Kölner Domradio: Unter der Fuchtel von Kardinal Woelki?

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TV-Gottesdienst, Kirche
© Richard W. Schaber

Das Kölner Domradio ist bekannt für seine professionelle und kritische Kirchenberichterstattung – doch jetzt gibt es Sorge, dass Kardinal Woelki den Sender auf Linie bringen will.

Der Programmbeirat des Kölner Domradios sieht die journalistische Unabhängigkeit des kircheneigenen Senders in Gefahr. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet, hat der Programmbeirat diese Sorge in einem Brief an die Landesanstalt für Medien NRW zum Ausdruck gebracht. 

Der Vorsitzende des Programmbeirats, Jürgen Wilhelm, bestätigte der DPA die Existenz des Briefes. Er habe das Schreiben auch an NRW-Medienminister Nathanael Liminski (CDU) geschickt, sagte Wilhelm. Die Landesanstalt für Medien NRW in Düsseldorf bestätigte zudem den Eingang des Schreibens des Programmbeirats. Der Beirat bitte in dem Schreiben darum, die geplante Umstrukturierung des Domradios „mit Blick auf die Freiheit der Programmverantwortlichen medienrechtlich zu prüfen“, so eine Sprecherin.

Ein Sprecher von Medienminister Liminski sagte, dieser verfolge die Vorgänge aufmerksam und setze darauf, „dass alle Beteiligten ihrer jeweiligen Verantwortung für Medienvielfalt und Qualitätsjournalismus gerecht“ würden. Die Prüfung in der Sache sei allein Aufgabe der Landesanstalt für Medien als unabhängiger Medienaufsicht. 

Domradio: Chefredakteur vorzeitig im Ruhestand

Das Domradio ist seit vielen Jahren für seine seriöse, vielfältige und kritische journalistische Berichterstattung über Kirchen-Themen bekannt. Insbesondere Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen hatte sich nicht gescheut, auch den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki zu kritisieren, etwa im Zusammenhang mit dessen Widerstand gegen den katholischen Reformprozess Synodaler Weg. 

Vor wenigen Wochen wurde jedoch mitgeteilt, dass Brüggenjürgen vorzeitig in den Ruhestand gehe. Neuer Chefredakteur werde Redaktionsmitglied Renardo Schlegelmilch. Kritiker befürchten, dieser Schritt diene ebenso wie eine angekündigte Umstrukturierung des multimedialen Senders dazu, das Domradio auf Woelkis Linie zu bringen. 

Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ zitiert zu den Hintergründen von Brüggenjürgens Ablösung aus Wilhelms Brief an die Landesanstalt für Medien: „Noch bis vor wenigen Wochen hat der Programmbeirat Herrn Brüggenjürgen als motiviert und tatkräftig erlebt. Von Rücktrittsabsichten oder Vertragsauflösung war nicht die Rede. Dem Vernehmen nach soll Herr Brüggenjürgen sich in den Wochen danach über die Einmischung in redaktionelle Inhalte durch den neuen zweiten Geschäftsführer nachhaltig in seiner Unabhängigkeit beeinträchtigt gesehen haben.“ 

Es sei nun zu befürchten, dass bei den Journalistinnen und Journalisten des Domradios eine „Schere im Kopf“, also eine Art Selbstzensur um sich greifen könnte, um nicht unangenehm aufzufallen, so der Programmbeirat.

Erzbistum um Woelki bestreitet Vorwürfe

Das Erzbistum Köln wies die Vorwürfe zurück. „Das Domradio ist eine starke katholische und soziale Stimme in der deutschen Medienlandschaft und wird mit der Umstrukturierung für einen dynamischen Wachstumskurs aufgestellt“, teilte die Pressestelle des Erzbistums mit. „Mit der erweiterten Geschäftsführung werden in puncto Governance und Compliance zeitgemäße Standards umgesetzt. Das anerkannte journalistische Profil des Domradios bleibt erhalten und soll ausgebaut werden.“ 

Brüggenjürgen habe dafür professionelle Standards gesetzt, denen der Sender auch künftig verpflichtet sei. „Eine inhaltliche Neuausrichtung ist nicht beabsichtigt, was sich auch mit dem kürzlich angekündigten Generationswechsel zeigt“, so die Pressestelle des Erzbistums. Der neue Chefredakteur Schlegelmilch sei seit 15 Jahren in unterschiedlichen Funktionen für das Domradio tätig und habe zuletzt als Sprecher der Redakteursversammlung die Interessen seiner Kolleginnen und Kollegen vertreten.

Text: dpa / Redaktion: GD

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