Satelliteninternet – Totale Abhängigkeit Europas?

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Eutelsat hat für sein OneWeb-Satellitensystem 100 zusätzliche Satelliten geordert

Europa hat ein eigenes Satelliteninternet-System. Aber ist es in der Lage, den Mächtigen Paroli zu bieten?

Satelliteninternet ist vermutlich der alles bestimmende Wachstumsmarkt in der Raumfahrt. Aktuell werden gleich mehrere Systeme aufgebaut. Alleine sie erfordern den Start von zehntausenden von Satelliten! Doch wie sieht es da mit der grenzenlosen Freiheit aus? Werden hier nicht gerade ernsthafte Abhängigkeiten geschaffen?

Wirtschaft und Politik bestimmen

Funktionierende Internetsatellitensysteme sind ein entscheidender Machtfaktor geworden. Das haben wir alleine während der letzten Monate erleben dürfen. So stand vor kurzem im Raum, dass der Ukraine die Zugänge zu Starlink gesperrt werden. Was fatale Folgen mit sich gebracht hätte. Denn leistungsfähige Internetverbindungen sind heute unter anderem ein wichtiger Faktor in der Kriegsführung. Stichwort Ukraine, wo die Streitkräfte stark von Starlink abhängig sind. Würde man ihnen von heute auf morgen den Zugang zu diesem System verwehren, könnte dies nachhaltige Folgen für den weiteren Kriegsverlauf nach sich ziehen.

Spionage?

Immer wieder taucht auch die Frage auf, in welchem Umfang man nicht auch ausspioniert wird. In diesem Zusammenhang ist in der letzten Vergangenheit auch der Name Starlink gefallen. Insgesamt ist das Vertrauen in dieses Satellitensystem deutlich gesunken, seitdem Elon Musk in der US-Politik mitspielt und sich der amerikanische Präsident vor allem mit Unzuverlässigkeit und Unberechenbarkeit einen Namen gemacht hat. Kann es sich Europa unter diesen Voraussetzungen erlauben, auf ein Satellitensystem eines Landes zu setzen, zu dem die Beziehungen aktuell alles andere als gut sind?

Wären in diesem Zusammenhang die Chinesen mit ihrem gerade im Aufbau befindlichen Qiafan-Satellitensystem eine Alternative? Wohl auch nicht. Dazu brauchen wir uns nur zu erinnern, dass der chinesische Huawai-Konzern in mehreren Ländern vom Aufbau von 5G-Infrastruktur ausgeschlossen hat, weil man fürchtet, dass damit die Chinesen auch Spionage betreiben könnten, indem Daten nicht nur ihre bestimmten Ziele, sondern auch China erreichen. Diese Gefahr besteht bei einem chinesischen Satelliteninternet-System genauso. 

Und was macht Europa?

Europa hat auch ein eigenes Internet-Satellitensystem. Die meisten wissen nur nichts davon. Allerdings handelt es sich bei dem von Eutelsat betriebenen OneWeb-System im Vergleich zu Starlink heute, um einen Zwerg. Aktuell kreisen gerade einmal 654 OneWeb-Satelliten in rund 1.200 km Höhe um die Erde.

Diese Satelliten könnten zwar die Aufgaben der Starlinks rund um den Ukraine-Krieg übernehmen, doch am Ende bräuchte es einen massiven Ausbau dieses Systems. Wobei wir hier von einem Investitionsvolumen von etlichen Milliarden Euro sprechen. Klingt nach viel Geld. Aber solche Investitionen würden sich mit der Zeit rechnen. Denn der Bedarf an Internet-Übertragungskapazitäten über Satellit wird weiter steigen. Und diese Anforderungen gilt es auch, abdecken zu können. Außerdem geht es hier auch um Unabhängigkeit, Zuverlässigkeit und um Vertrauen. All diese Faktoren lassen sich derzeit nur sicherstellen, wenn man ein eigenes Satellitensystem sein Eigen nennen darf. Europa ist also stark gefordert, in diesem Segment den Anschluss nicht zu verlieren.

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