Österreich: Droht Jugendwelle FM4 das Aus?

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Der österreichischen Jugendwelle FM4 könnte das Aus drohen. Sie wäre dann ein Opfer der österreichischen Politik

FM4 ist die Jugendwelle des österreichischen Rundfunks. Sie hat sich international einen Namen gemacht, weil sie sich ziemlich weit weg vom Mainstream bewegt und zudem großteils englischsprachig ist. Dem Sender könnte schon bald das Aus drohen.

Genau genommen geht es um viel mehr. Und da spielt die große Politik gehörig mit rein. Grundsätzlich drohen der Rundfunklandschaft in Österreich sehr düstere Zeiten.

Was geht vor sich?

Nach der letzten Nationalratswahl sieht sich Österreich grundlegend veränderten politischen Verhältnissen gegenüber. Stimmenstärkste Partei ist die rechtsgerichtete FPÖ. Allem Anschein nach wird sie den nächsten Bundeskanzler stellen.

Die FPÖ hat seit Jahren ein gestörtes Verhältnis zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk und wüsste diesen am liebsten abgeschafft. Zudem ist dieser Partei die erst vor einem Jahr eingeführte Haushaltsabgabe anstatt der alten Rundfunkgebühr ein Dorn im Auge. Als ungerecht empfindet die FPÖ diese. Dabei scheint es ihr egal zu sein, dass die Österreicher mit der Haushaltsabgabe deutlich weniger zahlen, als zuvor. Aus Sicht der FPÖ ist die Haushaltsabgabe alleine deshalb schon ungerecht, weil nun auch jene zahlen müssen, die sich bislang von der Rundfunkgebühr gedrückt haben. Etwa, indem sie die Tuner ihrer Fernseher haben stilllegen lassen.

Unabhängiger Rundfunk in Gefahr

Die Unabhängigkeit des Rundfunks ist nach Meinung vieler Österreicher jedenfalls in Gefahr. Schließlich konnte es besagte Partei überhaupt nicht leiden, wenn über sie kritisch berichtet wurde. So etwas darf einfach nicht sein – aus deren Sicht. Kann auch gut sein, dass für einige Redakteure harte Zeiten kommen, sobald die FPÖ am Ruder ist.

Was ist jetzt mit FM4?

Soweit zu vernehmen ist, ist der Jugendsender FM4 – neben der Abschaffung der Haushaltsabgabe – auch Gegenstand der derzeit laufenden Koalitionsverhandlungen. Es hat den Anschein, als wolle man den ORF schwächen, wo es nur geht. Und es kann gut sein, dass FM4 da unter die Räder kommt. Wie stark und wie intensiv, wird sich noch herausstellen.

Der Verlust von FM4 mögen manche als verschmerzbar finden. Mit einer Reichweite von rund 4 Prozent liegt er deutlich hinter der Kulturwelle Ö1. Doch FM4 hat viele Fans, vor allem in Deutschland. Und mit FM4 würde nicht nur der einzige englischsprachige Sender im Lande verschwinden, sondern auch eine Plattform für Bands und Künstler abseits des Mainstreams. Der Verlust von FM4 wäre somit nicht nur ein Politikum, sondern auch aus kultureller Sicht eine Katastrophe.

FPÖ will eigenen Radiosender

Doch die FPÖ will noch mehr. Sie möchte noch heuer einen bundesweiten Radiosender starten. Wozu der dienen soll, liegt auf der Hand. Er würde der Partei die Gelegenheit geben, die Bevölkerung mit „ihrer Wahrheit“ zu versorgen.

Politischen Parteien ist es bislang in sterreich verboten, Radio- oder TV-Sender zu betreiben. Aber „wenn die richtigen“ an der Macht sind, können sie recht schnell die Gesetze zu ihren Gunsten ändern. Ein neuer Sender müsste nicht zwingend aufgebaut werden. Man könnte sich dann auch in einen bestehenden einkaufen…

Mit einem Radiosender hat die FPÖ übrigens schon Erfahrung. In der Zeit um 1990 betrieb man nahe der österreichischen Grenze in Italien den Sender „Radio Freies Europa“, der in Kärnten und Teilen der Steiermark zu hören war.

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5 Kommentare im Forum
  1. Jeder Cent ist zuviel, der ORF hat jahrzehntelang Privatfernsehen in Österreich bekämpft, es ist Zeit das Chancengleichheit herrscht, welche Partei jetzt das durchsetzt spielt eigentlich keine Rolle!
  2. FM4 ist sowieso ein ganz merkwürdiger Sender, wäre nicht schade drum. Österreich wurde auch Fernsehalbanien genannt, solange wie es da kein Privatrundfunk gab...
  3. Klar, sieht man deutlich. Es gibt so gut wie kein Privatfernsehen in Österreich.
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