Tonspur bei Streaming und TV einstellen: Was sind die Optionen?

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Tonspur / Audiokanal Streaming TV
©Auerbach Verlag / Thomas Riegler

Längst gehört beim TV und auf Streaming-Plattformen die Tonspur-Auswahl zum Alltag. Sie bieten mehr Komfort und Vielseitigkeit. Welche Audiospuren gibt es und wie nutzt man sie?

Bei den Tonspur-Einstellungen im TV und im Streaming ist am bekanntesten, dass es mehrere Sprachversionen gibt. So wird etwa zu einzelnen Sendungen neben der deutschen Synchronisation auch die (meist) englische Originalversion angeboten. Im deutschen Fernsehen wird davon nur wenig Gebrauch gemacht. Auf Streaming-Plattformen sind zumindest zwei Sprachversionen umso häufiger anzutreffen. Zum Teil können es auch wesentlich mehr sein.

Vor allem bei den eigenproduzierten Serien einzelner Plattformen sind viele Sprachversionen üblich. Damit können sie in vielen Zielmärkten in der Muttersprache angeboten werden. Bei einzelnen Produktionen haben wir bis zu 32 Sprachversionen entdeckt. Mehrere Sprach-Tonspuren geben uns die Gelegenheit, unsere Fremdsprachen-Kenntnisse zu verbessern oder ausländischen Besuchern Inhalte in ihrer Muttersprache anzubieten. Entscheidend ist aber, dass die Anzahl und Art der angebotenen Sprachen selbst innerhalb einer Streaming-Plattform von Inhalt zu Inhalt variiert. Mitunter finden sich auf ihnen auch Filme, die ausschließlich in deutscher Synchronisation angeboten werden.

Tonspur / Audiokanal Sprache
©Auerbach Verlag / Thomas Riegler – Von mehreren der angebotenen Spuren lässt sich anhand der exotischen Schriften nicht nachvollziehen, welche Sprachen dahinter stecken

Audiodeskription als Tonspur-Option

Die Audiodeskription ist auch als akustische Bildbeschreibung, vereinzelt auch als Audiokommentierung bekannt. Sie ergänzt den normalen Fernseh-Ton mit der Beschreibung visueller Vorgänge. Dabei werden Handlungen beschrieben, die zwar ohne Worte auskommen, aber für das Verständnis einer Sendung maßgeblich sind. Auf diese Weise können Personen mit Sehbehinderungen oder solche mit Gesichtsblindheit leichter den Geschehnissen folgen. Damit leistet die Audiodeskription einen wertvollen Beitrag zum barrierefreien Fernsehen.

Diese Funktion wird in zunehmendem Maße von den Sendern der ARD und ZDF angeboten. Sie ist zudem so gestaltet, dass sie von der normal sehenden Bevölkerung als nicht störend empfunden wird. Im Prinzip erinnert die Audiodeskription einem Hörbuch und eignet sich auch sehr gut, um auf diese Weise zum Beispiel einen Film im Auto nur zu hören und ihn trotzdem als spannend zu empfinden. Die akustische Bildbeschreibung bieten ARD und ZDF auf Tonspur 2 an. Der Kultur-Sender Arte nutzt dafür Tonspur 4.

Tonspur / Audiokanal ARD-Mediathek
©Auerbach Verlag / Thomas Riegler – In Mediatheken sind die Sprachoptionen in der Laufwerksleiste der gerade ausgewählten Sendung integriert

Klare Sprache als zusätzliche Tonspur

Die Funktion „Klare Sprache“ wendet sich in erster Linie an Personen mit Hörbehinderungen. Dazu zählt im weiteren Sinne auch, wenn man Probleme mit dem Verhältnis von Sprache und der Geräuschkulisse einer Sendung hat. Von vielen wird insbesondere die Musik als zu laut und die Sprache als zu leise empfun­den. „Klare Sprache“ sorgt für eine bessere Verständlichkeit, indem mit Hilfe eines KI-basierten Echtzeitverfahrens die Geräusch-Kulisse reduziert und die Sprache hervorgehoben wird. Diese Neu-Abmischung der Tonkanäle sorgt für eine merkliche Verbesserung der Sprachverständlichkeit.

Tonspur für Raumklang in Streaming und TV

Stereo war gestern. Heute ist Raumklang angesagt. Heimkino-Anlagen mit umfangreichen Lautsprecher-Systemen für ein allumfassendes räumliches akustisches Erlebnis sind bereits in vielen Wohnzimmern vorhanden. Dem kommen auch das Fernsehen und Streaming-Plattformen nach und bieten ebenfalls Raumklang in verschiedenen Varianten. Wobei auch hier gilt, dass die Verfügbarkeit davon abhängt, in welchen Audio-Formaten ein Spielfilm oder eine Serie abgemischt worden ist.

