Vor knapp einem halben Jahr ging mit dem Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland (KD) erstmals seit Beginn der Finanzkrise wieder ein größeres deutsches Unternehmen an die Börse. Im Interview mit DIGITAL FERNSEHEN zieht der Vorstandsvorsitzende Adrian von Hammerstein Bilanz.
Herr von Hammerstein, vor sechs Monaten wagte Kabel Deutschland den Sprung an die Börse – Welche Bilanz ziehen Sie nach diesen ersten Monaten auf dem Parkett?
Die Kabel-Deutschland-Aktie ist seit dem Börsengang im März 2010 um knapp 26 Prozent auf aktuell 27,67 Euro gestiegen. Der MDAX, dem wir seit Juni 2010 angehören, zeigte im gleichen Zeitraum eine positive Entwicklung von etwa 9 Prozent. Derzeit haben wir also unseren Index um 17 Prozentpunkte geschlagen. Wir konnten beim Börsengang den Markt überzeugen, dass wir eine gute Anlage sind. In den vergangenen sechs Monaten haben wir die operative Entwicklung geliefert, die wir den Aktionären in Aussicht gestellt haben. Das wird ganz offensichtlich vom Kapitalmarkt honoriert.
KD legte den ersten Börsengang in Deutschland seit Beginn der Krise hin. Waren die Investoren vorsichtiger wegen der Finanzkrise?
Es war seinerzeit ein schwieriges Umfeld für Börsengänge. Sowohl vor als auch nach uns wurden IPOs abgesagt. Wir haben kurz vor Ostern das richtige Zeitfenster genutzt, und unsere Investoren haben die Stärken unseres Geschäfts verstanden: ein solides und stabiles Kabelanschluss-Geschäft verbunden mit den Wachstumspotenzialen aus unseren neuen Diensten, den schnell wachsenden Bereichen Internet, Telefonie und Premium-Fernsehen.
KD ging mit Schulden an die Börse. Für das nächste Jahr haben Sie den Aktionären Dividende versprochen – wird dieser Plan aufgehen?
Wir haben die Verschuldung in den zwölf Monaten bis zum 30. Juni 2010 um rund 200 Millionen reduziert. Unser Verschuldungsgrad im Verhältnis zum Ergebnis vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern (EBITDA) hat sich auf das 4,1-fache reduziert. Diesen Verschuldungsgrad werden wir weiterhin aus unseren Cash Flows reduzieren. In der Tat haben wir in Aussicht gestellt, erstmals eine Dividende für das nächste Geschäftsjahr 2011/2012 zu zahlen. An diesem Plan hat sich nichts verändert.
KD muss dafür aber weiter wachsen – Durch welche technischen Innovationen wollen Sie künftig Kunden binden?
Internet, Telefonie und Premium-TV steuern derzeit etwa ein Drittel unseres Gesamtumsatzes bei. Dieser Anteil wird weiter steigen. Wir setzen neben unseren Internet- und Telefonangeboten auf Premium-TV wie unseren HD-Videorecorder, den wir Anfang September auf den Markt gebracht haben, und unsere Pay-TV-Angebote. Im Laufe dieses Geschäftsjahres planen wir außerdem die Einführung eines eigenen HD-Programmpaketes und eines Video-on-Demand Angebotes, also Fernsehen auf Abruf.
Wie beurteilen Sie die Konkurrenzsituation durch konkurrierende Zugangstechnologien wie Satellit, Terrestrik und IPTV?
Wir verfügen mit unserem Kabelnetz über die technologisch überlegene Infrastruktur. Dieses Netz wurde von vornherein für große Datenmengen und breitbandige Dienste konzipiert. Heute übertragen wir über 200 Fernsehkanäle und liefern parallel dazu Internet und Telefonie in die Haushalte unserer Kunden. Für unsere Premium-TV-Angebote wie beispielsweise Video-on-Demand ist dabei noch ausreichend Kapazität verfügbar. Das technische Potenzial des Kabelnetzes ist jetzt noch keineswegs ausgeschöpft. Die aktuelle Einführung von DOCSIS 3.0 erhöht die Leistungsfähigkeit des Kabels bei Internet-Diensten erheblich. Und das völlig ohne die teuren Tiefbauarbeiten, die bei der Glasfaserverlegung bis zur Wohnung (FTTH) erforderlich sind. In den DOCSIS 3.0 ausgebauten Gebieten können wir bereits jetzt Internet-Geschwindigkeiten von bis zu 100 Mbit/s anbieten – das entspricht der doppelten Geschwindigkeit von VDSL. Als nächstes kommt dann die Einführung des neuen digitalen Kabelstandards DVB-C2, durch den die Übertragungskapazität des Kabels nochmals erhöht wird. Diese technischen Fortschritte im Netz werden es uns erlauben, unseren Kunden auch zukünftig leistungsfähige und innovative Dienste anbieten zu können. Neben den genannten Produktinnovationen arbeiten wir weiterhin mit höchster Priorität an unserem Kundenservice – denn dieser wird ein immer wichtigerer Erfolgsfaktor im TV- und Telekommunikationsgeschäft. Sie sehen also: wir fühlen uns für den Wettbewerb gut gerüstet.
Vielen Dank für das Gespräch![cg]
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