Der schwere Bilanzskandal hat Toshiba bis ins Mark erschüttert. Nun will der Konzern die Wende schaffen und wieder schwarze Zahlen schreiben. Dafür ist er zu harten Einschnitten bereit.
Der von einem schweren Bilanzskandal erschütterte japanische Technologiekonzern Toshiba will durch harte Sanierung im kommenden Geschäftsjahr in die Gewinnzone zurückkehren. Der Traditionskonzern, dessen Produktpalette bislang von Laptop-Computern bis hin zu Atomkraftwerken reicht, unterzieht sich einem weitreichenden Umbau und will sich künftig auf Speicherchips, das Energiegeschäft sowie den Infrastrukturbereich konzentrieren, wie Toshiba am Freitag bei der Vorlage eines neuen Geschäftsplans mitteilte. Nach einem voraussichtlichen Rekordverlust im laufenden Geschäftsjahr, das am 31. März endet, sollen kommendes Jahr wieder 40 Milliarden Yen (317 Millionen Euro) Gewinn erzielt werden.
Toshiba hatte lange Zeit seine Gewinne zu hoch ausgewiesen. Eine Untersuchungskommission war im vergangenen Jahr zu dem Schluss gekommen, dass der Technologiekonzern den Nettogewinn über sieben Jahre durch Bilanztricksereien um mehr als 155 Milliarden Yen aufgebläht hatte. Im vergangenen Monat hatte Toshiba wegen steigender Umstrukturierungskosten einen Rekordverlust für das noch bis zum 31. März laufende Geschäftsjahr in Höhe von 710 Milliarden Yen in Aussicht gestellt, überarbeitet aber derzeit die Zahlen.
Toshiba verkauft nun das Geschäft mit Medizintechnik an den Rivalen Canon für 665,5 Milliarden Yen, wie das Unternehmen am Donnerstag bekanntgegeben hatte. Der Konzern hofft, davon 590 Milliarden Yen als Gewinn für das laufende Geschäftsjahr verbuchen zu können. Außerdem soll die Sparte für Haushaltsgeräte an die chinesische Midea Gruppe gehen. Die Fernseher-Produktion im Ausland wird zudem eingestellt, Fabriken geschlossen und auch die verlustbringende PC-Sparte konsolidiert. Für das nächste Geschäftsjahr rechnet Toshiba mit nur noch 4,9 Billionen Yen Umsatz nach 6,2 Billionen Yen in diesem Jahr.
Als Konsequenz des Umbaus dürfte die die Zahl der Beschäftigten zum Ende des Geschäftsjahres 2016/2017 auf etwa 183 000 sinken von rund 217 000 zwei Jahre zuvor. Eines der künftigen Wachstumsfelder sieht Toshiba in Speicherchips. Der Konzern plant hierfür für die kommenden drei Geschäftsjahre Investitionen über insgesamt 860 Milliarden Yen. So soll in der Stadt Yokkaichi in Zentraljapan für 360 Milliarden Yen eine neue Fabrik für NAND-Speicherchips der nächsten Generation entstehen. Für das Geschäftsjahr 2018/2019 wird dann ein Gewinn von 100 Milliarden Yen (793 Millionen Euro) angepeilt.
Die Sanierung kommt zu einer Zeit, da Rivalen aus Südkorea wie Samsung und LG sowie zahlreiche junge Wettbewerber aus China die einst mächtigen japanischen Hersteller massiv unter Druck setzen. Toshiba war das erste Unternehmen in Japan, das 1959 einen Farbfernseher entwickelte und der Konzern, der als erster in Japan 1930 eine elektrische Waschmaschine entwickelte. Jetzt zieht sich Toshiba langsam aus dem Geschäft mit Verbraucherelektronik zurück. [dpa/fs]
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