
Hamburg/Köln – Enthüllungsjournalist Günter Wallraff hat dem WDR Selbstzensur vorgeworfen, weil der Sender angeblich Filmaufnahmen unter Verschluss hält. Die Aufnahmen sollen Wallraff vor mehr als 30 Jahren als „Hans Esser“ bei der „Bild“ zeigen.
Als „Hans Esser“ arbeitete Wallraff 1977 gut drei Monate bei der „Bild“-Zeitung. Aus dieser Recherche entstand der Bestseller „Der Aufmacher“, in dem Wallraff der Zeitung schwere journalistische Versäumnisse und unsaubere Recherchemethoden nachwies. Von seiner Recherche als „Hans Esser“ sollen beim WDR Aufnahmen lagern, die jedoch in einem Wallraff-Porträtfilm der Reihe „NRWs Beste“ fehlen.
Wie das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ berichtet, mussten kurz vor Ausstrahlung Szenen, die Wallraff bei „Bild“ zeigen, herausgeschnitten werden. „Ein klarer Fall von Selbstzensur“, kritisierte Wallraff. Der von Wallraff angeschriebene Springer-Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner hat laut dem Bericht schriftlich versichert, dass „seitens der Axel Springer AG gegen den Film nie juristische Schritte unternommen oder auch nur angekündigt worden“ seien. Im Gegenteil sei er „ein historisches Dokument“. Der WDR ist zu keiner Stellungnahme bereit. [cg]
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