
Radiojingles und Sounddesigns werden von uns zwar kaum bewusst wahrgenommen, stellen aber ein wichtiges Kriterium dar, die zur Unverwechselbarkeit von Sendern beitragen. Die akustische Verpackung vieler Sender stammt aus Salzburg.
Foster Kent
Das in Salzburg ansässige Unternehmen Foster Kent wird kaum jemandem etwas sagen. Ihre Gründer Thomas Foster und Peter Kent kennen sich bereits seit frühester Kindheit und haben im Alter von 7 Jahren begonnen, gemeinsam Musik zu machen. Im Laufe der Zeit haben sie ihre Leidenschaft im Kreieren von Radiojingles und der akustischen Verpackung von Radiostationen gefunden. Eine spannende und herausfordernde Tätigkeit, wie die beiden versichern.
Obwohl uns die Namen der beiden nichts sagen, ist uns das, was sie geschaffen haben, bestens vertraut. Sie zeichnen verantwortlich unter anderem für das Sounddesign von Bayern 1 und 3, NDR1 und 2, Hit Radio FFH, HH Zwei, MDR Sputnik, MDR Jump, Radio Hamburg, SWR3, WDR2, Toggo Radio, Radio Arabella, Südtirol 1, ORF Radio Ober- und Niederösterreich, Ö3, Das Inselradio Mallorca und so weiter. Foster Kent ist aber nicht nur im deutschen Sprachraum tätig, sondern auch international. So etwa für den Nachrichtensender 1010 WINS, WFAN Sports Radio und CBS New York. Weiter zeichnen sie für das Sounddesign von Stationen in Russland, Finnland und unter anderem Italien verantwortlich.
Daneben stammt von Foster Kent auch das Sounddesign von TV-Sendern. Am bekanntesten dürften bei uns die Opener der RTL-Fernsehnachrichten sein, die ebenfalls Made in Mozartcity Salzburg sind. Ferner haben sie das Audio-Design der ARD Mediathek, des ORF Wetterpanoramas und von Red Bull TV und weiteren geschaffen.
Sounddesign
Das Sounddesign ist ein wichtiges Merkmal zur Wiedererkennbarkeit (nicht nur) eines Radiosenders oder einer Sendung. Auch Marken können mit einem Sounddesign versehen sein, um so nicht nur optisch, sondern auch akustisch wahrgenommen zu werden.
Radiojingles und Sendungsopener sind nur wenige Sekunden lang und werden von uns kaum bewusst wahrgenommen. Selbst wenn mehrere Stationen dieselbe Musik spielen, so unterscheiden sie sich doch durch die eingesetzten Jingles. Sie sind nicht weniger, als die Verpackung eines Senders und teilen uns auch ohne Worte mit, welchen wir gerade hören.
Jingles klingen für uns oft einfach und nach etwas, in dem kaum viel Arbeit und Kreativität drin steckt. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Erst bei genauerem Hinhören offenbart sich uns der filigrane, ja man kann durchaus sagen, genialen Aufbau gut gemachter Jingles. Zwar beruht das Sounddesign einer Station auf einer gemeinsamen Grundidee, die für die Wiedererkennbarkeit sorgt, ist aber dennoch an alle erdenklichen Situationen angepasst. Demnach kommt nicht nur ein einziger Jingle zum Einsatz, sondern eine beachtliche Anzahl von Variationen, die durch behutsamen Einsatz von Instrumenten, Beats und auch Vokalelementen bestimmt wird.
Arbeitsprozess
Die beiden Gründer verraten uns, dass sie jedes Jinglepaket von Grund auf neu gestalten. Selbst dann, wenn es sich um langjährige Kunden handelt, die „nur“ eine Auffrischung ihres Audio-Designs wünschen. So wird gewährleistet, dass wirklich Neues entsteht und auch als solches Wahrgenommen wird. Selbst dann, wenn die grundlegenden Elemente, wir sprechen hier von gewissen Tonfolgen, beibehalten werden. Dazu zählen etwa die häufig aus drei bis vier Tönen bestehenden Pausenzeichen. Sie lassen sich sehr gut mit unseren Namen, wie etwa Max Mustermann, sehr gut vergleichen und teilen uns mit, welchen Sender wir hören. Dabei können diese Pausenzeichen auch in den Erkennungsmelodien bestimmter Sendungen mit eingearbeitet sein, wo wir sie nur indirekt wahrnehmen.
