Wenn am Montag die Trennung von Ebay und Paypal nach 13 Jahren Realität wird, dürfte der Bezahldienst an der Börse als Gewinner dastehen. Das Online-Auktionshaus hatte dagegen zuletzt mit Wachstumsproblemen zu kämpfen.
Die Handelsplattform Ebay und der Bezahldienst Paypal gehen am Montag nach 13 Jahren unter einem gemeinsamen Dach wieder getrennte Wege – und den beiden neuen Unternehmen schlägt sehr unterschiedliche Stimmung entgegen.
Paypal galt schon in den vergangenen Jahren als die Ertragsperle des Konzerns, und die Anleger freuen sich auf die Unabhängigkeit. Das Kalkül ist: Entweder treibt Paypal entfesselt die Neuordnung der Bezahlwelt voran – oder sie profitieren schnell, wenn ein Käufer wie die Handelsplattform Alibaba sich das Unternehmen schnappen sollte. Auf jeden Fall dürfte Paypal mit einem deutlich größeren Gewicht an der Börse starten als das restliche Geschäft der ehemaligen Konzernmutter. Die Projektionen in einem inoffiziell Markt gingen in Richtung eines Börsenwerts bei 45 Milliarden Dollar für Paypal und über 30 Milliarden Dollar für das neue Ebay, berichtete die „Financial Times“.
Grund ist vor allem das unterschiedliche Wachstumstempo, das sich zuletzt auch im letzten gemeinsamen Quartal vor der Aufspaltung zeigte. Die Nettoerlöse des Bezahldienstes wuchsen um 16 Prozent auf 2,26 Milliarden Dollar. Das Ebay-Geschäft mit den Handelsplattformen schrumpfte dagegen um drei Prozent auf gut 2,1 Milliarden Dollar.
Auch bei der Entwicklung der Nutzerzahlen liegt Paypal trotz einer Abschwächung im Vergleich zu vergangenen Jahren klar vorn. Zuletzt wuchs die Zahl der Kunden um elf Prozent auf 169 Millionen. Ebay hatte 157 Millionen aktive Käufer. Das waren sechs Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Im vergangenen Sommer lag die Wachstumsrate noch bei 14 Prozent. Ein Hacker-Angriff im vergangenen Jahr, nach dem alle Nutzer ihre Passwörter ändern sollten, hatte das Geschäft monatelang belastet.
Auffallend ist, wie unterschiedlich sich die beiden bisherigen Konzernteile auf die Eigenständigkeit vorbereiteten. Paypal rüstete aggressiv mit Zukäufen auf. Nach dem Handels-Dienstleister Paydiant wurde jüngst das auf Online-Überweisungen spezialisierte Startup Xoom übernommen. Paypal ließ sich den Deal 890 Millionen Dollar kosten. Und der künftige Paypal-Finanzchef Patrick Dupuis sagte dem „Wall Street Journal“, dass die Kriegskasse von 6,6 Milliarden Dollar für weitere Übernahmen eingesetzt werden könnte.
Der künftige Ebay-Chef Devin Wenig hat andere Sorgen. „Unsere absolute Priorität, ist es, unsere Wettbewerbsposition zu verbessern und auf lange Sicht stabiles profitables Wachstum zu erzielen“, sagte er nach Vorlage der Quartalszahlen in einer Telefonkonferenz mit Analysten.
Ebay habe viel Arbeit vor sich und er werde auch zu „harten Entscheidungen“ greifen, versprach Wenig. Zuletzt wurde eher aufgeräumt. Der Anteil von 28 Prozent an der Online-Anzeigenbörse Craigslist wurde zurückverkauft, das Ebay-Geschäft mit Unternehmenskunden ging für 925 Millionen Dollar an Finanzinvestoren. Der Kaufpreis machte eine Wertberichtigung von fast 800 Millionen Dollar notwendig, die den Gewinn des gesamten Konzerns auf schmale 83 Millionen Dollar schmelzen ließ.
Als Ebay im Sommer 2002 Paypal für 1,5 Milliarden Dollar kaufte, war die Rangordnung noch ganz anders. Die Idee war damals, dass ein eigener Bezahldienst die Abwicklung von Geschäften vor allem auf der Ebay-Auktionsplattform vereinfachen sollte. Doch Paypal entwickelte eine Eigendynamik weit über den Heimathafen hinaus. Zuletzt machten die Erlöse auf der Ebay-Plattform nur noch 22 Prozent des Geschäfts aus. [Andrej Sokolow/buhl]
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