Der Elektronikkonzern Philips will trotz harten Konkurrenzdrucks und des Verkaufs der TV-Sparte weiter am Geschäft mit Verbraucherelektronik festhalten.
„Es spricht viel dafür. Erstens ist es für die Wahrnehmung der Marke bei den Verbrauchern sehr wichtig, und auch innerhalb des Geschäftes haben wir Bereiche, die bei der Profitabilität sehr gut mithalten können“, sagte der zuständige Philips-Vorstand Pieter Nota auf der Technik-Messe IFA in Berlin.
„Das ist auch mit der Grund, warum wir das Portfolio immer mehr hin zu den Themen Gesundheit und Wohlfühlen ausrichten. Dazu gehören etwa Rasierer oder Zahnbürsten“, sagte Nota. Auch bei Küchen- und Kaffeegeräten komme Philips sehr gut voran: „Hier liegt unser Fokus und hier sind wir auch sehr profitabel.“
In der Unterhaltungselektronik hingegen kämpft der Konzern schon seit geraumer Zeit mit einer schwierigen Marktlage. Erst Anfang des Jahres verkaufte Philips das verlustreiche Fernsehgeschäft an seinen langjährigen chinesischen Partner TPV und hält noch 30 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen. Ende Juli kündigte Philips-Chef Frans van Houten an, „verschiedene Geschäftsmodelle“ für die Unterhaltungselektroniksparte zu prüfen. „Wir sind noch am Anfang eines Evaluierungsprozesses“, hatte van Houten zu dpa-AFX gesagt. Einen Verkauf von Teilen des Geschäfts wollte der Manager nicht ausschließen. Es gebe aber auch noch eine ganze Reihe anderer Optionen.
„Vorbild könnte unsere Vertriebskooperation mit Funai in den USA sein“, sagte Nota, der seit zwei Jahren bei Philips das weltweite Konsumelektronikgeschäft verantwortet. „Wir haben ja im Juli angekündigt, dass wir dort die Distribution unser Unterhaltungselektronik in Zukunft über Funai laufen lassen.“ Damit spart sich Philips Kosten für einen eigenen Vertrieb vor Ort. „Wir sind dabei, Modelle zu prüfen um den Wertbeitrag der Konsumelektronik für Philips zu steigern“, sagte der Manager. Weitere konkrete Absichten oder Entscheidungen gebe es noch nicht.
Das Segment der Konsumelektronik, das vom Wecker über die Kaffeemaschine bis zum Heimkino reicht, ist mit einem Umsatz von 5,8 Milliarden Euro im vergangenen Jahr die kleinste der insgesamt drei Sparten. Am meisten Umsatz und Gewinn liefert die Medizintechnik, danach kommt die ebenfalls wichtige Lichtsparte, in beiden Geschäften konkurrieren die Niederländer mit Siemens. Die Münchner haben sich indes aus dem Geschäft mit Verbrauchern fast vollständig zurückgezogen.
Im hart umkämpften Markt der Unterhaltungselektronik sieht Nota bereits Lichtblicke für Philips. „Im Audio- und Videosegment ist es unsere Strategie, unser Portfolio Richtung profitabler und schnell wachsender Bereiche wie Docking-Stationen und Kopfhörer zu bewegen“, sagte Nota. „Vor zwei Jahren waren wir bei den Docking-Stationen kaum aktiv und nun sind wir nach Umsatz Marktführer in Europa.“ Zur IFA in Berlin habe Philips zudem eine Reihe hochwertiger Audio-Produkte der Untermarke Fidelio vorgestellt. „Auch bei den Kopfhörern kommen wir sehr gut voran. Bei der Unterhaltungselektronik gibt es also eine Reihe von Bereichen, die wachsen und profitabel sind.“
Neben dem Einzug des Internets in immer mehr Geräte ist die Vernetzung ein großes Thema. Mit Smartphone und Tablet lassen sich bereits eine ganze Reihe von Geräten nutzen und steuern. „Etwa ein Wecker, der Leuchtdioden nutzt, um sanft aufzuwecken, und zusätzlich Musik vom Smartphone abspielen kann“, sagte Nota. In der Gesundheitspflege arbeite Philips ebenfalls an Möglichkeiten der Vernetzung. „Beispielsweise, um Kinder für das Zähneputzen begeistern zu können, indem das Smartphone speichert, wie lange sie Zähne geputzt haben und die Eltern sie entsprechend dafür belohnen können. Das ist aber noch nicht auf dem Markt.“[Stefan Bauer]