ZDF-Intendant Thomas Bellut möchte gerne weitreichendere Rechte für seine Online-Angebote. In wie weit passt der neue Staatsvertrag dazu?
Gerade erst haben die Ministerpräsidenten im Streit der Öffentlich-Rechtlichen mit Zeitungsverlegern beschlossen, den neuen Staatsvertrag anzupassen. Die Online-Angebote der öffentlich-rechtlichen Sender sollen künftig ihren Schwerpunkt auf Bewegtbild und Ton legen, haben sie damit verkündet – so zumindest die Theorie. Denn beim ZDF fordert man schon jetzt weitreichendere Online-Angebote.
Dr. Thomas Bellut, Intendant des ZDF, schreibt in einem Gastbeitrag in der Juli-Ausgabe des Deutschlandradio-Programmhefts, dass eine Plattform nicht ausreiche, um Erfolg zu haben. Zwar gibt es seiner Meinung nach „für Erfolg in der digitalen Welt keine Generalformel“, aber eines stehe fest: „Jede Zielgruppe muss besonders angesprochen werden.“ Dabei sei es wichtig, nicht nur auf ein Pferd zu setzen: „Vor allem anerkannte, klar erkennbare Erfolgs- und Qualitätsmarken finden in der Kombination von klassischer Verbreitung und zeitversetzter Nutzung Anklang beim Publikum.“
Als Beispiel nennt der ZDF-Chef die „heute show“. Diese erreicht mit der klassischen TV-Ausstrahlung inklusive Wiederholungen etwa fünf Millionen Zuschauer. Im Netz liegen die Zugriffszahlen in der Mediathek bei mehr als 500.000. „Die Sendung wird im Netz gesucht, weil sie sich linear als Marke durchgesetzt hat, und das Publikum dort ist deutlich jünger“, erklärt Bellut. Doch er ist sich sicher, dass der Erfolg auch für Qualität eine wichtige Voraussetzung ist: „Denn wer nicht gehört wird, kann auch mit tiefschürfendster Information keine Wirkung entfalten.“
Der Intendant ist sich sicher, dass nur wer im Netz zeitunabhängig gefunden wird und zu jeder Zeit und an jedem Ort Qualität liefert, den Übergang in die neue Zeit bewältigen kann, denn „die veränderte Mediennutzung der unter 30-Jährigen ist unübersehbar.“So müssen demnach auch Kanäle wie YouTube und Facebook zum täglichen Geschäft der öffentlich-rechtlichen Sender, inklusive Radiosender, gehören, ist sich Bellut sicher.
In wie weit die Vorstellungen des ZDF zum digitalen Wandel mit dem neuen Staatsvertrag zusammen passen, wird sich zeigen müssen. Generell mutet es ein wenig seltsam an, so kurz nach einer Einigung schon wieder Forderungen zu stellen. [PMa]
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