Die Gewerkschaft Verdi hat Amazon-Beschäftige an sieben deutschen Versandzentren ein weiteres Mal zum Streik aufgerufen. Bereits vor dem „Prime Day“ im Frühling gab es ähnliche Anläufe.
Mit Beginn der Nachtschicht zum Montag sollten Mitarbeiter in Graben bei Augsburg, Leipzig, Werne, Rheinberg, Koblenz und an zwei Standorten in Bad Hersfeld die Arbeit niederlegen, kündigte Verdi am Sonntag an. Ziel sei es, das Weihnachtsgeschäft des weltgrößten Onlinehändlers „empfindlich zu stören“.
Amazon-Beschäftigte wollen Tarifvertrag
Mit dem Warnstreik reagiere die Gewerkschaft auf Aussagen des neuen Deutschland-Chefs von Amazon, Rocco Bräuniger. Dieser wolle wie sein Vorgänger keinen rechtsverbindlichen Tarifvertrag für die Beschäftigten mit Verdi abschließen. Verdi setzt sich seit Jahren dafür ein, dass die Amazon-Beschäftigten nach Tarifen bezahlt werden, wie sie in den Flächentarifverträgen des Einzel- und Versandhandels festgeschrieben sind. (dpa)
Krisengewinnler boomt – und erntet Kritik
Der Online-Gigant Amazon, der in den Neunzigern als digitaler Buchhandel gestartet war, ist mittlerweile einer der größten und mächtigsten Konzerne auf der Welt. Gründer Jeff Bezos gehört mit einem Privatvermögen im dreistelligen Milliardenbereich zu den reichsten Menschen der Welt und hat mittlerweile sogar eine eigene Raumfahrt-Firma. In der Corona-Krise gilt Amazon als einer der großen Gewinner der Krise des Einzelhandels.
Im Tauziehen um bessere Löhne und Arbeitsbedingungen gilt der US-Konzern Gewerkschaftlern indes als knallharter Gegner. Der Termin für den Streik bei Amazon ist nun in den letzten Tagen vor Heiligabend strategisch gewählt: Schon vor dem großen Aktionstag „Prime Day“ im Frühling 2021 gab es eine ähnliche Maßnahme der Gewerkschaft Verdi beim Online-Versandriesen.
„Amazon setzt Millionen für die Werbung ein und macht an den Aktionstagen Milliardenumsätze. Den Kundenansturm müssen die Beschäftigten in den Versandzentren bewältigen und bekommen für die zusätzlich verschärfte Arbeitsbelastung keinen Cent mehr“, sagte damals der Verdi-Verantwortliche für den Einzel- und Versandhandel, Orhan Akman. „Die Gewinne fließen allein in die Taschen des Konzerns und seiner Shareholder, während den Beschäftigten weiterhin eine tarifvertragliche Entlohnung sowie gute und gesunde Arbeitsbedingungen verwehrt werden.“ (rws/dpa)
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