Für Vodafone sieht es immer noch nicht rosig aus: Schon länger verliert der Telko-Konzern Kunden und Mitarbeiter. Einer Sammelklage gegen Vodafone haben sich Tausende Kunden angeschlossen, die das Unternehmen Millionen kosten könnte. Was sagt Vodafone dazu? DIGITAL FERNSEHEN hat nachgefragt.
Die Preise bei Vodafone für Internet und Festnetz (Kabel, DSL) steigen und steigen. Sehr zum Unmut der Kundinnen und Kunden. Etliche von ihnen klagen dagegen in einer Sammelklage. Angestoßen hat diese bereits im Herbst der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV), mittlerweile haben sich schon 10.000 Vodafone-Kunden angeschlossen, berichtete kürzlich „Correctiv“. Der VZBV rechnet in wenigen Wochen mit einer Klagezulassung durch das zuständige Oberlandesgericht Hamm.
Nach Meinung des VZBV hat Vodafone die Vertragspreise für Internet- und Festnetzkunden in Deutschland während der Vertragslaufzeit rechtswidrig erhöht. Sollte das Gericht den Klägern Recht geben, könnten Millionen Vodafone-Kunden die Rückzahlung von unrechtmäßig eingezogenen Beiträgen fordern. Bei 60 Euro pro Kunde bis März 2024, danach laut „Correctiv“ sogar noch mehr, könnte sich die Gesamtsumme auf einen zweistelligen Millionenbetrag belaufen. Denn ist das Klageregister einmal eingerichtet, können sich weitere Vodafone-Kunden anschließen. Deren Ansprüche verjähren auch nicht.
Sammelklage könnte Vodafone Millionen kosten
Für Vodafone könnte das fatale Folgen haben. Immerhin ist Deutschland der wichtigste Markt für das Telko-Unternehmen aus Großbritannien. Gleichzeitig sank die Zahl der Kunden hierzulande seit längerem, auch im Breitband-Bestand kündigten viele ihre Verträge. Denn im Kabel müssen sich Vodafone-Kunden regelmäßig mit Ausfällen und Kapazitäten-Engpässen herumschlagen – bei steigenden Preisen.
Vodafone bestätigte DIGITAL FERNSEHEN, dass die Preisanpassungen zu einem Festnetz-Kundenverlust geführt haben. Die Service-Umsätze habe man aber stabilisiert und im Mobilfunk sei man nach einem längeren Minus seit drei Quartalen auf Erholungskurs. Im zurückliegenden Quartal hieß das: 95.000 neue Mobilfunk-Verträge. Allerdings liegt Vodafone damit immer noch weit hinter Telekom und Telefónica, die jedes Quartal mehrere Hunderttausend Neuverträge abschließen.
Bei der Sammelklage sei noch nicht klar, in welche Richtung entschieden wird, so der Vodafone-Sprecher gegenüber DIGITAL FERNSEHEN. Er geht aber davon aus, „dass in unserem Sinne entschieden wird“. Denn die Festnetz-Preise habe man aufgrund stark gestiegener Kosten erhöht. Die rechtlichen Voraussetzungen dafür habe man in den AGB aufgenommen. Vodafone sei zudem nicht das einzige Telko-Unternehmen, das inflationsbedingt die Preise erhöht hat. Welche Seite Recht hat, muss das Oberlandesgesetz in Hamm entscheiden.
Vodafone verliert Kunden und Mitarbeiter
Doch nicht nur Kunden sind offenbar unzufrieden mit Vodafone. Auch im eigenen Haus macht sich Unmut breit: Einer internen Erhebung zufolge sank die Zufriedenheit der Mitarbeiter im Jahr 2023 weiter, berichtet das „Handelsblatt“. Der Messwert sei zuletzt auf „niedrigem Niveau“ geblieben, wohl auch wegen eines großflächigen Stellenabbau-Programms. Das Hauptproblem aber, so „Handelsblatt“: Die Mitarbeiter sehen trotz angekündigtem Neustart keine wirkliche Perspektive. „Zähigkeit und Konsistenz der Wachstumsschwäche deuten dabei auf systemische Ursachen.“
„Transformation bedeutet auch Veränderung. Das ist herausfordernd und kostet Zeit“, äußerte sich der Vodafone-Sprecher diesbezüglich gegenüber DIGITAL FERNSEHEN. „Dennoch sehen wir nach Bekanntgabe der Transformation vor einem Jahr bei Mitarbeiterbefragungen im laufenden Geschäftsjahr nun wieder stabile Zustimmungswerte.“
Die angesprochene Transformation hatte der neue Vodafone Deutschland-Chef Phillippe Rogge im Frühjahr 2023 verkündet, nachdem das Unternehmen seit längerem in der Krise steckte. Doch für viele Mitarbeiter kommuniziert Rogge seine Strategie, so das „Handelsblatt“, nicht klar genug. Der große Durchbruch bleibt trotz Investitionen in die Netzqualität bisher aus.
Laut dem Bericht häufen sich auch unter den Führungskräften die Kündigungen, von einem „Exodus“ ist gar die Rede. Weitere Abgänge seien laut Insidern zu erwarten. So etwa auch der von Geschäftskundenchef Alexander Saul, der seit Jahren dem Konzern angehört. Eine entsprechende Anfrage von DIGITAL FERNSEHEN wollte der Vodafone-Sprecher nicht kommentieren. Zuletzt waren etwa Privatkundenchef Andreas Laukenmann und Finanzchefin Anna Dimitrova gegangen.
Die Probleme in Deutschland wirken sich derweil auch auf die Aktie der Vodafone-Gruppe aus. Diese liegt mittlerweile nur noch bei 20 Milliarden Euro – Vodafones niedrigstem Wert seit 1999. Die drohenden Rückzahlungen aus der Sammelklage könnte die Aktie weiter sinken lassen.
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- vodafonekerpen: Vodafone