin sichtbare, rund 2,2 km lange Antennenanlage der Längstwellensendeanlage Grimeton. Sie wurde von 1922 bis 1924 errichtet. Die noch inoffizielle Inbetriebnahme erfolgte am 1. Dezember 1924. Seit damals meldet sich Grimeton mit der Kennung SAQ (… .-  –.-).

Die Anlage stammt aus einer Zeit, in der man begann, die Funktechnik im großen Stil einzuführen. Mitte der 1920er-Jahre nahmen in Europa viele Rundfunksender ihren Dienst auf. Ihnen gemeinsam war die geringe Sendeleistung von meist deutlich unter 1 kW und damit nur bescheidener Reichweite.

Grimeton spielte da mit seinen 200 kW in einer ganz anderen Liga. Rundfunk hatte man mit der Anlage aber nie im Sinn. Dafür war sie technisch auch gar nicht ausgelegt. Bei ihr ging es nur um den Funkverkehr zwischen Schweden und Nordamerika.

Auf den ersten Blick möchte man den 100 Jahre alten Alexanderson Maschinensender für einen Notstromgenerator halten

Funktechnik im Wandel der Zeit

Der transkontinentale Funkverkehr über Längstwellensender war nur für kurze Zeit von Bedeutung. Schon früh hatten nämlich Funkamateure entdeckt, dass sich die Kurzwelle für den Fernverkehr ungleich besser eignete. Zudem erforderte sie weitaus weniger umfangreiche Sendeanlagen. Sender und vor allem Antennenanlagen konnten kompakter und damit preiswerter aufgebaut werden. Die weltweit 17 aktiven Längstwellensender wurden zwischen 1918 und 1924 in Betrieb genommen.

Etwa die Hälfte wurde bereits vor Beginn des 2. Weltkriegs stillgelegt. Die letzten folgten 1948. Grimeton überlebte nur solange, weil die Anlage nach 1945 in den Dienst des Militärs gestellt wurde. Schließlich lassen sich mit Längstwellen auch in geringer Tiefe operierende U-Boote erreichen. 1995 wurde Grimeton geschlossen. In Folge bemühte sich ein Verein um die noch voll funktionsfähige Anlage und nimmt sich auch immer wieder in Betrieb. 2004 wurde die Anlage zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt.

Bei Maschinensendern wie dem Alexanderson Alternator war die Sendefrequenz drehzahlabhängig. Angetrieben wurde er von einem E-Motor

Wie war die Sendetechnik vor 100 Jahren?

Bei Grimeton ist alles anders, wie man es von einer Sendeanlage kennt. Kein Wunder, handelt es sich hier doch um den Stand der Technik aus der Zeit um 1920. Betritt man die große Senderhalle der Anlage Grimeton, fällt zunächst eine große Maschine auf. die man zunächst als Notstromgenerator identifizieren möchte. Und zwar in der Art, wie man sie bei uns zur autonomen Stromversorgung bei Grundnetzsendern findet. erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass diese Maschine nicht der Notstromversorgung dient, sondern das Kernstück der Anlage, nämlich der Sender, ist.

Im Prinzip handelt es sich bei diesem Maschinensender um einen Wechselstromgenerator, der mit hoher Drehzahl einen großen Rotor mit hoher Polzahl antreibt. Bei der Anlage in Grimeton handelt es sich um eine Gleichpolmaschine, die nach ihrem Entwickler Alexanderson Alternator genannt wird.

Der Alternator wird durch einen 2 kV-Asynchronmotor und ein Getriebe mit einer Übersetzung von etwa 1:3, angetrieben. Der Rotor besteht aus einer 7,5 cm dicken Stahlscheibe mit 1,8 m Durchmesser. In sie sind 488 Nuten gefräst, die mit Messing gefüllt sind. Der Luftspalt zwischen dem feststehenden Stator, er besitzt 64 Induktionswicklungen, und dem Rotor beträgt gerade einmal 0,4 mm.

Die Steuerwand des Alexanderson Maschinensenders misst 5 Meter und ist voll von Schaltern, Reglern und Instrumenten

Wo war die Sendefrequenz?

Beim Maschinensender ergibt sich die Sendefrequenz durch die Anzahl der Nuten und Rotordrehzahl. Mit ihr steigt auch die Frequenz. Der Grimeton-Sender bringt es auf eine Drehzahl von 2.115 Umdrehungen pro Minute und somit auf eine Frequenz von 17,2 kHz.

Der Sendebetrieb erfordert eine absolute Konstanthaltung der Drehzahl. Die zulässige Toleranz liegt bei gerade einmal 0,6 Promille.

Grimeton war übrigens nur die Sendeanlage für den Transatlantikverkehr. Die Funksprüche aus Amerika wurden in einer separaten Empfangsstation bei Kungsbacka, rund 25 km südlich von Göteborg, aufgefangen.

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