Steht der TV-Markt vor einem Wandel? Auf dem Panel der M7 Deutschland bei den Medientagen München diskutierten Branchenexperten die Zukunft des Fernsehens. Es herrschte weitgehend Einigkeit darüber, dass Pay-TV wachse und zweistellige TV-Quoten bald kaum noch möglich sein werden. Nur beim Thema On Demand scheiden sich die Geister.
Das TV-Nutzungsverhalten ändert sich. Darin sind sich nicht nur Experten einig. Das Nutzerverhalten der jungen Generation ist ein Indikator für die Zukunft. Die 14- bis 29-Jährigen nutzen immer häufiger Web-TV-Dienste wie Youtube, sind aber immer schwerer für das lineare, klassische Fernsehen zu begeistern. Zudem ist Pay-TV, allen voran Sky mit dem Motor Bundesliga, auf dem Vormarsch.
Auf dem M7-Panel bei den Medientagen München diskutierten Branchenexperten anhand von vier übergeordneten Thesen die Entwicklung auf dem deutschen Markt, für die Besucher der Messe abstimmten. 90 Prozent der Teilnehmer gehen etwa davon aus, dass bis zum Jahr 2020 alle 14- bis 29-Jährigen täglich Videoinhalte über mobile Endgeräte abrufen werden. Aktuelle Zahlen von ProSiebenSat.1 sollen belegen, dass das Smartphone in der jungen Zielgruppe die Zeitung in der Mediennutzung überholt hat. Der tägliche Videokonsum mit mobilen Endgeräten liegt bereits bei etwa zehn Minuten.
Weiterhin stimmen 80 Prozent der These zu, dass künftig viele neue TV-Sender für spezielle Zielgruppen entstehen werden. Daher werde auch die Zeit zweistelliger TV-Quoten bald zu Ende gehen. Regelmäßig erreichen diese ohnehin fast nur noch ARD und ZDF oder Sportgroßereignisse. Virtuelle TV-Angebote würden allerdings stärker zunehmen als lineare Spartensender. Das lineare Fernsehen werde seine Führungsrolle in Deutschland trotzdem auch langfristig nicht verlieren.
Pay-TV und On-Demand-Dienste erleben zwar gerade einen Boom in Deutschland, dass sie aber kurzfristig zu ernsthafter Konkurrenz für das klassische Fernsehen werden, wie es etwa in den USA mit HBO oder Netflix längst der Fall, sei nicht zu erwarten. Deutschland sei noch kein Bezahlland. Christian Heinkele, Director TV & Regulatory bei M7 Deutschland, glaubt dennoch, dass sich die Pay-TV-Umsätze bis 2020 verdoppeln werden.
Die Quintessenz des Panels lautete letztlich, dass die Konkurrenz für das lineare TV wächst, allerdings, ohne am Thron zu sägen. Die Mediennutzung erweitert sich mehr und mehr auf mobile Endgeräte, auf On-Demand-Angebote und Pay-TV, vor allem weil junge Nutzer verstärkt die neuen Möglichkeiten nutzen. Bis allerdings Sky in der Quotenanalyse auf „Tatort“-Niveau ankommt, ist es noch ein langer Weg. [chp]
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