Der schottische Audio-System-Anbieter Linn sieht sich in seiner Entscheidung bestätigt, vor zwei Jahren die Produktion von CD-Playern zugunsten von audiophilen Netzwerk-Playern eingestellt zu haben. Nur so könnten Kunden bei Musik verlustfreie Master-Qualität genießen.
Während die Umsätze mit CDs weiter rückläufig seien, stiegen nach Angaben des Bundesverbandes Musikindustrie die Download-Umsätze im vergangenen Jahr um fast 30 Prozent. Das Wagnis, 2010 die Produktion von CD-Playern ersatzlos einzustellen, habe sich ausgezahlt, teilte Linn am Montag in München mit. Aktuell erwirtschafte das Unternehmen bereits 44 Prozent seines Jahresumsatzes mit multimediafähigen Netzwerk-Systemen.
Das hauseigene Plattenlabel Linn Records habe dabei erstmals Downloads in Studio-Master-Auflösung angeboten, also in exakt derselben Qualität, in der die Musik im Studio oder Konzertsaal aufgenommen wird. „Über kurz oder lang werden uns die Großen der Branche folgen und verlustfreie Musikdaten vermarkten“, erklärte Gilad Tiefenbrun, Managing Director von Linn.
Vermehrt böten einzelne Labels und Musikdienste ausgewählte Musiktitel in Codecs wie FLAC oder ALAC zur verlustfreien Kompression von Audiodaten an. Mit Musik-Downloads erwirtschaftet Linn Records nach eigenen Angaben rund 50 Prozent seines Umsatzes, davon sind 80 Prozent Downloads in Studio Master-Qualität.
„Wenn wir uns die Entwicklung der Musikindustrie über die letzten 30 Jahre betrachten, hat sich der Qualitätsstandard für aufgenommene Musik von Vinyl über die CD bis hin zur MP3 ständig verschlechtert“, signalisierte Tiefenbrun Handlungsbedarf. Ein Umdenken setze ein. Dem Konsumenten werde zunehmend bewusst, dass Downloads nicht mit geringer Qualität gleichzusetzen seien.
Der CD-Player sei technisch überholt, weil „selbst der beste CD-Player der Welt nur die Daten abspielen kann, die über Komprimierung auf den Silberlingen gelandet sind“, ergänzt Tiefenbrun. Wie kein anderer Hersteller setzt Linn daher auf digitale Streamer wie den Akurate DSM oder die Majik-Reihe als „Abspielgeräte der Zukunft“. Im Gegensatz zum CD-Spieler, der Hitze entwickelt und dessen Motor vibriert, enthalte der Netzwerkspieler keinerlei bewegliche Bauteile, die den Klang beeinträchtigen, so der Manager.
Der schottische Mittelständler mit über 170 Mitarbeitern und rund 16 Millionen Pfund Umsatz gilt in der Musikindustrie sowohl als Pionier für analoge Wiedergabe auf höchstem Niveau wie auch als Vorreiter digitaler Streaming-Technologie. Aber auch Linn hat sich vom physischen Tonträger nicht komplett verabschiedet. „Wir denken gar nicht daran, unsere Plattenspielerproduktion aufzugeben“, verspricht Tiefenbrun und prognostiziert: „Eines steht fest: Die Schallplatte wird die CD mit Sicherheit überleben.“[ar]