Dolby Digital 2.0, das Stereo entspricht, und Dolby Digital 5.1 gelten quasi als Standard-Angebot bei Streaming-Plattformen und auch bei ARD und ZDF. Die ZDF-Kanäle haben dafür die dritte, die ARD-Sender die vierte Tonspur reserviert. Dolby Digital Plus ist die Erweiterung von DD 5.1 um zwei weitere Kanäle auf 7.1 und sorgt so für ein noch raumfüllenderes Erlebnis. Theoretisch lässt Dolby Digital Plus bis zu 13.1 Kanäle zu.

Dolby Atmos im Streaming

Tonspur / Audiokanal Dolby Digital Plus
©Auerbach Verlag / Thomas Riegler – Ohne geeignetes Equipment bleiben höherwertige Audio-Optionen unerwähnt und können so auch nicht genutzt werden

Die akustische Krönung beim dreidimensionalen Surround-Erlebnis stellt aktuell Dolby Atmos dar, das uns glauben lässt, dass der Ton aus allen nur erdenklichen Richtungen auf uns einströmt. Grundsätzlich findet man Dolby Atmos auch bei den bekannten kostenpflichtigen Streaming-Plattformen. Doch der Teufel steckt im Detail. So braucht es nicht nur das für die Wiedergabe von Dolby Atmos erforderliche Equipment, sondern mitunter auch das „richtige“ Abo der Streaming-Anbieter.

Bei Netflix ist Dolby Atmos etwa nur im Premium-Paket gemeinsam mit UHD-Auflösung enthalten. Amazon Prime hat zum 5. Februar 2024 nicht nur Werbung eingeführt. Im gleichen Zuge hat Prime Video klammheimlich festgelegt, dass das Wiedergabe-Gerät bestimmend dafür ist, wie viele Audio-Optionen zur Verfügung stehen. Wählen wir etwa einen Film über die am TV vorinstallierte Prime-Video-App aus, werden uns nur alternative Sprachen angeboten. Steigen wir über den FireTV-Stick ein, können wir beispielsweise zusätzlich zwischen Stereo und Dolby Digital Plus auswählen. Ob und welche Raumklang-Formate in den Auswahl-Menüs erscheinen, hängt somit auch vom vorhandenen Equipment ab.

Tonspur in Streaming und TV individuell einstellen

©Auerbach Verlag / Thomas Riegler – Neben dem Tonkanal und der Sprache lassen sich im Auswahlmenü auch die Audiodeskription und Gebärdensprache einstellen

Welche und wie viele Audiospuren angeboten werden, variiert zunächst einmal von Sender zu Sender. Während die großen häufig mehrere Tonspuren anbieten, kommen vor allem kleine Sparten-Kanäle nur mit einer einzigen Stereospur. Doch auch dort, wo mehrere Spuren im Angebot sind, heißt das nicht, dass sie für jede Sendung zur Verfügung stehen. So werden etwa die Audiodeskription und klare Sprache nicht bei allen Sendungen geboten. Dasselbe gilt auch für Dolby Digital 5.1 und andere Raumklang-Formate.

Welche und wie viele Audiospuren zur Verfügung stehen, wird am Ende auch vom Empfangsweg bestimmt. So stehen uns etwa beim Ersten und dem ZDF über Satellit je vier Audiospuren zur Verfügung. Über unseren Kabelanbieter sind es beim Ersten drei, beim ZDF zwei. Im österreichischen DVB-T2, wo beide Sender auch als Pay-TV verbreitet werden, sind es je zwei. Ferner macht es einen Unterschied, über welche TV-Streaming-Plattform man TV-Sender nutzt. Diese bieten anstatt drei bis vier Audiospuren mitunter nur eine einzige an.

Zuletzt kommt es auch darauf an, ob man einen Sender in HD oder SD nutzt. Während die Kanäle der ARD in HD durchweg mit vier Audiospuren kommen, sind es in SD nur drei. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass die ARD SD über Astra Anfang 2025 abschalten wird.

Text: Thomas Riegler / Redaktion: Felix Ritter

5 Kommentare im Forum

  1. Ich denke in diesem Bericht ist so einiges falsch. Z.B. DD+ muss nicht zwingend 7.1 sein. Vielmehr ist DD+ für DolbyAtmos nötig. Das mit der ARD mit 3.0 und 4.0 halte ich für völlig falsch. Vielmehr hätte ich von so einem Artikel eine Gegenüberstellung von DD zu PCM erwartet. PCM wird im Artikel nicht einmal erwähnt.
  2. Passt schon. In der Theorie sind mit DD+ 13.1 Kanäle möglich. Wird praktisch wahrscheinlich keine Rolle spielen. Zumindest aktuell.
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