Ziel erreicht: DFL knackt Milliardengrenze bei Bundesligarechten

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Der große Poker ums TV-Geld brachte der Deutschen Fußball-Liga (DFL) das gewünschte Ergebnis: Mehr als eine Milliarde Euro fließen künftig jährlich auf die Konten der Bundesliga-Klubs. Dabei meisterte die DFL auch einen schwierigen Spagat, schließlich ändert sich für den Fan nur wenig.

Das Ziel schien ziemlich ambitioniert: Aufgeschreckt vom Mega-Deal in der englischen Premier League, wo die Profi-Klubs für die Jahre 2016 bis 2019 6,9 Milliarden Euro einstreichen werden, wollten auch die deutschen Vereine ein größeres Stück vom TV-Kuchen abhaben. Die im letzten Vertrag 2012 vereinbarten durchschnittlich 628 Millionen Euro pro Spielzeit sollten auf über eine Milliarde Euro gesteigert werden. Am Donnerstag schließlich konnte Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL), gegenüber der Öffentlichkeit Vollzug melden: Ab 2017 werden die Bundesliga-Vereine 1,159 Milliarden Euro pro Saison aus den nationalen Medienrechten erhalten.
 
Dabei handelt es sich sogar nur um ein vorläufiges Ergebnis, denn zwei Pakete wurden noch nicht vergeben, weil die abgegebenen Angebote nicht den Vorstellungen der DFL und der Klubs entsprachen. Dabei handelt es sich um das Paket L, das die Highlight-Berichterstattung über die zweite Liga am Freitag- und Sonntagabend beinhaltet, sowie das Paket N, das eine Spieltagszusammenfassung des gesamten Erst- und Zweitliga-Wochenendes am Montagabend möglich macht.Eurosport steigt in Pay-TV-Sektor ein

Das größte Problem beim Versuch, höhere Einnahmen zu erzielen, war für die DFL der Spagat, auch die Fans und jahrelangen Partner nicht mit zu vielen Angeboten zu verprellen. Vor allem Sky, seit Jahren einer der wichtigsten Partner, kann aufatmen, denn fast alle wichtigen Pakete bleiben in der Hand des Pay-TV-Anbieters, der auch weiterhin am Samstag alle Spiele einzeln und in Konferenz zeigen darf, inklusive des Abendspiels, und auch den überwiegenden Teil der Sonntagspiele zeigen wird. Erstmals komplett in der Hand hat Sky die Rechte der zweiten Bundesliga: Alle Spiele, also auch das Montagabendspiel, das sich der Pay-TV-Sender bisher mit Sport1 teilen musste, werden exklusiv live übertragen. Allerdings muss Sky dafür auch einen hohen Preis zahlen, denn die noch seit 2013 gezahlten knapp 486 Millionen Euro pro Saison werden deutlich in die Höhe steigen. Kurzfristige Auswirkungen für die Kunden soll dies jedoch nicht haben, ließ Sky-Chef Carsten Schmidt verlauten.
 
Neu im Pay-TV-Sektor ist dagegen Eurosport. Der Sender der Discovery-Gruppe, die sich bereits die Übertragungsrechte an den Olympischen Spielen ab 2018 sicherte, wird erstmals Bundesliga-Spiele live übertragen. Dabei wird Eurosport alle Freitagsspiele zeigen, auch die 2017 neu eingeführten zusätzlichen Sonntagmittag- und Montagabendspiele werden exklusiv beim internationalen Sportsender zu sehen sein. Ebenfalls im Paket A enthalten sind die Relegation für erste und zweite Liga sowie der DFL-Supercup.
 
Zumindest für Sky-Abonennten ändert sich durch den Einstieg von Eurosport nicht viel. Denn Eurosport wird die Spiele „live und exklusiv auf seinen Pay-Plattformen präsentieren“, wie der Sender verkündete. Frei empfangbar ist Eurosport 1, während Eurosport 2 HD, voraussichtlicher Sendeplatz der Bundesliga, nur im Pay-TV zu empfangen ist. Sky-Kunden können problemlos auf den Sender zugreifen. Des Weiteren will Eurosport die Partien auch im kostenpflichtigen On-Demand-Angebot Eurosport Player zur Verfügung stellen.
 
Nicht zum Tragen kam auf diese Art auch das vielumstrittene Alleinerwerbsverbot, das nach langen Verhandlungen zwischen DFL und Bundeskartellamt eingeführt worden war. Diese abgeschwächte Form der „No Single Buyer Rule“ hätte nur in dem Fall gegriffen, wenn ein Anbieter die Live-Pay-TV-Pakete A bis E erworben hätte. Ein juristische Nachspiel dürfte die Regelung dennoch haben, nachdem Sky beim Oberlandesgericht Düsseldorf Beschwerde gegen das Bundeskartellamt eingereicht hat.Samstagabend bleibt „Sportschau“-Zeit

Der ARD waren nach der Verkündung sicher mehrere Steine vom Herzen gefallen, denn nach den Verlusten von Olympia an Eurosport und den Qualifikationsspielen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft an RTL wäre ein Aus für die „Sportschau“ eine Art GAU gewesen. Zumal RTL selbst Interesse an der Highlight-Berichterstattung gezeigt hat. Nun bleibt am Samstagabend alles beim Alten und die „Sportschau“ weiter fester Bestandteil des ARD-Programms. Die Öffentlich-Rechtlichen werden auch weiterhin die Sonntagsspiele in der Zusammenfassung zeigen, seit 2013 übernehmen dies die dritten Programme in eigens produzierten Sendungen.
 
