Mit ausschließlich eigenen Nachrichten am Vormittag will das ZDF künftig an Werktagen den Qualitätswettbewerb mit der ARD neu beleben. ARD-Intendantin Piel bedauert die Entscheidung, will aber weiterhin gesprächsbereit bleiben.
„Die Nachrichten gehören zum Kernauftrag für das öffentlich-rechtliche System“, sagte der Vorsitzende des ZDF-Fernsehrates Ruprecht Polenz am Freitag in Mainz. Deshalb sei es wichtig, dass ARD und ZDF diesen Kernauftrag jeweils unabhängig in einem Qualitätswettbewerb zwischen der „Tagesschau“- und der „heute“-Familie erfüllten.
Von kommendem Jahr an will das ZDF durchgängig das Jahr über um 9.00 und 12.00 Uhr eigene „heute“-Sendungen ausstrahlen. Bisher gab es nur in Wochen mit ZDF-Morgen- und Mittagsmagazin eigene Nachrichten-Sendungen zu diesen Zeiten. Die ARD hatte die Entscheidung des ZDF kritisiert und wollte den Freitag mit der Sitzung des Fernsehrats abwarten, um selbst ihr eigenes Vorgehen zu beraten (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete).
In der digitalen Welt spielten Online-Nachrichten eine zunehmend wichtigere Rolle, sagte Polenz. Es sei bislang nicht möglich gewesen, den Online-Nachrichtenauftritt des ZDF auch in solchen Wochen umfassend mit Material zu bestücken, in denen das Morgenmagazin von der ARD koordiniert wurde. Um das zusätzliche Angebot zu finanzieren, sollen unter anderem die „heute“-Ausgaben um 12.00 Uhr und um 17.00 Uhr fünf Minuten kürzer werden, sagte ZDF-Intendant Markus Schächter.
Die ARD-Vorsitzende Monika Piel bedauerte die Entscheidung des ZDF in einer am Nachmittag verbreiteten Erklärung. „Wir respektieren diese Programmentscheidung“, so Piel, „für die ARD ist aber klar, dass wir in unseren Sendewochen unser Informationsprofil nicht schwächen und deshalb weder an der Anzahl der Nachrichtensendungen noch an deren Länge etwas ändern wollen“, sagte sie. Eine Kürzung des Informationsangebots am Vormittag – wie vom ZDF geplant – passe nicht in die Strategie des Ersten, die Information weiter zu stärken.
Die ARD-Intendanten wollen nun über das weitere Vorgehen beraten. Innerhalb der Runde gebe es aber schon jetzt eine klare Tendenz, dass die ARD – zunächst befristet – dann künftig am Vormittag auch in den ZDF-Sendewochen auf eigene Nachrichten setzen werde, merkte die ARD-Chefin an. „Sollte beim ZDF aber ein Umdenken stattfinden, wären wir natürlich jederzeit bereit, die Kooperation mit dem ZDF wieder aufzunehmen“, betonte Piel. Die ARD sei weiterhin gesprächsbereit. [dpa/su]
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