Forscher wollen nachgewiesen haben, dass Social Media und Suchmaschinen den Nachrichtenkonsum und dessen Vielfalt begünstigen – und eben nicht einschränken. Damit stellen sie die Bildung von Filterblasen und Echokammern im Internet infrage.
Digitale Medien haben den Nachrichtenkonsum fundamental verändert. Häufig wird angenommen, dass sich die Nutzung von Social Media und Suchmaschinen negativ auf die Vielfalt der genutzten Nachrichten auswirkt. Die algorithmischen Filtern dieser „Intermediären“ würden Usern nur solche Informationen anzuzeigen, die ihren Interessen entsprechen.
Dieser verbreiteten Annahme widerspricht nun eine Studie von Forschern der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), der Universität Hohenheim und des GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften in Köln. Sie zeigen anhand einer innovativen Messung des Web-Browsing-Verhaltens von mehr als 5.000 deutschen Internetnutzern: Die Nutzung von Facebook, Twitter, Google und Co. geht mit mehr Besuchen von Nachrichtenseiten und einer größeren Vielfalt besuchter Nachrichtenseiten einher.
Das Forscherteam führt dies auf das Konzept der zufälligen Rezeption von Nachrichten zurück. In traditionellen Medien wie Fernsehen und Zeitung sehen Bürger Nachrichten oft nur, wenn sie diese bewusst auswählen. Auf intermediären Plattformen kommen Menschen auch zufällig mit Nachrichten in Berührung. Etwa, wenn ihre Kontakte Nachrichteninhalte teilen oder sie beim Abrufen von E-Mails auf interessante Artikel stoßen.
Die Studienergebnisse haben laut Forscherteam bedeutsame politische und gesellschaftliche Implikationen, weil sie der Bildung von Filterblasen oder Echokammern widersprechen. „Bisherige Debatten haben sich in vielerlei Hinsicht um die Befürchtung gedreht, dass Online-Medien zur Entstehung neuer Mauern in der Gesellschaft führen“, sagt Prof. Dr. Michael Scharkow von der JGU. „Unsere Ergebnisse zeigen demgegenüber, dass soziale Medien und Suchmaschinen durchaus das Potenzial haben, bestehende Mauern zu überwinden.“
Die Forscher weisen aber auch darauf hin, dass weitere Studien und genauere Einblicke in die Algorithmen von Intermediären notwendig sind, um genauer zu verstehen, wie diese den unbeabsichtigten Nachrichtenkonsum fördern.
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