
Die Deutsche Bundeswehr beabsichtigt bis 2029 eine eigene Satellitenkonstellation aufzubauen. Anstatt auf Kooperationen setzt man künftig auf Eigenständigkeit und so auch auf Unabhängigkeit.
Was ist eine Satellitenkonstellation?
Unter einer Satellitenkonstellation versteht man eine Reihe von Satelliten, üblicherweise ab mehreren hundert Einheiten, die einem gemeinsamen Ziel dienen. Darunter fällt etwa die Erdbeobachtung oder der Aufbau eines Kommunikationssystems.
Das populärste Beispiel dafür sind die Starlink-Satelliten. Das Starlink-System und damit die USA, sind derzeit führend in diesem Bereich. Mit den OneWeb-Satelliten von Eutelsat unterhält auch Frankreich eine solche, wenn im Vergleich auch recht kleine, Konstellation. Im Prinzip beabsichtigt die Bundeswehr ein solches System für eigene Aufgaben aufzubauen. Allerdings reden wir hier von einer weitaus geringeren Zahl an Satelliten.
Billig wird eine eigene Satellitenkonstellation nicht werden. Laut Expertenmeinung dürften dafür bis zu 10 Milliarden Euro zu veranschlagen sein. Ein Sprecher, der die Pläne zum Aufbau einer eigenen Satellitenkonstellation bestätigte, gab jedoch keine weiteren Details bekannt. Schon wissen… militärisch, also streng geheim. Sicher ist aber, dass mehrere Möglichkeiten ins Auge gefasst werden, wie man künftig den steigenden Bedarf an Aufklärung aus dem Weltraum eigenständig abdecken kann.
Warum der nationale Alleingang?
In der Vergangenheit vertraute die deutsche Bundeswehr auf internationale Zusammenarbeit und die Nutzung von Satellitensystemen der Verbündeten. Denn mit den aktuell betriebenen acht bis zehn eigenen Satelliten könnte der Bedarf nicht annähernd gedeckt werden.
Bis in die jüngste Vergangenheit hat diese Kooperation bestens funktioniert. Doch seitdem Donald Trump wieder als US-Präsident die Fäden zieht, ist sehr viel an Vertrauen verloren gegangen. Jedenfalls will man sich auf bestehende Absprachen nicht mehr verlassen. Eine eigene Satellitenkonstellation soll helfen, unabhängiger zu werden.
Warum keine Kooperation innerhalb Europas?
Eine Kooperation der Bundeswehr mit Frankreich und somit Eutelsat wäre naheliegend. Das Unternehmen befindet sich überwiegend im Staatsbesitz. 51,7 Prozent hält Frankreich, 10,9 Prozent die britische Regierung.
Aktuell besteht das OneWeb-Satellitensystem aus rund 650 Satelliten. Für die nächsten Jahre ist der Start weiterer 500 vorgesehen. Im Vergleich zur Starlink-Konstellation ist das aber nicht mehr, als ein Tropfen auf den heißen Stein. Bereits heute besitzt Musks Konstellation rund zehnmal so viele Satelliten. Zudem meint Christopher Baugh, ein Experte bei der Beratungsfirma Analysys Mason im Bereich Satellitenindustrie, dass OneWeb in keiner Art und Weise eine Alternative zu Starlink darstellt. In seiner Betrachtung geht es wohl auch darum, dass der Aufbau eines leistungsfähigen Satellitensystems seine Zeit braucht.
Wäre Iris2 eine Alternative?
Für die Bundeswehr ist das von der EU geplante Projekt Iris2 ebenfalls keine Alternative zur eigenen Satellitenkonstellation. Denn die Zeit tickt und Iris2 würde frühestens ab 2030 einsatzfähig sein und nur zum Teil für militärische Anwendungen zur Verfügung stehen.
Ob sich die Pläne der Bundeswehr im vorgesehenen zeitlichen Rahmen realisieren lassen, ist ohnehin fraglich. Denn inzwischen ist es schwer geworden, denn die Buchungslage der Raumfahrtunternehmen ist ausgesprochen gut und so wird es schwierig sein, die Satelliten in den Weltraum bringen zu können. In Fachkreisen geht man davon aus, dass dies nur mit rund 100 bis 150 Satelliten gelingen sollte.
Für Abhilfe könnte allerdings die recht leistungsfähige deutsche Raumfahrtindustrie sorgen. Hier könnten drei deutsche Unternehmen zum Zug kommen, die gerade kleine Raketen mit einer Nutzlast von rund einer Tonne entwickeln. Gespräche zwischen ihnen und dem Verteidigungsministerium sollen bereits laufen.
Auch interessant: