Verbände und Unternehmen der Kultur- und Kreativ-Wirtschaft wenden sich gegen die Regelungsvorschläge der Länder, die eine Ausweitung des Auftrags des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vorsehen.
In einem Brief wenden sich sechzehn Verbände und Unternehmen gegen die Ausweitung der öffentlich-rechtlichen Rundfundanstalten im Online-Bereich, ohne die notwendigen Strukturreformen voran zu treiben. Dabei zielen die Autoren des Briefs vor allem auf das Aufweichen der Verweildauer im Internet ab. Die Sendeanstalten berufen sich dabei auf die Erwartung der Nutzer, auf alle vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk verbreiteten Inhalte zeitlich unbegrenzt, ohne weitere Kosten und weltweit zugreifen zu können.
Nach Meinung der Unterzeichner kann ein gebührenfinanziertes, von der Ausstrahlung losgelöstes, eigenständiges Medienangebot im Internet nicht mit dem Grundversorgungsauftrag gerechtfertigt werden. Ein solches Angebot greife unverhältnismäßig in den Markt der Kreativwirtschaft ein.
Mit der Verlängerung der Verweildauer von dokumentarischen und fiktionalen Produktionen werden Nachteile für die eine kommerzielle Verwertung der Produktionen im Online-Markt befürchtet. Dies könnte die Finanzierung weiter erschweren.
Auch mit der Einbeziehung von europäischen Kinokaufproduktionen in den Telemedienauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks befürchten die Unterzeichner negative Auswirkungen auf die deutsche Kinolandschaft. Verleiher erzielen nicht nur die Erlöse aus der Kinoauswertung, sondern zum Großteil aus dem Home-Entertainment-Bereich, insbesondere aus Video-On-Demand-Angeboten.
Die Filmschaffenden befürchten, an den erweiterten Ausspielmöglichkeiten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht entsprechend finanziell beteiligt zu werden.
Die privaten Sender befürchten eine weitere Schlechterstellung im Wettbewerb und sehen geringere Chancen, exklusive Inhalte den Kunden anbieten zu können.
Zu den Unterzeichnern des Briefes an die Ministerpräsidenten und Ministerpräsidentinnen der Länder gehören unter anderem die AG Dokumentarfilm, die AG Kurzfilm, die AG Kino, AG Verleih-Verband unabhängiger Filmverleiher, der Verband Privater Rundfunk und Telemedien und der Verband deutscher Filmproduzenten. [bey]
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