AfD verweigert ARD-„Monitor“ Zugang zu Thüringer Parteitag

479
881
Bild: © redaktion93 - Fotolia.com
Bild: © redaktion93 - Fotolia.com

Das ARD-Politikmagazin „Monitor“ wird von der AfD nicht zur Berichterstattung über den thüringischen Landesparteitag zugelassen.

Der für das Magazin zuständige öffentlich-rechtliche Westdeutsche Rundfunk (WDR) kritisierte das und teilte am Mittwoch mit, rechtliche Schritte gegen die Verweigerung der Akkreditierung für den am Freitag beginnenden Landesparteitag zu prüfen.

Der ARD-Sender betonte, es sei höchst bedenklich, dass „eine im Parlament vertretene Partei Journalistinnen und Journalisten den Zugang zu einem Parteitag verwehrt, weil sie mit der Berichterstattung nicht einverstanden ist.“ WDR-Chefredakteurin Politik und Zeitgeschehen, Ellen Ehni, sagte laut Mitteilung: „Grundpfeiler einer demokratischen Gesellschaft ist es, dass die Medien frei über Politikerinnen und Politiker sowie Parteien berichten können.“

WDR betont, Akkreditierungs-Verweigerung „sei höchst bedenklich“

Monitor Logo
© WDR

„Monitor“-Leiter Georg Restle kritisierte die Entscheidung der vom Landesverfassungsschutz in Thüringen als gesichert rechtsextremistisch eingestuften Partei als „Offenbarungseid eines rechtsextremen AfD-Landesverbandes, der zeigt, was die Partei von kritischem Journalismus und Meinungsfreiheit in diesem Land hält“.

Der Landessprecher der AfD Thüringen, Stefan Möller, teilte seine Begründung für den Ausschluss auf der Plattform X, die früher Twitter hieß. Er betonte darin unter anderem, es entspreche dem Interesse der Partei, dass von Parteitagen berichtet werde. Die Akzeptanz ende, „wenn überhaupt nicht mehr von einer journalistischen Berichterstattung die Rede sein kann“. Möller schrieb auch von „plumper Stimmungsmache“.

AfD-Thüringen nennt „Monitor“-Berichterstattung „plumpe Stimmungsmache“

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) protestierte gegen die Entscheidung der Partei. DJV-Bundesvorsitzender Mika Beuster teilte mit, die AfD stelle „ihr gestörtes Verhältnis zur Pressefreiheit und zur kritischen journalistischen Berichterstattung unter Beweis“. Bisher seien Platzprobleme vorgeschoben worden, um Journalistinnen und Journalisten von AfD-Parteiveranstaltungen fernzuhalten. „Jetzt hat die AfD die Katze aus dem Sack gelassen.“ Sie missachte die Rundfunk- und Pressefreiheit.

Die AfD wies auf dpa-Anfrage die DJV-Kritik zurück und teilte unter anderem mit: „Zu den Versammlungen ab Freitag sind Vertreter diverser Medien, darunter auch beider Fernsehanstalten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, angemeldet und selbstverständlich zugelassen.“ Viele dieser Medien seien für eine ausgesprochen kritische Haltung zur beziehungsweise Berichte über die AfD bekannt – was auch ihr gutes Recht sei.

Bildquelle:

  • monitorlogo: WDR
  • Medien_Politik_Artikelbild: © redaktion93 - Fotolia.com
479 Kommentare im Forum
  1. Gleich werden aber trotzdem die kommen, die nur Werkzeug für Antidemokraten sein wollen. Dass die AfD gegen den WDR vorgehen könnte, wenn er die Unwahrheit verbreitet, werden sie nicht kapieren. Sie will nur halt Pressefreiheit als eine Säule der von ihr verhassten Demokratie einschränken. Ich bin gespannt, ob gleich die immergleichen Sprüche kommen wie "Wenn die gegen Demokratie ist, warum will sie dann Volksentscheide?!!1!" Antwort ganz einfach: Sie sieht, wie viele sie gerade ohne jegliche Argumente manipulieren kann und zwar soweit, dass sie die Partei wählen, die ihnen am meisten schadet mit ihrem Programm. Dann kommt als nächste Reaktion Opferrolle.
  2. Mit einer in zumindest manchen Landesteilen eindeutig mehrheitlich rechten bis rechtsextremen und teils auch faschistischen Bevölkerung kann man halt gut Volksentscheide machen. Problem: diese Bevölkerungsmehrheit wird das Land so oder so niederbrennen, ob mit oder ohne Volksentscheide. Man kennt sich in diesem Landesteil schließlich gut aus mit dem Beseitigen gesellschaftlicher Strukturen, die als "unumstößlich" galten. Ich sehe da keine Hoffnung mehr. Ich sehe in den betroffenen Landesteilen nur noch zwei Gruppen von Menschen: die, die das verhasste Grundgesetz und die darauf aufbauende Gesellschaft vernichten wollen - die stellen in der Öffentlichkeit die Mehrheit und sind auch die einzigen, die sich noch "frei sprechen" erlauben können. Und die, die sich verbieten, wahrzunehmen, was da nicht nur mittelfristig, sondern sogar kurzfristig droht. Die, die auf "Tauchstation" gehen, wenns zu diesem Thema kommt. Die, die höchstens von "radikaler Hoffnung" sprechen, die sie noch hätten. Das Wort "undenkbar" kommt halt von einem selbstauferlegten Gebot der Realitätsleugnung. Nichtmal die christlich Gläubigen sind noch vollständig im Status der "Hoffnung". Oder wie wäre sonst der Pfarrer zu deuten, der Menschen, die ein Problem mit der Faschisierung der dortigen Gesellschaft haben, ernsthaft nahelegt, sich in Psychotherapie zu begeben?
Alle Kommentare 479 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum