Im Februar 2013 hatte ZDF-Intendant das Ende für den Spartensender ZDFkultur verkündet. Mehr als zwölf Monate später ist der Kanal noch immer auf Sendung und dürfte dem Zuschauer wohl auch noch ein wenig erhalten bleiben – ein untoter Sender in der deutschen TV-Landschaft.
Wenn Fernsehsender das zeitliche segnen und ihre Sendebetrieb einstellen, dann geschieht dies meistens sehr schnell. Oft geht die Ankündigung vom Senderende der eigentlichen Abschaltung nur wenige Tage voraus. In einigen Fällen verschwinden Kanäle sogar ganz ohne Vorwarnung von den Bildschirmen. Zurück bleibt dann häufig nur eine Hinweistafel, die als eine Art Nachruf an den Verflossenen erinnert oder schlicht gar nichts. In einigen Fällen wurden Sender sogar schon gegen den Willen der Veranstalter von den jeweiligen Providern aus den Kabelnetzen oder von Satellitentranspondern gekegelt, weil die Verbreitungskosten einfach nicht mehr bezahlt werden konnten.
Ganz anders sieht dies beim ZDF-Spartensender ZDFkultur aus. Obwohl die Mainzer selbst mit dem Kanal längst abgeschlossen haben und diesen gerne los wären, sendet er dennoch munter weiter. Dabei hatte der Intendant der Rundfunkanstalt, Thomas Bellut, das Ende für den Kulturkanal bereits am 22. Februar 2013 angekündigt – also vor über einem Jahr. Im Mai letzten Jahres beschloss dann auch der Fernsehrat des Zweiten Deutschen Fernsehens die Einstellung des Senders für Ende 2013. Es schien schnell zu gehen. Doch passiert ist bislang nichts. Auch im März 2014 ist ZDFkultur weiterhin auf Sendung. Ein Datum für seine Abschaltung gibt es nach wie vor nicht.
Schuld an der Misere ist dabei maßgeblich das politische Tauziehen um den lange geplanten neuen Jugendkanal von ARD und ZDF. Diesem ambitionierten Projekt sollte ZDFkultur ebenso geopfert werden, wie die ARD-Spartensender Einsplus und Einsfestival. Um den neuen Sender auf den Weg zu bringen, bedarf es einer gesetzlichen Beauftragung der Rundfunkanstalten durch eine Änderung des Rundfunkstaatsvertrages. Im gleichen Atemzug könnte dann der bestehende gesetzliche Auftrag für ZDFkultur aus dem Staatsvertrag getrichen werden. Doch zu jener weitreichenden Änderung wurde bisher keine Entscheidung getroffen. Als die Ministerpräsidenten der Bundesländer im Oktober 2013 über das Großprojekt Jugendkanal entscheiden sollten, vertagten diese die Entscheidung wegen finanzieller und konzeptioneller Bedenken kurzerhand auf den März 2014.
Als Ergebnis der bisherigen Entwicklung kann oder vielmehr muss ZDFkultur quasi als untoter Sender weiterhin sein Programm abspulen. Und das wirkt selbst reichlich untot. Praktisch in Dauerschleife laufen dort Sendungen wie „Forsthaus Falkenau“ und „Schlosshotel Orth“ oder Uralt-Showklassiker wie „Hitparade“ und „Disco“, garniert mit der ein oder anderen Zoo-Sendung. Kaum zu glauben, dass man beim ZDF nicht mehr Archivmaterial hat, um dem sterbenden Sender wenigstens einen schönen Lebensabend zu machen. Hier böten sich doch zumindest Möglichkeiten, um die ein oder andere mutige Programmierung mal zu testen. Einen Rest an Lebendigkeit im Programm findet der Zuschauer allenfalls zur Primetime. Offenbar nach Lust und Laune sendet man hier mal eine Spielfilm, eine Reportage oder einen Konzertmitschnitt. Je nach persönlichem Geschmack lässt sich dabei für den Einzelnen unter Umständen auch mal etwas von Interesse finden, dass das Einschalten rechtfertigt.
Wie lange die Abschiedstour von ZDFkultur noch andauern wird, ist übrigens noch unklar. Im Idealfall fällen die Ministerpräsidenten schon Mitte März eine endgültige Entscheidung zur Zukunft der öffentlich-rechtlichen Digitalkanäle. Selbst dann dürfte es aber vermutlich noch einige Monate dauern, bis es zu einer notwendigen Änderung des Rundfunkstaatsvertrages kommt. Ob ZDFkultur dann noch viele Zuschauer nachtrauern werden, darf angesichts des unrühmlichen Dahinscheidens bezweifelt werden. [ps]
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