Michael „Bully“ Herbig sieht strenge Comedy-Polizei in Deutschland

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Bully Herbig Prime Comedy
Bild: 2020 Amazon.com, Inc.

„Bully“ distanziert sich von seinem Riesen-Kinoerfolg und beklagt, dass man „Der Schuh des Manitu“ wohl 2022 nicht mehr so machen könnte wie 2001.

Michael „Bully“ Herbig würde seine Karl-May-Filme-Parodie „Der Schuh des Manitu“ nicht mehr auf die Art machen wie damals. „Den Film hab ich vor 22 Jahren gemacht und es war eine Parodie auf Filme, die vor 60 Jahren im Kino waren“, erläuterte der 54 Jahre alte Comedian und Schauspieler in der am Freitagabend ausgestrahlten Radio-Bremen-Talkshow „3 nach 9“. Das habe damals mit Spielfreude und der Verwirklichung von Träumen zu tun gehabt. Heute würde er das nicht mehr so machen, sagte Herbig.

Warum? „Die Comedy-Polizei ist so streng geworden.“ Das nehme ein bisschen die Unschuld und Freiheit, meinte der Komiker im Gespräch mit Giovanni di Lorenzo. Der Film kam im Sommer 2001 ins Kino und wurde von April bis Juni 2000 in Spanien und Bayern gedreht. Herbig sagte aber auch, er finde es „total richtig“, dass man über gewisse Dinge nicht mehr so spreche wie vor 20 Jahren.

„Bully“ heißt die Änderungen der letzten Jahre gut, hat aber auch Kritik

„Ich hab da ein totales Verständnis für, ich bin total offen.“ Er finde nur, dass die Diskussion manchmal ein bisschen polemisch geführt werde. „Ich hab den Eindruck, dass alle im Moment so laut sind, dass keiner dem anderen mehr zuhört. Das Einzige, was die beiden Lager so verbindet, ist, man könnte sagen, sie sind alle mit der Gesamtsituation unzufrieden.“ Er habe darauf für sich noch keine Antwort, sagte Herbig etwas ratlos. Er versuche, sich noch eine schlaue Meinung zu bilden. Gefragt worden war er nach der derzeit tobenden Debatte über kulturelle Aneignung und Rassismus.

Diese wurde zuletzt wieder größer, als der Verlag Ravensburger Mitte August ankündigte, die Auslieferung zweier Kinderbücher zum gleichnamigen Film „Der junge Häuptling Winnetou“ zu stoppen und aus dem Programm zu nehmen (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). In einem Instagram-Post schrieb Ravensburger, Nutzer-Feedback habe gezeigt, „dass wir mit den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben“. Etliche Nutzer der Social-Media-Plattform bezichtigten die Firma des Einknickens vor Kritik. Es gab auch Unterstützung für die Entscheidung.

Filmemacher könnten den Spaß an Komödien verlieren

Herbig sagte bei „3 nach 9“, eine Komödie oder eben Filme zu drehen, sei heute viel schwieriger als früher: „Weil man das Gefühl hat, dass man sehr schnell Leuten auf die Füße tritt.“ Wenn einem jemand das Argument entgegenschleudere „Du hast meine Gefühle verletzt“, dann könne man nicht sagen „Das stimmt doch gar nicht.“

Er führte aus: „Wenn es dann irgendwann mal einen Katalog gibt, in dem steht, über die Person, über den Menschen, darfst du Witze machen, über diesen Kulturkreis nicht, über diese Menschen auch nicht, dann kommst du in so ein Fahrwasser – also ich hab dann keinen Spaß mehr dran – dann müssen das Leute machen, die sich da so durchmanövrieren, aber das nimmt mir so ein bisschen die Freude und dann sehe ich, wenn man in so eine Richtung weitergaloppiert, sehr dunkle Zeiten auf uns zukommen, weil dann wird es irgendwann Leute geben, die einfach sagen „Ich mach keine Komödien mehr – das ist mir zu heiß“.“

Neuer Film von Michael Herbig startet Ende September

Herbig wurde in den 90ern mit der Comedyshow „Bullyparade“ populär. Im Film „Der Schuh des Manitu“ geht es um die beiden zu Unrecht des Mordes beschuldigten Blutsbrüder Abahachi (Herbig) und Ranger (Christian Tramitz) – Parodien von Winnetou und Old Shatterhand. Im Film gibt es auch den schwulen Abahachi-Zwillingsbruder Winnetouch, der auf der „Puder Rosa Ranch“ eine Beautyfarm betreibt. Viele mögen die Komödie, die viele Millionen Kinozuschauer hatte, für andere ist sie nur eine Klamotte. Kritisiert wurde schon öfter auch das tuntige Schwulenklischee im Film.

Herbig bringt als Regisseur Ende September den Film „Tausend Zeilen“ mit Elyas M’Barek und Jonas Nay ins Kino. Dabei handelt es sich um eine filmische Annäherung an den Skandal um den „Spiegel“-Reporter Claas Relotius, der im Film den Namen Lars Bogenius trägt.

Bildquelle:

  • df-bully: Amazon
13 Kommentare im Forum
  1. Na das hat ja nicht lange gedauert. Da musste er sich wohl distanzieren, um nicht unter die Räder des Empörmobs zu geraten. Ich bin Gott froh die Zeit noch miterlebt haben zu dürfen, wo man noch richtig Comedy machen konnte, ohne Angst vor einem Shitstorm in den sozialen Netzwerken haben zu müssen. Nicht immer ist der der am lautesten brüllt auch der Schlauere. Das gilt für alle Seiten des Lebens! Traurig traurig.
  2. Ist ja nicht so, als hätte es früher keine Kritik gegeben. Pierre Brice z.B. mochte den Schuh... gar nicht. Die katholische Kirche war auch immer vorne dabei, vor allem wenn sie selbst das Angriffsziel war.
  3. Ich glaube nicht, dass sich in den letzten 20-30 Jahren die Meinung oder Empfindung der Leute so viel geändert hat. Früher gab es nur kein social media, wo jeder Hans seine übertriebene Empörung überall den anderen Leuten aufdrücken konnte. Mit der Digitalisierung kommt dann noch hinzu, dass Medienverlage nicht mehr auf Papierkosten blicken müssen und nun mehr berichten können, einfach nur, um irgendwas zu schreiben, um in aller Munde zu bleiben. Bin überzeugt, die Mehrheit steht unterschiedlichstem Humor offen gegenüber und können über Klischees, Vorurteile und Rassismus lachen, da sie sich bewusst sind - es wird niemanden schockieren - dass sie sich eine fiktive Komödie zur Unterhaltung anschauen...
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