Weil Yahoo junge Nutzer fehlen, hat die neue Chefin Marissa Mayer die Übernahme der Blog-Plattform Tumblr eingefädelt. Für angebliche 1,1 Milliarden Dollar kauft sich der Internet-Pionier ein Stück Zukunft – aber eventuell auch einige Kopfschmerzen.
Der Internet-Pionier Yahoo hat laut Medienberichten die Übernahme der Blog-Plattform Tumblr für 1,1 Milliarden Dollar auf den Weg gebracht. Der Verwaltungsrat von Yahoo habe dem Deal am Wochenende zugestimmt, berichteten das „Wall Street Journal“ und die „New York Times“ am späten Sonntag. Der Kaufpreis von umgerechnet rund 860 Millionen Euro solle als Bargeld und nicht in Form von Aktien fließen, hieß es. Tumblr hat mehr als 100 Millionen Nutzer – machte aber laut Medienberichten im vergangenen nur 13 Millionen Dollar Umsatz.
Mit der Übernahme von Tumblr könnte Yahoo auf einen Schlag wieder mehr jüngere Nutzer anlocken. Der Konzern räumt selbst ein, dass er ein Defizit in der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen hat. Der vom heute 26-jährigen David Karp vor rund sechs Jahren gegründete Dienst Tumblr macht es Nutzern leicht, einfache Blogs aufzusetzen und Inhalte zwischen ihnen zu teilen. Viele der gut 100 Millionen Tumblr-Blogs setzen stark auf Bilder und Videos.
Yahoo wolle Gründer Karp an der Spitze von Tumblr lassen und ihm viel Freiheit geben, schrieben das „Wall Street Journal“ und das Blog „All Things D“. Karp hatte sich lange gegen Werbung gesträubt und Tumblr begann erst im vergangenen Jahr erste Experimente mit Anzeigen. In diesem Jahr könnte der Umsatz Schätzungen zufolge bereits 100 Millionen Dollar erreichen.
Für Tumblr wäre der Preis ein deutlicher Sprung im vergleich zu bisherigen Bewertungen: Als sich die Firma zuletzt 2011 Geld von Investoren holte, gingen sie bei der Finanzspritze von 85 Millionen Dollar von einem Gesamtwert bei 800 Millionen aus. Tumblr gehört zur New Yorker Start-up-Szene, die damit weiter gegenüber dem Silicon Valley wieder etwas aufgewertet. Ein Problem für Yahoo könnte die lasche Kontrolle über Inhalte bei Tumblr werden. Unter anderem sind in vielen Blogs pornografische Inhalte zu finden.
Ein Jahr nach dem Kauf der Foto-Plattform Instagram durch Facebook wäre mit Tumblr die nächste schnell wachsende Internet-Firma vom Markt. Weiterhin unabhängig sind noch etwa der Kurzmitteilungsdienst Twitter oder der Fotodienst Pinterest. Bei Instagram war seinerzeit auch eine Milliarde Dollar als Kaufpreis vereinbart worden – aber da ein Teil davon in Aktien bezahlt wurde, fiel der Preis durch den Kurssturz des Facebook-Papiers nach dem Börsengang auf unter 800 Millionen Dollar. Bei dem Bar-Preis für Tumblr hätte sich Karp dagegen abgesichert.
Yahoo kämpft schon seit Jahren mit einem Rückgang der Werbeerlöse. Die frühere Google-Managerin Mayer, die im vergangenen Jahr an die Konzernspitze berufen wurde, will das Problem unter anderem mit einem Fokus auf attraktive Inhalte und die Websuche anpacken. Sie sondiere auch mehrere weitere Übernahme-Möglichkeiten, hieß es im „Wall Street Journal“. [dpa]
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