Der WDR-Fernsehdirektor hat den öffentlichen Druck beklagt, der gegenüber seinem Sender wegen der Nicht-Ausstrahlung einer umstrittenen Antisemitismus-Doku aufgebaut worden ist.
„Wenn wir dahin kommen, dass sich in der Öffentlichkeit Druck und Kampagnen aufbauen gegen Medien, (…) mit dem Ergebnis, dass Redaktionen tun, was die Öffentlichkeit von ihnen will, dann ist das was Artikel 5 (Grundgesetz, Pressefreiheit) sagt, nicht mehr gewährleistet“, sagte Jörg Schönenborn in der Nacht auf Donnerstag im Ersten.
Er bezog sich damit auf die 90-Minuten-Dokumentation „Auserwählt und ausgegrenzt – Der Hass auf Juden in Europa“. Die Auftraggeber, Arte und der Westdeutsche Rundfunk (WDR), hatten sich nach der Fertigstellung zunächst gegen eine Ausstrahlung entschieden. Die Autoren hatten aus Sendersicht zu viel im Nahen Osten statt in Europa gedreht und zu viele Tatsachenbehauptungen ohne Beleg stehen lassen.
Vergangene Woche zeigte das Portal bild.de den Film schließlich für einen Tag. Schönenborn kritisierte das: „Es ist etwas rechtswidrig durch bild.de in die Welt gesetzt worden, was unseren Namen trägt.“ Das habe man so nicht stehen lassen wollen und sich daher doch für eine Ausstrahlung entschieden. Die Dokumentation war am Mittwochabend, gefolgt von einer Talkrunde mit Sandra Maischberger, im Ersten und anschließend auch bei Arte zu sehen. [dpa]
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