Der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff hat vor dem Hintergrund aktueller Skandale eindringlich für den Erhalt des öffentlich-rechtlichen Rundfunks geworben.
„Die derzeitige Debatte um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und das öffentlich-rechtliche Fernsehen wirkt teilweise wie eine Götterdämmerung“, sagte der frühere CDU-Politiker am Montag in einer Videobotschaft bei der Feier zum 70-jährigen Bestehen des Berliner Presse Clubs. „Ich empfinde wirklich null Schadenfreude, sondern ehrliche Sorge, weil wir einen guten öffentlich-rechtlichen Rundfunk zwingend brauchen.“
Der 63 Jahre alte Wulff vertritt Deutschland beim Staatstrauerakt für Japans ermordeten Ex-Regierungschef Shinzo Abe an diesem Dienstag in Tokio und konnte deswegen nicht persönlich an der Feier teilnehmen. Dem 1952 gegründeten Berliner Presse Club gehören rund 150 ordentliche Mitglieder aus fast 50 regional und überregional arbeitenden Medienhäusern an. Der Verein hat regelmäßig Spitzenvertreter aus Politik, Wirtschaft und Kultur zu Gast. Dabei werden im vertraulichen Rahmen Hintergrundgespräche geführt.
Debatte um Öffentlich-Rechtliche teilweise wie eine Götterdämmerung
Wulff nannte eine freie Presse ein wesentliches Element von Demokratie und Rechtsstaat. „Die Meinungs- und Pressefreiheit ist ein hohes Gut. Sie ist Ausdruck entwickelter und stabiler Demokratien, die Pluralismus aktiv bejahen“, sagte er. Einschränkungen der Pressefreiheit stünden immer am Anfang, wenn Demokratie beseitigt werde. „Also müssen wir wachsam sein und aktiv für die Medienvielfalt eintreten. Denn das wissen wir inzwischen auch: Demokratie klingelt nicht, wenn sie geht. Sie ist auf einmal nicht mehr da.“
Im Internet könne jede und jeder ohne jegliche Qualitätsprüfung mitreden, warnte Wulff. Es entstünden „Echokammern und sich selbst bestätigende Blasen“. Deshalb müssten professionelle Journalisten ganz neu wertgeschätzt werden. „Sie kuratieren für uns das Weltgeschehen. Dafür haften sie. Im Journalismus müssen sich alle auch etwas kosten lassen“, sagte der Alt-Bundespräsident.
„Die vielen kostenlosen Internetangebote haben den fatalen Eindruck geschaffen, dort seien auch seriöse Informationen umsonst.“
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