Hollywood-Stars statt drollige Kätzchen: Youtube zeigt gegen Gebühr komplette Spielfilme. Damit will die Videoplattform, die mit Heimclips groß wurde, dem Fernsehen das Wasser abgraben. Vor allem aber greift die Google-Tochter damit die Online-Videotheken an.
Youtube mausert sich damit zunehmend zur Online-Videothek. Die Nutzer können seit Dienstag aus rund 3 000 Spielfilmen auswählen und sich die Streifen samt Kritiken und Bonusmaterial übers Internet anschauen. Unter den Titeln sind Klassiker wie „Goodfellas“ oder „Taxi Driver“ genauso vertreten wie brandneue Blockbuster à la „The King’s Speech“ oder „The Green Hornet“.
Das Angebot ist vorerst allerdings den US-Amerikanern vorbehalten, die für eine Neuerscheinung in der Regel 3,99 Dollar als Leihgebühr berappen müssen. Deutsche Surfer müssen sich aus lizenzrechtlichen Gründen unter Youtube.com/movies mit einer Handvoll zumeist älterer Filme begnügen, die es dafür kostenlos gibt. „Im kommenden Jahr werden wir noch mehr Inhalte auf Youtube bringen“, versprach jedoch Portalchef Salar Kamangar im firmeneigenen Online-Blog.
Schon seit längerem arbeitet das Google-Tochterunternehmen daran, sich von einer Videoclip-Plattform zu einem Fernseh-Ersatz zu wandeln. Derzeit verbringe der Nutzer 15 Minuten am Tag bei Youtube, aber fünf Stunden vor dem Fernseher, schrieb Kamangar. „Jetzt, wo die Grenzen zwischen online und offline verschwimmen, wird sich das ändern, glauben wir“.
Von Amateuren gedrehte Internetfilmchen hatten Youtube groß gemacht, nun werden die Inhalte immer professioneller. Youtube will mit selbst produzierten oder in Hollywood eingekauften Inhalten interessant fürs Publikum bleiben. Zwei Milliarden Clips flimmern täglich über die Computerbildschirme, Smartphones, Tablet-Computer oder internettaugliche Fernseher.
Schon im vergangenen Jahr hatte Youtube mit kompletten Filmen experimentiert, als die Beiträge des Sundance Film Festival online gingen. Mit den Blockbustern greift Youtube bestehende Online-Videotheken wie Netflix oder die Serien-Plattform Hulu an. Auch Amazon und Apple verleihen Filme gegen Gebühr. Im Vorreiterland USA boomt das Geschäft, Fernsehanstalten und Kabelbetreiber machen sich bereits große Sorgen, dass sie überflüssig werden könnten. [Daniel Schnettler/ar]
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