Rechnungshofprüfer haben das Vorgehen des Westdeutschen Rundfunks (WDR) bei einem Millionen-Umbau-Projekt bemängelt.
Hintergrund der Prüfung ist eine Kostensteigerung der laufenden Sanierung des WDR-Filmhauses in der Kölner Innenstadt von ursprünglich angemeldeten 130 Millionen auf 240 Millionen Euro. Der öffentlich-rechtliche Sender verteidigte seine Planungen.
Der Landesrechnungshof NRW teilte am Mittwoch auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit, der WDR habe im Vorfeld der Entscheidung zur Sanierung keine ausreichende Wirtschaftlichkeitsuntersuchung durchgeführt. Zuerst berichtete der „Kölner Stadt-Anzeiger“ über das vorläufige Prüfergebnis.
Weiter hieß es von den Prüfern: „Außerdem lag dem Verwaltungsrat vor Projektbeginn kein grober Kostenrahmen für die Gesamtbaumaßnahme vor. Der Verwaltungsrat als Aufsichtsorgan hätte dem Projekt auf dieser Basis nicht zustimmen dürfen.“ Und: „Die Entscheidung zur Sanierung des Filmhauses beruhte auf keiner langfristigen Immobilienstrategie für die WDR-Liegenschaften in der Kölner Innenstadt. Insbesondere fehlte eine angemessene Variantenbetrachtung zur Standortfrage.“
WDR verteidigt sich
Der WDR als größter ARD-Sender teilte mit, dass die Sanierung des WDR-Filmhauses die wirtschaftlichste Lösung sei. Man komme in „wesentlichen Punkten“ zu „anderen Einschätzungen“ als die Prüfer.
Überprüfungen durch Rechnungshöfe ist eines von mehreren Instrumenten, um Wirtschaftlichkeit und Finanzen der öffentlich-rechtlichen Sender zu überwachen. Bei dem Ergebnis handelt es sich um eine vorläufige Fassung. Der WDR kann eine Stellungnahme abgeben, die eingearbeitet wird. Der endgültige Bericht geht unter anderem an Landtag und Landesregierung. Der WDR wird wie der gesamte öffentlich-rechtliche Rundfunk aus Rundfunkbeiträgen finanziert, den Haushalte und Firmen zahlen. 2022 kamen für den WDR 1,25 Milliarden Euro Gesamterträge zusammen, wie aus dem Jahresbericht des Beitragsservice hervorgeht.
Baukosten für WDR-Projekt steigen
Der WDR führte die gestiegenen Kosten bei dem Umbau-Projekt vor allem auf Preissteigerungen zurück. „Was kein Bauherr in Deutschland absehen und beeinflussen konnte, waren die immensen Preissteigerungen in der Baubranche.“ Seit 2017 habe es eine Preissteigerung von 44 Prozent gegeben.
Zudem seien Rahmenbedingungen verändert worden. Der Sender habe vor Baustart entschieden, dass ein zentraler Newsroom in dem Haus eingerichtet werden soll. Zudem wurde ein Multifunktionsraum für Gremiumssitzungen des vergrößerten Rundfunkrats und Veranstaltungen des WDR genannt. Das ursprünglich bei der unabhängigen Finanzkommission KEF, die die Finanzen des Rundfunks im Blick behält, angemeldete Gesamtbudget hatte nach früheren WDR-Angaben 130 Millionen, später rund 160 Millionen Euro betragen – bis das Budget auf 240,1 Millionen Euro erweitert worden sei.
Zum aktuellen Stand des Umbaus hieß es vom WDR: „Das Projekt soll planmäßig im kommenden Jahr abgeschlossen werden. Die Rohbauarbeiten sind beendet.“ Parallel hätten die Arbeiten am Innenausbau und an der technischen Ausstattung begonnen, im Außenbereich werde aktuell die Fassade komplettiert. Anlass für die Sanierung des Filmhauses sei ein Brandschutzgutachten im Jahr 2012 gewesen. Auf dessen Grundlage habe die Stadt Köln den Betrieb des 40 Jahre alten Gebäudes nur noch bis 2020 erlaubt.
Text: dpa/ Redaktion: JN
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