ZDF-Programmchef: Böhmermann ging zu weit

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Ein Satire-Beitrag, der sich zur Staatsaffäre entwickelte: Das ZDF hält seine Entscheidung, Jan Böhmermanns Schmähkritik aus seiner Mediathek zu entfernen, weiterhin für richtig, für den ZDF-Programmchef ging der Beitrag „entschieden zu weit“.

Im Frühling hat Jan Böhmermann mit seiner „Schmähkritik“, in der er den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan angegangen war, für mächtig Aufregung gesorgt. Seine Satire-Sendung „Neo Magazin Royale“ erlangte anschließend über die deutschen Grenzen hinaus Bekanntheit, als sich die satirische Einlage zur internationalen Staatsaffäre entwickelte. Das ZDF hatte den entsprechenden Beitrag sehr zeitig aus seiner Sender-Mediathek entfernt und die Wiederholung beim Hauptsender entschärft. ZDF-Programmchef Norbert Himmler hat dieses Vorgehen nun im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) verteidigt.

„Ich stehe zu meiner Entscheidung“, erklärte Himmler dem Blatt. Mit seinem Gedicht hatte Böhmermann dem türkischen Oberhaupt den Unterschied zwischen in Deutschland erlaubter Satire und verbotener Schmähkritik verdeutlichen wollen, wie er auch in der Sendung erläutert hatte. „Als Programmdirektor habe ich jedoch darauf zu achten, ob das, was wir zeigen, unseren Vorstellungen und Richtlinien entspricht“, sagte der Programmdirektor des öffentlich-rechtlichen Senders der „FAZ“. „Mir ging dieser Beitrag programminhaltlich entschieden zu weit.“ Aus diesem Grund habe sich Himmler in Absprache mit dem Intendanten dazu entscheiden, den Beitrag aus der Mediathek zu nehmen und keine weiteren Ausstrahlungen zugelassen. „Bei dieser Entscheidung bleibt es“, bekräftigte er nun im Interview.
 
Auch der Moderator selbst sei damals in die Entscheidung einbezogen worden und hätte den Beschluss verstanden. „Ich glaube, er weiß, warum wir so reagieren mussten“, so Himmler. Der Satire – und insbesondere Böhmermann – spricht der ZDF-Programmchef jedenfalls weiterhin eine wichtige Rolle zu. „Dass Jan Böhmermann sich Erdogan und die Situation in der Türkei vornahm, zeigt auch, dass er das richtige Gespür hat“, so Himmler. Ein Grund, warum der öffentlich-rechtliche Sender auch in Zukunft auf Böhmermann, dessen Vertrag mit der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt Ende des Jahres ausläuft, setzen will. Gegenüber der „FAZ“ zeigt sich Himmler hinsichtlich Böhmermanns Vertragsverlängerung zuversichtlich: „Wir sind gerade in Verhandlungen, und es sieht sehr gut aus.“
 
Trotz der Entfernung aus der Mediathek konnte das ZDF allerdings nicht den Eklat verhindern, welcher der Sendung folgte. So forderte Erdogan die deutsche Bundesregierung zur Strafverfolgung von Böhmermann wegen Beleidigung eines ausländischen Staatsoberhauptes auf, worauf drei bis fünf Jahre Haft stehen. Letztendlich gab die Regierung dem Gesuch des türkischen Präsidenten statt. „Die Tragweite hat niemand von uns ermessen können. Dass das ‚Schmähkritik‘-Gedicht, das ja in einen Kontext eingebunden war, für Kritik sorgen würde, war klar“, erläuterte Himmler nun der „FAZ“. „Dass es die Bundesregierung auf den Plan gerufen und den türkischen Präsidenten veranlasst hat, daraus eine Staatsaffäre zu machen, konnte niemand vorhersehen.“[kw]

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