Trotz 2 Milliarden Euro Einnahmen wird das ZDF im kommenden Jahr Verluste einfahren. Ein umfangreiches Sparprogramm aus bereits gestarteten Maßnahmen und neuen Restriktionen, wie hunderten Entlassungen, sollen das Zweite vor schlimmerem bewahren. Die Angestellten laufen dagegen Sturm.
Das ZDF hat am Freitag seinen Haushaltsplan für das Jahr 2013 vorgestellt. Durch rückläufige Einnahmen von über 2 Milliarden muss das Zweite im kommenden Geschäftsjahr kleinere Brötchen backen – insgesamt wird mit einem negativen Betriebsergebnis von 9,3 Millionen Euro gerechnet. Die fehlenden Einnahmen begründet das ZDF mit weniger Werbeeinnahmen durch große Sportevents und das Sponsoring-Verbot für Abendsendungen.
Mit diversen Sparmaßnahmen will das ZDF die negative Bilanz nicht ausufern lassen. Wie DIGITALFERNSEHEN.de bereits berichtete, sollen insgesamt 400 Stellen gestrichen werden. Auf Verlangen der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) sollen bis 2016 bis zu 75 Millionen Euro im Personalbereich eingespart werden. Die Angestellten des ZDF haben nun am Freitag in einer Personalversammlung entschlossen, die Folgen der KEF-Forderung nicht ohne weiteres hinzunehmen. Dazu wurde eine Resolution beschlossen, die die KEF auffordert, die Sparauflagen noch einmal zu überdenken und ein realisierbares Maß zu reduzieren.
Nicht nur der Know-How-Verlust durch Entlassung erfahrener Mitarbeiter im Vergangen Jahr wird beklagt, auch junge und gut ausgebildete Mitarbeiter seien so verloren gegangen und müssten in Zukunft gehen. Von stellenweise unzumutbarer Arbeitsverdichtung ist die Rede – ein weitere Stellenabbau sei deshalb nicht mehr möglich, „ohne unseren öffentlich-rechtlichen Programmauftrag schwer und nachhaltig zu beeinträchtigen“, so die ZDF-Belegschaft.
Im Jahresbericht des ZDF werden die bisherigen Maßnahmen hingegen als Erfolg gewertet. Bereits Wirkung habe das vor einem Jahr eingeführte Einstellungsstopp sowie ein Frühverrentungsmodell, so ZDF-Intendant Dr. Thomas Bellut. Trotz der 400 geplanten Entlassungen soll der Einstellungsstop deshalb zum 1. April wieder aufgehoben werden. „Wir müssen den Krisenmodus, in dem wir uns seit einem Jahr bewegen, wieder verlassen“, gab er als Ziel aus.
Um zu sparen will das ZDF sich in Zukunft selbst schlankere Strukturen verpassen. In einem Pilotprojekt wird dafür die Kulturberichterstattung von ZDF, 3sat und ZDFkultur ab dem neuen Jahr gebündelt. In der „Redaktion Kultur Berlin“ werden ab dem 1. Januar 2013 verschiedene Redaktionen, die bisher einzeln bestanden, zusammengefasst. Produziert werden sollen unter anderem die Sendungen „aspekte“, „Das blaue Sofa“ und Beiträge für „Kulturzeit“. „Dies ist ein Pilotprojekt, in dem wir lernen, Ressourcen zu sparen, ohne die Qualität zu verringern“, so Bellut. Zukünftig soll die komplette Programmherstellung des ZDF nach Genres und dem so genannten Plattformprinzip erfolgen. Redaktionen müssten in Zukunft crossmedial sowie sendeplatz- und kanalübergreifend produzieren. [hjv]
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