Burmester: Hörer werden mehr Wert auf Qualität legen [Interview]

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Vinyl, CD und jetzt Festplatte oder Cloud – so verlief die offizielle Entwicklung der audiorelevanten Wiedergabemedien. Dass Vinyl nicht nur für Genießer und Audiostreaming für zeitgestresste Menschen relevant sein muss, erfuhr die AUDIO-TEST-Redaktion von unseren Netzwerkaudio-Experten. Dieses Mal stand Dieter Burmester, Geschäftsführer von Burmester, Rede und Antwort.

Herr Burmester, was halten Sie von verlustfrei komprimierten Audiodateien?
 
Dieter Burmester: Die verlustfreie Komprimierung ist ein gutes Mittel, um den Platzbedarf für digital gespeicherte Musik zu verringern. Entscheidend ist für mich nicht die Wahl des verlustfreien Codecs, sondern viel mehr die Qualität der zu komprimierenden Musik. Schlechtes Material in geringer Auflösung zum Beispiel wird auch durch einen verlustfreien Codec nicht besser. Entscheidend ist die Wahl des Codecs also vor allem bei hochwertiger Musikqualität. Dabei sind verlustfreie Codecs aus meiner Sicht die beste Lösung.
 
Wie gehen Ihre Produkte damit um?
 
Dieter Burmester: Unsere neue Produktgeneration wird sich unter anderem auf FLAC verstehen. Wir haben uns für dieses Format entschieden, da FLAC ein freier Codec ist und dementsprechend nicht durch Softwarepatente belegt ist. Selbst bei intensiven Hörsessions konnten wir keine Erfahrungen mit negativen Einflüssen auf das Programmmaterial verzeichnen. Zusätzlich unterstützt FLAC sowohl HD-Audiodaten als auch Metadaten, die wir ebenfalls verarbeiten können.
 
Glauben Sie, dass verlusthaft komprimierte Audiodateien eine weitere Zukunft haben?
 
Dieter Burmester: Wenn die Verfügbarkeit hoher Bandbreiten zum Übertragen von Audiodaten weiter steigt, ist die Notwendigkeit von verlustbehafteten Audiodaten nicht mehr gegeben. Ich denke, dass in Zukunft die Musikhörer wieder mehr Wert auf Qualität legen werden. Allerdings müssen die Gerätehersteller natürlich mitziehen und die verlustfreien Formate möglichst gut unterstützen.
 
Sehen Sie Apple AirPlay als Konkurrenz oder als Ergänzung zu UPnP-Streaming-Lösungen?
 
Dieter Burmester: Da AirPlay an die Benutzung von iOS-Geräten als Quelle gebunden ist, sehe ich es nicht als Ersatz, sondern als eine Technologie von vielen. Wenn sich Apple weiterhin nur alleine als Quelle erlaubt, wird AirPlay aber möglicherweise das gleiche Schicksal wie der Mini-Disc erfahren. Große Hoffnungen setzte ich in Standards wie AVB, die hoffentlich, so sie denn wirklich verabschiedet werden, von allen Herstellern gleichermaßen unterstützt werden.

Werden wir Musik zukünftig aus der Cloud beziehen?
 
Burmester: Es ist ein denkbares Szenario, dass Musik zu einem großen Teil aus der Cloud kommen wird. Ich denke aber, dass nicht alle Musikliebhaber sich darauf verlassen wollen, dass sie überall und jederzeit Empfang haben. Außerdem können selbst die größten Provider nicht 100% Verfügbarkeit garantieren – wie der Ausfall des Blackberry Services in jüngster Vergangenheit gezeigt hat. Ich persönlich werde daher niemals meine CD-Sammlung aufgeben und mich ausschließlich in die Abhängigkeit Dritter begeben.
 
Werden sich HD-Audiofiles als neuer Standard durchsetzen?
 
Burmester: Auch hier hängt vieles von einem einheitlichen Format ab. Ich fühle mich ein bisschen erinnert an die Diskussionen über HD DVD vs. Blu-ray. Schön wäre aber, wenn alle an einem Strang ziehen und vor allem die Musiker und Produzenten die neuen Möglichkeiten der Auflösung und Qualität ebenfalls nutzen würden.
 
Sehen Sie Vinyl nur noch für Genießer und Audiostreaming für Zeitgestresste?
 
Burmester: Beide Optionen bieten doch eine mögliche Qualität, die Gänsehaut garantiert. Warum sollte man denn auf das eine oder das andere verzichten? Warum sollen Genießer auf Komfort verzichten?
 
Welche Produktneuvorstellungen können wir 2012 aus Ihrem Hause erwarten?
 
Burmester: Der Music Server, der als Prototyp schon der Öffentlichkeit präsentiert wurde, wird Anfang des Jahres in den Handel kommen. Des weiteren führen wir einen neuen D/A-Converter mit USB- und Bluetooth-Eingängen ein.
 
Werden Sie sich verstärkt mit Ihren Produkten auf den Streaming-Markt konzentrieren?
 
Burmester: Konzentrieren nicht, aber natürlich wollen wir auch in diesem Feld unser Know-how unter Beweis stellen und neue Maßstäbe mit definieren.
 
Vielen Dank für das Gespräch.[red]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

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