RTL ist dagegen komplett leer ausgegangen, denn auch die sechs Live-Spiele, die das Free-TV durch die DFL in Form des Pakets H zugestanden bekommen hat, bleibt in öffentlich-rechtlicher Hand. Nur wandert dieses an das ZDF, das so neben den Highlights vom Samstagabendspiel im „Aktuellen Sportstudio“, das weiterhin bei den Mainzern bleibt, erstmals auch live von Deutschlands höchster Liga berichten wird. Premiere wird das ZDF dabei mit dem Supercup-Finale 2017 feiern, auch das Saisoneröffnungsspiel sowie ein Spiel am 17. und 18. Spieltag und die Relegationsspiele zwischen 2. und 3. Liga wird es im „Zweiten“ zu sehen geben.
 
Zu den Verlierern ist sicherlich Sport1 zu zählen. Der Sender, der seit den 1990er Jahren die Zusammenfassungen der 2. Bundesliga sowie das Montagabendspiel live zeigte, verliert nicht nur diese Partie, sondern vorerst auch die Erstverwertungsrechte der Highlights des Fußball-Unterhauses. Auch wenn hier noch Nachverhandlungen anstehen, kann Sport1 somit vorerst nur die Highlights aus erster und zweiter Liga am Sonntagmorgen zeigen. Immerhin bleibt das beliebte Format „Doppelpass“ im Programm.Web-TV: Perform Group steigt ein

Im Internet wird die Bundesliga künftig in Highlight-Form durch die Perform Group präsentiert. Das britische Unternehmen, das sich zuletzt vermehrt Sportübertragungsrechte angelte, darunter auch die Premier-League-Rechte für Deutschland von Sky, wird künftig das Beste des Spieltags wohl über das zum Unternehmen gehörende Sportportal „Spox“ senden. Wer die Highlights bereits kurz nach Abpfiff sehen will, wird dabei noch einmal zur Kasse gebeten, ist die frühzeitige Ausstrahlung nur 40 Minuten nach Abpfiff als Pay-Lösung vorgeschrieben. Für die kostenfreie Zusammenfassung der Spiele müssen Fans dagegen Geduld mitbringen, sind diese doch erst am Montag und Dienstag jeweils ab 0 Uhr zu sehen.
 
Wie bereits 2012 ging die Deutsche Telekom bei der Vergabe komplett leer aus. Die Hoffnungen auf die Anwendung des Alleinerwerbsverbots erfüllten sich für das Bonner Telekommunikationsunternehmen nicht.Steigerung der Medienerlöse noch möglich

Insgesamt konnte die DFL die nationalen Medienerlöse um 85 Prozent auf 4,64 Milliarden Euro für die vier Spielzeiten 2017/18 bis 2020/21 steigern. „Das Ausschreibungsergebnis ist ein wichtiger Schritt mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit des deutschen Spitzenfußballs. Die Bundesliga hat nun beste Voraussetzungen, weiterhin zu den drei umsatzstärksten Fußball-Ligen der Welt zu gehören und damit Spitzensport auf höchstem Niveau zu präsentieren“, erklärte DFL-Geschäftsführer Seifert.
 
Weiteres Steigerungspotential verspricht sich die Liga durch die internationalen Medienrechte. Allein in Europa habe man bereits eine Steigerung für den kommenden Zeitraum von 100 Prozent erreicht, ließ Seifert auf der Pressekonferenz verlauten, zudem soll ab 2018/19 auch der chinesische Fernsehmarkt erobert werden. Hier sei allerdings noch nicht absehbar, wie hoch die Erlöse sein werden. Angesichts der internationalen Pläne nimmt Seifert die Klubs jedoch in die Verantwortung. „Die DFL kann nicht zaubern. Ein spannender Abstiegskampf wird auf Dauer nicht reichen.“
 
Hier erhalten Sie eine Übersicht zu den vergebenen Bundesliga-Medienpakete.[buhl]

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  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
13 Kommentare im Forum
  1. Als Danke schön gibt es nun auf Sky Film bis zu 3 Premieren im Monat. Man wird wohl auf die Serien Schiene bauen und so Cinema einfach mit Müll zumachen. Denkbar waren auch die Qualitäts Filmen aus dem Hause SyFy die so billig sind das man es nicht mal umsonst haben will. Irgendwo muss Viel Geld eingespart werden. Das kann nur Sky Film sein oder die einzelnen Sender bekommen für ihre Sender nur noch peanuts Sky hat noch nie und wird nie mit der Bundesliga Geld verdienen und trotzdem zahlen sie und wenn in ein paar Jahren wieder neu geboten wird müssen sie noch mehr zahlen. Trotzdem bekommt man Welt und Buli inkl HD für 19.99 oder komplett für 35,99
  2. Nö. Da die Lizenzverhandlungen größtenteils auf Konzernebene ablaufen, wird es wahrscheinlich keine negativen Auswirkungen auf Sky Deutschland haben. Ich habe immer mehr den Eindruck, dass hier im Forum viele überhaupt nicht wissen, was ein Konzern ist.
  3. Auch ein Konzern schaut auf Gewinne, auch wenn einige hier es nicht versteh, sie wollen Geld verdienen. Unglaublich aber wahr. Irgendwann werden entweder die Preise extrem nach oben gehen oder man zahlt halt extrem weniger für die Buli. Oder man nutzt die quersubvention und nimmt Abo Gelder die für film und Welt sund und hält so die Buli billig. Genau das macht Sky seid Jahren
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