Der Internetkonzern Yahoo hat sich mit einem eher kurios anmutenden Konzept als möglicher Lizenznehmer für Online-Berichte zur Fußball-Bundesliga ins Spiel gebracht. Die Liga-Sponsoren begegnen den DFL-Planungen für eine umfassendere Rechteauswertung im Internet unterdessen mit Skepsis.
Wie die Wirtschafts- und Finanzzeitung „Handelsblatt“ in ihrer Online-Ausgabe vom Donnerstag berichtete, besteht beim US-amerikanischen Internetkonzern Yahoo unverändert großes Interesse an den Rechten der Fußball-Bundesliga. Nach Informationen des Blattes erwägt der Konzern in einem ersten Konzept, die Berichterstattung deutlich stärker auf Unterhaltung und Lifestyle auszurichten als angestammte Konkurrenten. Ziel sei es im Falle eines Zuschlags,die Altersstruktur des typischen „Sportschau“-Publikums deutlich nach unten zu schrauben.
Um dieses Ziel zu erreichen, will Yahoo an jedem Wochentag über Bundesliga-Inhalte berichten. Neben Spielzusammenfassungen kann sich das Unternehmendabei auch Reportagen über kuriose Szenen oder Schiedsrichterentscheidungen vorstellen. Außer Yahoo besteht laut „Handelsblatt“ auch beim Axel-Springer-Verlag Interesse an den Rechten. Diese seien jedoch von den Rahmenbedingungen einer möglichen Online-„Sportschau“ abhängig, will das Blatt erfahren haben.
Der Vize-Deutschlandchef von Yahoo, Heiko Genzlinger, hatte dem Wirtschaftstitel bereits in der vergangenen Woche signalisiert, dass sein Arbeitgeber den Erwerb der Internet- und Mobilfunkrechte für eine Bundesliga-Berichterstattung nach wie vor aktiv verfolgt. Bereits im November 2010 hatte sich der Internet-Konzern als möglicher Übertragungspartner ins Spiel gebracht (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).
Dagegen begegnen die Sponsoren der Deutschen Fußball Liga den Plänen für dieOnline-Vermarktung mit großer Skepsis. Sie äußerten unter anderem massive Bedenken aufgrund der zu erwartenden geringen Reichweite der Bundesliga-Übertragung im weltweiten Datennetz. So erwägt laut „Handelsblatt“ beispielsweise Krombacher als offizieller DFL-Sponsor und Präsentationspartner der ARD-„Sportschau“, seine Ausgaben zu reduzieren, hieß es.
Ab der Spielzeit 2013/2014 setzt die DFL auf zwei Vermarktungsmodelle. Variante 1 entspricht dem bisher praktizierten Modell mit kurzen Spielzusammenfassungen im Free-TV am Samstagabend ab 18.30 Uhr sowie ab 21.45 Uhr für das um 18.30 Uhr ausgetragene „Top-Spiel der Woche“. Die Alternative sieht vor, dass erst ab 21.45 Uhr im frei empfangbaren Fernsehen über das Spielgeschehen berichtet werden darf. Das Bundeskartellamt hat bereits entsprechenden Plänen zugestimmt (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete).
Die ARD hat bereits angekündigt, weiterhin um die Bundesliga-Rechte im „Rahmen ihrer Möglichkeiten“ kämpfen zu wollen. Die Diskussion um eine Erstausstrahlung im Internet wertete die ARD-Intendatin Monika Piel alsAusschluss von zahllosen Fußballfans. „Wir sehen Web-TV noch nicht als Alternative zum Free-TV“, sagtesie. Ziel solcher Modelle sei es vielmehr, Anbietern im Bezahlfernseheneinen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, um im Gegenzug höhere Erlöse zuerwirtschaften. [frt/ar]
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