Verbands-Proteste gegen Ausweitung des Grundversorgungsauftrags

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Verbände und Unternehmen der Kultur- und Kreativ-Wirtschaft wenden sich gegen die Regelungsvorschläge der Länder, die eine Ausweitung des Auftrags des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vorsehen.

In einem Brief wenden sich sechzehn Verbände und Unternehmen gegen die Ausweitung der öffentlich-rechtlichen Rundfundanstalten im Online-Bereich, ohne die notwendigen Strukturreformen voran zu treiben. Dabei zielen die Autoren des Briefs vor allem auf das Aufweichen der Verweildauer im Internet ab. Die Sendeanstalten berufen sich dabei auf die Erwartung der Nutzer, auf alle vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk verbreiteten Inhalte zeitlich unbegrenzt, ohne weitere Kosten und weltweit zugreifen zu können.

Nach Meinung der Unterzeichner kann ein gebührenfinanziertes, von der Ausstrahlung losgelöstes, eigenständiges Medienangebot im Internet nicht mit dem Grundversorgungsauftrag gerechtfertigt werden. Ein solches Angebot greife unverhältnismäßig in den Markt der Kreativwirtschaft ein.

Mit der Verlängerung der Verweildauer von dokumentarischen und fiktionalen Produktionen werden Nachteile für die eine kommerzielle Verwertung der Produktionen im Online-Markt befürchtet. Dies könnte die Finanzierung weiter erschweren.

Auch mit der Einbeziehung von europäischen Kinokaufproduktionen in den Telemedienauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks befürchten die Unterzeichner negative Auswirkungen auf die deutsche Kinolandschaft. Verleiher erzielen nicht nur die Erlöse aus der Kinoauswertung, sondern zum Großteil aus dem Home-Entertainment-Bereich, insbesondere aus Video-On-Demand-Angeboten.

Die Filmschaffenden befürchten, an den erweiterten Ausspielmöglichkeiten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht entsprechend finanziell beteiligt zu werden.

Die privaten Sender befürchten eine weitere Schlechterstellung im Wettbewerb und sehen geringere Chancen, exklusive Inhalte den Kunden anbieten zu können.

Zu den Unterzeichnern des Briefes an die Ministerpräsidenten und Ministerpräsidentinnen der Länder gehören unter anderem die AG Dokumentarfilm, die AG Kurzfilm, die AG Kino, AG Verleih-Verband unabhängiger Filmverleiher, der Verband Privater Rundfunk und Telemedien und der Verband deutscher Filmproduzenten. [bey]

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29 Kommentare im Forum
  1. Wenn es dieses Verbands- / Lobby- Wesen in der Penetranz schon in den 60er Jahren gegeben hätte, gäbe es heute wahrscheinlich noch nicht einmal öffentlich-rechtliches Farbfernsehen, ... Die Welt ändert sich, und manchmal muss man eben etwas anpassen, um nicht aus der Welt zu fallen ...
  2. Is doch nicht aus zu halten was in diesem Land so abgeht. Und dann wundern sich alle Beteiligten über Medien- und Politikbeschimpfungen. Ich sag ja, mann muss sich diesen Luxus der Selbstzerfleischung echt offenbar leisten können, trotz AFD & Co. Wenn man da den Knall noch nicht gehört hat, ist mein Mitleid und Empathie erschöpft. Zuerst mal sollte der jetzige Grundversorgungsauftrag ernst genommen und voll umgesetzt werden bei den ÖR-Anstalten. Den Eindruck habe ich nur bedingt. Gewollt in Digital, aber nicht gekonnt. Bei IT sollen ÖRR kürzen, aber der allgemeine Grundversorgungsauftrag soll verbreitert werden? Wie viel geistig umnachtete Eliten in diesen Positionen kann sich dieses Land noch leisten, ehe die AFD bei 30% landet? ZDF_neo mag zwar um einiges besser in seiner Programmgestaltung auf "Jüngere" gestaltet sein, als das Pendant "one". Nichts desto Trotz ist dort noch viel Optimierungsbedarf was meine Generation bei den Sendern angeht. Ok, bin schon bald drüber. Aber auch bei den Hauptsendern gibts Baustellen. Und ganz besonders im Nachrichtenbereich. Wenn ich immer diese Verweise auf eine App in den Lifenews sehe, geht mir die Hutschnur auf. In 15 Minuten sind keine ausreichenden Nachrichten im breiten Themenfeld zu leisten. Selbst in einer 30 Minutenausgabe der Tagesthemen, reicht es auch hinten und vorne nicht. Aber gerade die ARD leistet sich einen Sender mit 24 Nachrichten in seinem Sendernamen und bringt dort nur 15 minütige Newsschleifen die mal zwischendurch, mal mehr mal weniger oft upgedatet werden, damit es nicht so ganz auffällt diese Schleife. Und schlecht zusammengeschnitten sind diese auch, wenn sie nicht Live sind. Also erstmal am vorhandenen schleifen, ehe man wieder neue Fässer auf macht und in den Keller des ÖR stellt, mit dem dann wiederum höhere Gebühren fällig werden. Sparen fängt da an, mit den klar zu kommen was man hat. Aber da die Öffentlichkeit ja zahlt, haben diese Leute in den dortigen Positionen kaum eine eingängige Verantwortung mit dieser Bürde umgehen zu können. Dabei krankt das System ja an allen Ecken und Enden. Fehlende bzw falsche Kontrollkompetenzen, falsche Haushaltsführung unds allgemeine Wirtschaftskompetenz. Aber jetzt mach ich mal nen Decktel auf das bodenlose Fass.....
  3. Natürlich fragt die Bürger wie immer niemand. Eliten entscheiden was Eliten dürfen, der Bürger bezahlt ob er will oder nicht. Nichts gelernt.... Wenn überhaupt etwas mit Zwangsgebühren passieren sollte, dann nur dort wo Marktversagen vorliegt. Wenn man ehrlich ist gilt das z.Bsp. für weite Bereiche der Kultur bis Bildung. Mit Gebühren private Gechäftsmodelle zu beschädigen oder zu ersetzen zählt nicht dazu. Ein Beispiel: Ich kann die Zeitungsverleger schon verstehen wenn ich mir Teile des Webauftrittes der ARD ansehe. Was hat das mit Rundfunk zu tun? Das könnte auch in einer Zeitung stehen, bzw. auf deren Webseite. Und genau da wird diese Leistung finanziert aus Zwangsgebühren zum unlauteren, unfähren Wettbewerb. Die bestehenden Strukturen gehören deutlich verschlankt und eingegrenzt statt weiteren Wildwuchs zuzulassen.
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