Der preisgekrönte und vom NDR mitproduzierte Kino-Dokumentarfilm „Lovemobil“ der Autorin Elke Margarete Lehrenkrauss über Prostituation in Deutschland zeigt in weiten Strecken Szenen, die nicht authentisch sind.
Das haben Recherchen der NDR Redaktion STRG_F laut einer Pressemitteilung der Rundfunkanstalt vom heutigen Montag ergeben. Der Film soll zwar auf Basis von langjährigen Recherchen der Autorin entstanden sein, aber zentrale Darstellerinnen des Films schildern nicht ihre persönlichen Erfahrungen, sondern spielen eine Rolle. Zahlreiche Situationen sind wohl nachgestellt oder inszeniert.
Autorin will Realität nicht verfälscht haben
Elke Margarete Lehrenkrauss verteidigt indes STRG_F gegenüber ihre Vorgehensweise: „Ich kann mir auf jeden Fall nicht vorwerfen, die Realität verfälscht zu haben, weil diese Realität, die ich in dem Film geschaffen habe, ist eine viel authentischere Realität.“
Laut NDR räumte die Autorin allerdings ein, dass Darstellerinnen und Darsteller bei der Produktion zum Einsatz kamen, darunter auch Bekannte. Die Prostituierte „Rita“ im Film „Lovemobil“ ist keine Prostituierte. Laut Lehrenkrauss soll „Rita“ Geschichten von anderen Prostituierten nachgespielt haben. Auch „Milena“ arbeitet nicht wie im Film dargestellt als Prostituierte in einem Wohnmobil an der B188/ B4 bei Gifhorn, sondern war nur für die Dreharbeiten in Niedersachsen. Bei einem der gezeigten „Freier“ soll es sich um einen Bekannten der Autorin handeln.
NDR will vollständige Aufklärung
Frank Beckmann, Programmdirektion Fernsehen, kündigt im Rahmen der Bekanntmachung des NDR Konsequenzen der Enthüllungen an: „Der Film „Lovemobil“ entspricht nicht den Standards, die der NDR an dokumentarisches Erzählen anlegt. Er gaukelt dem Publikum eine Authentizität vor, die er nicht hat. Journalist*innen des NDR haben aufgedeckt, dass weite Teile des Films frei inszeniert wurden. Der NDR wird den Sachverhalt in seinen Programmen transparent machen und unabhängig berichten. Wir müssen neben der vollständigen Aufklärung noch bessere Wege finden, wie wir uns vor solchen Irreführungen schützen können“.
Quelle: NDR