Mit nur einem Drittel Frauenanteil bei den Zuschauern hat der TV-Sender ZDFinfo eine vergleichsweise geringe weibliche Zuschauerschaft. Dieser Zustand wurde von verschiedenen Stellen inzwischen sogar als „Frauenproblem“ beschrieben. ZDFinfo-Chef Robert Bachem räumt im Gespräch mit DIGITALFERNSEHEN.de mit diesen Vorwürfen auf und präsentiert seinen Lösungsansatz.
„Wir brauchen frauen-affine Menschen-Geschichten“ – so kurz und knackig fasste ZDFinfo-Chef Robert Bachem seinen Lösungsansatz gegenüber DIGITALFERNSEHEN.de zusammen. „Formate wie unser 37 Grad werden überwiegend von Frauen geschaut“, erläuterte er den Plan. Deshalb soll diese Sendungsfarbe im Programm erweitert werden, um wieder mehr weibliche Zuschauer zum Einschalten zu bringen. Dem Bestehen eines „Frauenproblems“ widerspricht Bachem aber vehement: „Wir haben definitiv kein Frauenproblem – schon allein, weil 80 Prozent unserer Mitarbeiter weiblich sind.“
Schuld am Frauenmangel unter der Zuschauern sei laut Bachem das Kürzel „info“ im Sender-Namen. Das sei aber nicht verwunderlich – andere Spartenkanäle, die auch auf einen hohen Informationsgehalt setzen, hätten einen ähnlichen Frauenanteil. Mit der Ausstrahlung von mehr „frauen-affinen Menschen-Geschichten“, wie Bachem es nennt, soll der Anteil der Zuschauerinnen trotzdem angehoben werden. Eine Änderung des Sendernamens sei aber keine Option.
Erst im Sommer 2011 hatte Bachem die Leitung des damaligen Senders ZDFinfokanal übernommen. Kurz darauf wurde der Name in ZDFinfo zusammengekürzt – innerhalb von zwölf Monaten verdoppelten sich darauf die Quoten des Spartensenders. Mit rund 80 Prozent Wiederholungen setzt man dabei nach wie vor auf die Wiederverwertung von Sendungen, oftmals auch in Form von längeren Sendestrecken zu einem spezifischen Themenbereich.
Trotz des verhältnismäßig geringen Anteil von etwa 20 Prozent ist der Sender stolz auf seine Eigenproduktionen. „Content ist wichtiger als Formate“, so Bachem gegenüber DIGITALFERNSEHEN.de. Deswegen sei es auch kein Problem, einen so geringen Anteil an Eigenproduktionen im Programm laufen zu lassen. Die Programmgestaltung mit aktuellem Themenbezug sei da schon viel wichtiger für ZDFinfo. Außerdem sieht man sich beim Sender auch durch das Feedback der Zuschauer bestätigt: Der häufigste Grund für Zuschauer-Anfragen sei nämlich die „Wiederholungsanfrage“. [hjv]
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