Wir müssen sparen, sparen, sparen und das zuallererst beim Strom. Denn die Preise schießen durch die Decke, der kleine Bürger ächzt unter der Last immer neuer Abgaben auf Öl, Tabak und Alkohol und selbst der Wunsch nach einem neuen Smart TV wird ihm jetzt noch vergrault.
Ressourcen scheinen bisweilen ein knappes Gut zu sein, jedenfalls machen dies die ständigen Konflikte um seltene Erden deutlich. China tritt hier nicht nur als Produzent von Elektronik auf, sondern kann auch auf reichhaltige Vorkommen dieser seltenen Rohstoffe zurückgreifen. Europa ist dagegen nicht so reich gesegnet, weshalb hier die strengsten Verordnungen weltweit herrschen, die eines ganz besonders begrenzen sollen: die Verschwendung.
Wen wundert es da, wenn überall versucht wird, diese Auswüchse gerade im Konsumerbereich zu begrenzen? Sicherlich niemanden, denn nicht umsonst erfreuen wir uns zum Beispiel an einheitlichen Steckerladegeräten für Smartphones, dem USB-Standard sei dank, diese ermöglichen eine wechselseitige Verwendung und reduzieren damit den Elektroschrott.
Die Krux an der Begrenzung findet ihren Widerpart im Wirtschaftswachstum, welches uns als Wohlstandsbarometer dient, weshalb dies immer angeregt werden soll. Viele Staaten weltweit nutzen zu diesem Zweck Konjunkturprogramme und die Industrie bastelt fleißig weiter an neuen (Schein-)Innovationen. Bei Apples iPhone 5 reichte die Reduzierung der Gehäusedicke um 1,7 Millimeter als Grund aus, um sich vom alten 40-poligen Stecker zu trennen. Auf diesen folgte der Lighning-Anschluss, der natürlich alle bisherigen Zubehörgeräte unbrauchbar machte und die Nutzer dazu Zwang entweder das Nachfolgemodell zu erwerben oder mittels eines Adapters umzurüsten. Die Erzeugung von Elektroschrott kennt scheinbar keine Grenzen, da sie einzig durch psychologische Effekte befeuert und am Leben gehalten wird – ganz gleich, ob ein Vorteil existiert.
Damit kollidieren die ökologischen Interessen nicht zuletzt mit dem Konsumwunsch, denn wenn wieder mit reduziertem Stromverbrauch oder verringerter Bautiefe geworben wird, scheint der rationale Geist Urlaub zu machen und die Emotionen bestimmen die Entscheidung. Vollkommen außer Acht lassen diese Ökofreaks und Hipster dabei, wie viel Strom man für den Mehrpreis eines Neukaufs verbrauchen kann und wie hoch der Ressourcenverbrauch für diese winzige Mehrleistung ausfällt.
Und dennoch befinden sich alle im Freudentaumel der Unvernunft, die abgesoftet wird durch den Balsam der Ökosiegel der Smart TVs und Recyclingversprechen, die uns die Industrie täglich ins Ohr flüstert. Doch lasst euch nicht verunsichern liebe Leser und haltet uns weiter die Treue, denn auch wenn der Fortschritt bisweilen seine Fratze zeigt, so leben auch wir von ihm.
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[Roger Vogel]