Lindner: „Kein Intendant sollte mehr verdienen als der Bundeskanzler“ | Buhrow, zahlt nach eigenen Angaben jährlich einen hohen fünfstelligen Betrag an WDR zurück.
Bundesfinanzminister Christian Lindner hat sich kritisch zu den Gehältern der Intendanten des öffentlichen-rechtlichen Rundfunks geäußert. „An der Spitze der Öffentlich-Rechtlichen wird teilweise enorm verdient“, sagte der FDP-Politiker der „Bild am Sonntag“. „Ich bin gegen jede Neid-Debatte, aber kein Intendant sollte mehr verdienen als der Bundeskanzler. Hier ist eine Selbstverpflichtung nötig, um mit dem Geld der Gebührenzahler sparsam umzugehen.“
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat neben seinem Regierungsamt noch ein Abgeordnetenmandat und erhält deshalb zusätzlich zu seinem Amtsgehalt die um 50 Prozent gekürzte Abgeordnetenentschädigung. Nach Zahlen, die der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags im Auftrag eines AfD-Abgeordneten im Sommer zusammengestellt hatte, kommt der Kanzler damit auf ein Monatsgehalt von insgesamt rund 30.000 Euro, als etwa 360.000 Euro im Jahr.
Bundeskanzler verdient auch nicht schlecht
Die Sender-Chefs der ARD bestimmen ihr Gehalt nicht selbst, sondern die Verwaltungsräte als Kontrollgremien. Im ARD-Intendanten-Vergleich verdient WDR-Intendant Tom Buhrow mit mehr als 400.000 Euro pro Jahr am besten – der WDR ist auch der größte ARD-Sender. Der Intendant des Saarländischen Rundfunks (SR) hingegen steht nach Angaben für das 2021 mit rund 245 000 Euro am unteren Ende bei den Jahresgehältern der ARD-Intendanten. Bei den Angaben handelt es sich um die Grundvergütung.
„Insgesamt sollten die Chefetagen und Verwaltungen schlanker werden, um stattdessen die Redakteure angemessen zu bezahlen, die die Inhalte machen“, so Lindern weiter in der „Bild am Sonntag“.
Vor einigen Tagen hatte sich der Minister ebenfalls zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk geäußert und sich für den Erhalt des Rundfunkbeitrags ausgesprochen. Er sei ein Verteidiger des Gebührenmodells, sagte er am Dienstag auf dem Kongress des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) in Berlin.
Eine Alternative wäre die Finanzierung aus dem Staatshaushalt durch Steuern. Das aber würde Journalismus in eine Situation bringen, in der der Haushaltsausschuss quasi mit Einfluss auf die Strukturen nähme, mahnte Lindner. Die jüngste Entscheidung Frankreichs, dort Rundfunkgebühren abzuschaffen, halte er nicht für übertragbar auf Deutschland.
WDR-Intendant Buhrow zahlt jährlich fünfstelligen Betrag an Sender
Der Intendant des Westdeutschen Rundfunks (WDR), Tom Buhrow, zahlt nach eigenen Angaben jährlich einen hohen fünfstelligen Betrag an seinen öffentlich-rechtlichen ARD-Sender. Das sagte er am Donnerstag in Köln in einem Pressegespräch auf eine Frage rund um seine Bezüge. Der Vertrag sei so zu seinem Start als Senderchef damals zugeschnitten worden, bei den Vorgängern sei das noch anders gewesen.
Hintergrund der Zahlung ist nach Senderangaben eine spezielle Regelung: Aus dem WDR-Geschäftsbericht 2021 geht hervor, dass Mitglieder der Geschäftsleitung in verschiedenen Aufsichtsgremien von WDR-Beteiligungsgesellschaften vertreten sind. Sofern hierfür Aufwandsentschädigungen, Sitzungsgelder oder Ähnliches gewährt werden, unterliegen diese einer Kappungsgrenze von 6.000 Euro pro Person und Jahr.
Die Höhe der Gehälter der ARD-Intendantinnen und -Intendanten wird zurzeit wieder stärker in der Politik in unterschiedlicher Schärfe thematisiert. Es gibt zum Beispiel Forderungen nach Kürzungen oder Deckelungen. Ihr Gehalt bestimmen die Senderchefs nicht selbst, sondern die Sender-Verwaltungsräte als Kontrollgremien. Im ARD-Intendanten-Vergleich verdient Buhrow mit mehr als 400.000 Euro pro Jahr am besten – der WDR ist auch der größte ARD-Sender.
Die Debatte kocht zurzeit auch wegen der RBB-Krise mit Filzvorwürfen gegen die fristlos entlassene RBB-Intendantin Patricia Schlesinger wieder hoch. Es kam ans Licht, dass die 61-Jährige eine kräftige Gehaltserhöhung von 16 Prozent auf 303.000 Euro erhielt. Zudem gab es in dem Sender ein nicht offen gelegtes Boni-System für Führungskräfte.
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