ZDF-„aspekte“: „Sind uns unserer Verantwortung bewusst“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Ein Beitrag des ZDF-Magazins „aspekte“ hatte vergangene Woche die Gemüter der Zuschauer erhitzt und führte zu einem offenen Brief an den Sender. Im Interview mit DIGITALFERNSEHEN.de bezieht Redaktionsleiter Christhard Läpple noch einmal Stellung.

Herr Läpple, in dem offenen Brief wurde die Berichterstattung als „meinungsbildend“, „reißerisch“ und verallgemeinernd kritisiert. Wie stehen Sie zu den Vorwürfen?
 
Christhard Läpple: Meinungsbildend gerne, reißerisch nein. Halten wir mal einen Moment inne: Was ist denn los im Lande? Nach der Aufdeckung der Mordserie an Ausländern sind viele Zuwanderer stark verunsichert. Sie fragen: Wer schützt uns? Künstler, Schauspieler und Schriftsteller haben sich bei uns gemeldet und von ihren Ängsten und Sorgen berichtet. Steven Uhly hat über dieses Thema einen neuen wichtigen Roman geschrieben. Daher hatten wir ihn gebeten, mit uns nach Jena zu fahren. Er ist übrigens in Köln geboren und deutsch-bengalischer Abstammung.
 
Inwieweit fließt die geäußerte Kritik tatsächlich in die zukünftige redaktionelle Arbeit ein?
 
Läpple: Natürlich wird jede Zuschrift beachtet und ausgewertet und soweit wie möglich beantwortet. Auf unserer Facebook-Seite wird offen, kontrovers und teilweise hochdifferenziert diskutiert. Wir liegen derzeit bei mehreren tausend Beiträgen. Auch innerhalb der Redaktion wurde der Beitrag heftig und ausgiebig debattiert. Selbstverständlich fließt die Kritik in unsere Arbeit ein. Keine Frage.

Den betreffenden Zuschauern hatte das ZDF per E-Mail eine Stellungsname gesendet. Inwieweit denken Sie darüber nach, auch eine öffentliche Stellungnahme zu publizieren?
 
Läpple: Das ist mittlerweile geschehen. Auf unserer Website haben wir eine redaktionelle Antwort gegeben. Auf unsere Initiative hin wird es am 5. Dezember 2012 im Theaterhaus Jena eine öffentliche Podiumsveranstaltung geben. Der Oberbürgermeister von Jena hat schon zugesagt. Er hat vor kurzem den Preis für Zivilcourage bekommen.
 
Auch ein Kulturmagazin muss selbstverständlich unbequeme Fragenstellen und öffentliche Debatten auslösen. Hat das ZDF mit demausgestrahlten Beitrag die eingegangenen Zuschauerreaktionen erwartet?
 
Läpple:Wenn Sie jetzt Jena meinen, dann haben wir nicht mit der Heftigkeitgerechnet. Das hat uns überrscht. Aber genau darüber werden wir AnfangDezember in Jena reden.
 
Warum kamen in dem Beitrag keine weiteren Personen mit Migrationshintergrund zu Wort?
 
Läpple: Wirhatten mehrere Jenaer mit Migrationshintergrund – ist das nicht einunglücklicher Begriff? – um ein Interview gebeten. Sie haben leider alleabgelehnt. Beispielhaft war die Antwort eines kurdischenDönerladen-Besitzers. Er sagte: seine Geschäfte liefen gut. VieleStudenten, auch Rechte wären seine Kunden. Er fühle sich in der Stadtsehr wohl, nur vor einer Kamera wolle er dies nicht sagen, das könntefür sein Geschäft negative Folgen haben.
 
„Aspekte“ sorgte in der Vergangenheit mehrfach für Diskussionen, z. B.
mit einem Beitrag zu Thilo Sarrazin. Häufig ist in diesem Zusammenhang von einer Boulevardisierung der öffentlich-rechtlichen Sender zu hören.
Wird die Berichterstattung im Zuge der Neugestaltung des „aspekte“-Magazins verändert, um es deutlicher von der privaten Konkurrenz abzusetzen?

 
Läpple: Gegenfrage: Welche private Konkurrenz meinen Sie im Bereich der Kulturberichterstattung? Da haben die Öffentlich-Rechtlichen ein Alleinstellungsmerkmal. Deshalb sagen wir auch: Wir sind uns unserer Verantwortung sehr bewusst. Gute Recherche, professionelle Umsetzung, eben Geschichten mit Herz und Sach-Verstand sind unser Auftrag. Interesseanterweise wird Kulturmagazinen eher ein Dasein im Elfenbeinturm vorgeworfen. „Boulevardisierung“ wollen und machen wir nicht, aber wir haben den Ehrgeiz auch den Bäckermeister und die Friseuse zu erreichen.
„Kultur für alle“, hieß das einmal. Klingt altbacken, ich weiß, aber es ist ein faszinierender Gedanke.
 
Herr Läpple, vielen Dank für das Gespräch![rh]

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1 Kommentare im Forum
  1. AW: ZDF-"aspekte": "Sind uns unserer Verantwortung bewusst" Hmm, ich glaube, daß man kein Prophet sein muss, um sich vorzustellen, was am Abend der Podiumsdiskussion am Veranstaltungsort und darumherum los sein wird: Springerstiefel auf beiden Seiten der "Front".... Sozusagen eine selbst-erfüllende Prophezeiung... Aber vielleicht male ich ja zu schwarz...
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