Berlin – Für eine Verbesserung der digitalen Infrastruktur setzt sich das Deutsche Digital Institut ein. Um die Öffentlichkeit wachzurütteln, haben die Experten ein Thesenpapier, die „Deutsche Digitalcharta“ ausgearbeitet, welche auf der IFA vorgestellt werden soll.
Deutschland drohe demnach bei der Digitalisierung den Anschluss an die internationale Entwicklung zu verlieren und verspiele so wichtige Wachstumschancen, hieß es in einer Pressemitteilung des Deutschen Digitalen Instituts.
So liegt die Versorgung mit schnellen Internetanschlüssen in Deutschland bereits unter dem EU-Durchschnitt, und auch die TV-Signale kommen in Deutschland noch zumeist analog in die Haushalte. Nur etwas zwei Drittel der deutschen Fernsehzuschauer empfangen digitales Fernsehen über Satellit, Kabel oder Terrestrik. Selbst die digitale Bürgerkommunikation mit Behörden und politischen Institutionen liege hierzulande deutlich unter dem EU-Durchschnitt.
Deutlich warnt das Deutsche Digitale Institut vor dem Zurückbleiben großer Bevölkerungsgruppen: Vor allem verlieren die über 60-Jährigen den Anschluss an die Internet-Gesellschaft. Dies ist besonders alarmierend, sind damit doch fast 50 Prozent der Bevölkerung betroffen. Doch auch jüngeren Menschen wird die Digitalisierung nicht genügend vermittelt. So bemängelt die Expertengruppe, dass viele Ausbildungen die Möglichkeiten der digitalen Technik nicht ausreichend lehren würden und junge Leute häufig schon über zu geringe PC-Kenntnisse verfügen.
Die Initiatoren der „Deutsche Digitalcharta“ mit ihren zwölf Leitsätzen sind der Medienwissenschaftler und Direktor des Instituts, Prof.Dr. Jo Groebel, sowie der frühere Bertelsmann-Manager Bernd Schiphorst. Groebel betonte, dass in Deutschland unter den untersuchten Bereichen besonders Bildung, Medien und öffentliche Kommunikation in Hinsicht auf digitale Infrastruktur und Anwendung deutlich verbessert werden müssten.
Bei der Umsetzung der ambitionierten Projekte klaffen laut Groebelim
Vergleich zu anderen Ländern Anspruch und Wirklichkeit zum Teil drastisch auseinander, so der Institutsdirektor. Er forderte Wirtschaft, Politik und Gesellschaft auf, die Digitalisierung wie eine Art Rohstoff für die Zukunft zu betrachten und entsprechend zu fördern.
Unterstützung erhält die Aktion neben der deutschen Bundesregierung auch von namhaften Entscheidern aus Politik und Wirtschaft, so zum Beispiel Elmar Brok (CDU), Silvana Koch-Mehrin und Hans-Joachim Otto (FDP) sowie Grietje Bettin (Die Grünen), Karstadt-Quelle-Chef Thomas Middelhoff, ZDF-Intendant Markus Schächter, DOSB-Präsident Thomas Bach und Ufa-Chef Wolf Bauer. [lf]
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