Vodafone verliert noch mehr Kunden durch Wegfall des Nebenkostenprivilegs

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Vodafone GigaTV
© Vodafone

Einnahmen für TV-Anschlüsse waren für Vodafone jahrzehntelang eine sichere Bank, doch das ändert sich Mitte des Jahres, wenn die gesetzliche Neuregelung zum Nebenkostenprivileg greift. Das trübt die Aussichten der Firma weiter ein.

Das baldige Ende des „Nebenkostenprivilegs“ steht bevor. Was genau Kabel-TV-Kunden dann erwartet, erklärt DIGITAL FERNSEHEN. Mieter bezahlen zum 1. Juli ihren TV-Zugang nicht mehr verpflichtend über die Nebenkostenabrechnung. Das macht dem Telekommunikationsanbieter Vodafone zu schaffen. Im Jahresauftakt-Quartal sei die Zahl der Fernsehkunden um rund 650 000 auf 11,8 Millionen gesunken, teilte die Deutschlandtochter eines britischen Konzerns am Dienstag in Düsseldorf auf Anfrage mit. Damit beschleunigte sich der Rückgang, im letzten Quartal 2023 war es nur ein Minus von 140 000 gewesen.

Ende des Nebenkostenprivilegs verschärft Konkurrenzdruck für Vodafone

Die Waiputhek bietet Inhalte auf Abruf an. Meist sind das Bestandteile der Sendermediatheken
Vodafone hat viel Konkurrenz. Waipu bietet beispielsweise über die Waiputhek viele Inhalte auf Abruf an. Meist sind das Bestandteile der Sendermediatheken.

Durch das Ende dieses jahrzehntelang üblichen Mechanismus, der TV-Umlagefähigkeit oder auch Nebenkostenprivileg genannt wird, haben viele Mieter bald nicht mehr automatisch über den Vermieter einen TV-Anschluss, sonden müssen sich selbst Alternativen suchen oder sich freiwillig einer Sammelbestellung anschließen. Von der bisherigen Regelung profitierte Vodafone. Schließlich garantierte das jahrzehntelang zuverlässige Einnahmen. Im vergangenen Jahr hatte die Firma noch Verträge mit Wohnungsbaugesellschaften, die 8,5 Millionen TV-Kunden betrafen.

Die 2022 beschlossene Gesetzesänderung ist nun Gegenwind für die Firma, die sich in einer zweijährigen Übergangsfrist vorbereiten konnte auf den Systemwechsel und stark in Werbung investierte. Allerdings rühren auch Konkurrenten wie Magenta TV von der Deutschen Telekom und Online-Dienste wie Zattoo und Waipu erfolgreich die Werbetrommel. Laut einer Unternehmenspräsentation der britischen Vodafone-Konzernmutter vom vergangenen Jahr machte die Deutschlandtochter mit ihren Verträgen mit Wohnungswirtschaften früher 800 Millionen Euro Umsatz pro Jahr.

Viele Mieter und Vodafone-Kunden verzichten erst einmal auf Kabel-TV

Netflix Streaming
Bild: freestocks on Unsplash – Streamingdienste wie Netflix, Amazon Prime Video und Co. sorgen dafür, dass viele Kabel-Kunden ihre Kabel-TV-Verträge nicht verlängern bzw. neu abschließen

Der Deutschlandchef der Firma, Marcel De Groot, betonte, dass man auf die Auswirkungen der Gesetzesänderung gut vorbereitet sei. „Es war klar, dass der Markt sich dadurch zunächst etwas verkleinern würde.“ Mit der Verkleinerung des Marktes bezog er sich auf den Umstand, dass manche Kunden bisher doppelt zahlten für den Zugang zum Fernsehen: zum einen über die Nebenkosten für Vodafone und zum anderen über separate Online-Dienste oder andere Zugänge. Fällt der Nebenkosten-Anteil für Vodafone weg – häufig sieben bis neun Euro monatlich – bleiben viele Mieter von ihnen bei ihren bisherigen Diensten und verzichten erst einmal auf einen Kabel-TV-Zugang. Dadurch sinkt die Gesamtsumme an Ausgaben fürs Fernsehen.

Hohe Kosten und Einsparungen bei Vodafone

Vodafone veröffentlichte am Dienstag seine Zahlen für das Ende März abgelaufene Geschäftsjahr 2023/24. In Deutschland stieg der Serviceumsatz um 0,2 Prozent auf rund 11,5 Milliarden Euro. Im Vorjahr davor war es noch ein Minus von 1,6 Prozent gewesen. Belastet wurde die Firma durch gestiegene Kosten für Strom und Dienstleister sowie Folgen der Inflation. Außerdem wurde viel Geld in Werbung gesteckt. Das operative Ergebnis (Ebitda AL) sackte in Deutschland erneut um rund 0,3 Milliarden Euro auf 5,0 Milliarden Euro ab. Damit war der Ergebnisschwund in etwa gleich stark wie im Geschäftsjahr 2022/23.

Der Düsseldorfer Telekommunikationsanbieter ist in einer schwierigen Phase. Im Wettbewerb verlor Vodafone in den vergangenen Jahren an Boden. Um wieder in die Spur zu kommen, setzt die Firma auch auf Einsparungen. Die Beschäftigtenzahl soll von derzeit rund 15 000 bis Frühjahr 2026 um 2000 sinken.

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Bildquelle:

  • WaipuTV Stick – 3: © Auerbach Verlag
  • Netflix Streaming: © freestocks on Unsplash
  • df-vodafone-gigatv-2023: Vodafone
107 Kommentare im Forum
  1. Mit dem Glaserausbau verlieren sie auch Leute mit hohen Bandbreitenbedarf wie mich. Glasfaser mit 1GBit ist bereits gebucht bei der Telekom, warte nur noch auf den Hausanschluss. Kunde bei Vodafone zu sein, war für mich immer ein Kompromiss, bis was besseres kommt. Mickriger Upload (50MBit) im Vergleich zum Download (1Gbit), alle 1 - 2 Wochen substantieller Paketloss (> 25 %) zusammen mit vierstelligen Latenzen über eine Dauer von 30 bis 60 min (gerne auch mal wie vor 2 Wochen über 36 Stunden), DS-Lite (OK umstellbar, hab ich auch), kein vernünftigesn IPv6 Präfix und halt allgemein ein schäbiges Image.
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