Der WDR-Verwaltungsrat hat dem 54-Millionen-Euro-Vertrag der ARD mit Boxveranstalter Wilfried Sauerland am Samstag eine Absage erteilt. Der Drei-Jahres-Deal war vorher kontrovers diskutiert worden. Platzt nun die geplante Zusammenarbeit?
Wie die „Süddeutsche“ in ihrer Montagsausgabe berichtete, hat der Verwaltungsrat des Westdeutschen Rundfunks mit eindeutiger Mehrheit den Vertrag mit dem Sauerland-Boxstall abgelehnt. Somit würde es von 2013 bis 2015 zu keiner Kooperation zwischen der ARD und dem Sauerland-Boxstall kommen. Die Vertrags-Pleite dürfte vor allem ARD-Chefin und Intendantin des WDR Monika Piel ärgern, die dem vom MDR ausgehandelte Boxdeal bereits zugestimmt hatte.
Die Ablehnung seitens des WDR-Verwaltungsrates scheint damit zum machtpolitischen Tauziehen innerhalb des Sendeverbunds zu werden, dessen größter Sender der WDR ist. In der Vergangenheit wurde über die seit 2007 existierenden Verträge mit dem Boxveranstalter nicht in den Rundfunkräten abgestimmt. Damit sei das „Nein“ des WDR ein Novum und eine klare Absage an scheinbar eigenmächtiges Handeln seitens des ARD-Managements, heißt es in dem Bericht weiter.
Wie das Magazin berichtet, bedauere Piel, dass es bisher zu keiner Gremienabstimmung gekommen sei, allerdings sollte dieser Umstand nicht als gesetzwidriges Verhalten verstanden werden. Fraglich ist jedoch, warum der neue Drei-Jahres-Vertrag mit Wilfried Sauerland (2013 bis 2015), den der Programmverantwortliche der ARD Volker Herres im Februar 2010 abgeschlossen hatte und dem die Intendanten der ARD damals zustimmten, erst nach 15 Monaten dem Verwaltungsrat vorgelegt wurde. Darauf habe Piel geantwortet, dass die Kollegen keinen Grund zum schnellen Handeln gesehen hätten.
Kritik an der Vorgehensweise der ARD übte vor allem die Chefin des WDR-Rundfunkrates Ruth Hieronymi. Sie warf Intendantin Monika Piel vor, dass der Senderverbund gegen die verschiedenen Landesgesetze und Satzungsrichtlinien verstoßen habe, da der Vertrag mit dem Boxveranstalter ohne Zustimmung des Gremiums abgeschlossen wurde. Zudem hätte die ARD gewusst, dass die Konferenz der Gremienvorsitzenden (GVK), deren Leiterin Hieronymi ist, gegen mehr Profiboxen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen sei. Es scheint somit aussichtslos, dass der Vertrag trotz Absage des Verwaltungsrates doch noch durch den Rundfunkrat bestätigt wird.
Die Rundfunkräte des NDR und SWR müssen ebenfalls noch über den Vertrag abstimmen. Vorher müsste jedoch darüber diskutiert werden, wie sich zukünftige Verträge zwischen Profisport-Veranstaltern und der ARD gestalten sollen. Nicht zuletzt seien auch die öffentliche Diskussion um den Boxsport und die darüber gehaltenen Debatten in den einzelnen Gremien der ARD ausschlaggebend für weitere Übertragungen dieser Sportart bei den Öffentlich-Rechtlichen.
Der WDR sei hier tendenziell gegen weitere Boxkämpfe. Er begründet diese Entscheidung damit, dass der ARD jährlich 214 Millionen Euro für Sportübertragungen zur Verfügung stehen. Aus diesem Grund sei es besonders wichtig, sich des Programmauftrages bewusst zu sein und keine Sportveranstalter zu bevorzugen.
Der Vertrag der ARD hatte für massive öffentliche Kritik gesorgt. Grund dafür war unter anderem die zeitliche Überschneidung zwischen dem Bekanntwerden der Kosten und den damals laufenden Gesprächen über die Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Südkorea und Moskau. Die Verhandlungen zum Erwerb der Senderechte für die beiden kommenden Leichtathletik-WMs waren wegen der vom Vermarkter geforderten 12 Millionen Euro ausgesetzt worden. Nur wenige Tage später wurde jedoch der Abschluss eines Drei-Jahres-Vertrages mit dem Boxpromoter Sauerland im Volumen von 54 Millionen Euro bekannt (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).
Update 11:55: Zusätzliche Informationen hinzugefügt[rh]
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