Nachdem die Grundidee steht, setzt man sich mit dem Kunden zusammen und spielt ihm die erdachten Jingles am Klavier vor. So vermeidet man eine ungewollte Beeinflussung und lässt freien Raum, in dem der Auftraggeber seine Vorstellungen im Detail formulieren kann. Diese werden in Folge ausgearbeitet. Etwa, ob bestimmte Instrumente oder ein Orchester gewünscht ist. Weiter wird erörtert, wer den Vokalpart übernehmen soll. Hier haben die Sender mitunter bereits in der Vergangenheit mit Stimmen gearbeitet, denen sie weiter treu bleiben wollen.
Erst nachdem diese und weitere Details geklärt sind, geht es an die eigentliche Arbeit. Dabei wird jedes noch so kleine akustische Detail in einer eigenen Audiospur angelegt. So lassen sich beim Feinschliff etwa Instrumente oder auch nur Tonlagen gegen andere austauschen.
Selbst einfache Jingles bringen es so auf jedenfalls 15 Audiospuren, die als absolutes Minimum anzusehen sind. In der Regel bewegt man sich in der Größenordnung bis etwa 100 Tracks.
Bis zur Fertigstellung eines Sounddesigns dauert es etwa drei bis vier Wochen. Auch wenn sich Aufträge überschneiden, so achtet das Team von Foster Kent doch peinlich darauf, nach Möglichkeit Aufträge der Reihe nach abzuarbeiten. Alleine schon deshalb, weil jedes Projekt volle Konzentration abverlangt und man sich ihm nur so voll und ganz widmen kann. Dazu gehört auch, dass einem die besten Ideen immer wieder in unmöglichen Situationen kommen. Wie etwa unter der Dusche.
Jingles und Sendungsopener sollen aber nicht einfach nur schön klingen. Ihre Machart beeinflusst auch, ob man mit dem Sendung oder dem ganzen Sender neue Zielgruppen erschließen kann. Auf diese Weise können etwa primär von Männern eingeschaltete Rocksender plötzlich auch für das weibliche Geschlecht interessant werden.
Regionale Eigenheiten
Manche Märkte haben Eigenheiten, die woanders gar nicht funktionieren. In den USA sind etwa gesprochene Jingles und Opener allgemein üblich. Etwa, indem der Name und Slogan eines Nachrichtensenders als gesprochenes Wort oder gesungen mit eingebaut wird. Bei uns wäre so etwas absolut undenkbar. In den Staaten ist es ein Muss!
Zudem darf man nicht den Fehler begehen, die Radiomärkte in den USA und Kanada in einen Topf zu werfen. Sie unterscheiden sich grundlegend voneinander und erfordern entsprechend auch andere Soundkonzepte.
Weltweit betrachtet spielen regionale kulturelle Einflüsse jedoch weniger Bedeutung, als man meinen möchte. Die Sender wollen sich weltoffen und modern präsentieren und somit unterscheiden sich die Sounddesigns von Stationen vom anderen Ende der Welt nicht grundlegend von dem, was wir gewohnt sind.
Kontinuierliche Weiterentwicklung
Zeiten ändern sich. Kontinuierlich. Dem trägt nicht nur die Autoindustrie Rechnung, indem sie ihren Modellen rund alle zwei Jahre ein Facelifting verpasst. Dieselbe Vorgehensweise findet man auch beim Sounddesign von Radiosendern. So nennt Thomas Foster als eines der Beispiele das ORF Radio Oberösterreich, das alle zwei Jahre sein Jinglepaket überarbeiten lässt. Die Änderungen werden dabei stets nur behutsam vorgenommen, garantieren aber, dass der Sender stets voll am Puls der Zeit positioniert ist. Oft fallen diese Änderungen kaum auf. Aber sie sind da. Und selbst, wenn sich alle Jingles im Grunde gleich anhören, so merkt man die Unterschiede extrem, wenn man sich zum aktuellen, einen der ersten anhört. Diese haben so gut wie nichts gemeinsames mehr, gibt Thomas Foster zu bedenken.
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