Der finanziell angeschlagene öffentlich-rechtliche Rundfunk Polens kann offenbar nicht auf eine Rettung durch Volksunterstützung hoffen. Im vergangenen Jahr zahlten nur 1,2 Millionen Bürger die vorgegebenen Gebühren – 65 Prozent verweigerten sich der gesetzlichen Gebührenpflicht.
Obwohl es derzeit es in Polen 14,3 Millionen Fernsehgeräte gibt, haben im vergangenen Jahr nur 4,2 Millionen von über 13 Millionen Haushalten auch den Besitz eines Geräts angemeldet, berichtete die Webseite „Wirtualne Media“ am Donnerstag unter Berufung auf eine Veröffentlichung des polnischen Arbeitgeberverbands des öffentlichen Rundfunks (ZPMP). Von den angemeldeten Geräten werden nur für 1,2 Millionen tatsächlich Rundfunkgebühren abgeführt. Bereits 2010 wurden 11,3 Prozent weniger Gebühren eingenommen als im Vorjahr, 2011 waren die Einnahmen noch einmal um weitere 15 Prozent rückläufig.
Die schlechte Zahlungsmoral ist umso erstaunlicher, da die Gebühren in Polen mit umgerechnet etwa 45 Euro pro Jahr zu den niedrigsten in ganz Europa zählen. Jedoch ist es für den Rundfunk nahezu unmöglich, fehlende Gebühren einzutreiben. Ähnlich wie GEZ-Mitarbeiter in Deutschland haben auch die polnischen Inspektoren kein Recht, Wohnungen oder Häuser ohne Erlaubnis zu betreten und müssen zudem einen Besuch zur Überprüfung schriftlich ankündigen. Ein Umstand, den offenbar viele Privathaushalte und fast alle zahlungspflichtigen Unternehmen ausnutzen. [sv]
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