Der von der Bundesregierung geplante Breitbandausbau kommt 2015 nur schrittweise voran, was auch an der fehlenden klaren Richtung liegt. Der Streit zwischen Telekom und Wettbewerbern um die richtige Technologie lähmt den Ausbau.
Eines der wichtigsten Projekte der Bundesregierung für die kommenden Jahre ist der flächendeckende Breitbandausbau. Angesichts immer größerer Vernetzung und der stark erhöhten Internetnutzung hat sich die Regierung auf die Fahnen geschrieben, bis 2018 jedem Bürger eine Bandbreite von mindestens 50 Mbit/s zu verschaffen. Das ehrgeizige, ambitionierte und eigentlich löbliche Ziel entwickelte sich in 2015 aber zu einer unendlichen Geschichte, die auch im kommenden Jahr noch für Schlagzeilen sorgen wird.
Das größte Problem: Eine einheitliche Strategie beim Ausbau ist nicht vorhanden. Vor allem zwischen den Glasfaserbefürwortern und der Deutschen Telekom hat sich ein Streit um die richtige Technologie entwickelt, in der sich die Fronten zum Jahresende immer weiter verhärtet haben. Während die Deutsche Telekom auf die Vectoring-Technologie setzt, halten die Wettbewerber diese Methode für veraltet und sehen nur Glasfaser als wirklich zukunftssicher an.
Das Hauptargument der Telekom für Vectoring: Durch die Nutzung bereits vorhandener Kupferleitungen wäre der Ausbau deutlich günstiger als beim Glasfaser-Ausbau ins Haus (FTTH – Fiber to the Home) oder ans Gebäude (FTTB – Fiber to the Building).
Jedoch kann die Telekom das Vectoring nur im Nahbereich anwenden, für andere Bereiche muss auch das Telekommunikationsunternehmen sein Glasfasernetz ausbauen. Ein doppelter Aufwand, den die Wettbewerber kritisch sehen.
Für noch größere Aufregung sorgte jedoch die Ankündigung der Telekom, sich für die Hauptverteiler zum Nahbereich die alleinige Vorherrschaft zu sichern. Bisher waren die Bonner verpflichtet, auch den Wettbewerbern Kapazitäten zur Verfügung zu stellen. Um von dieser Verpflichtung befreit zu werden, hatte die Telekom einen Antrag bei der Bundesnetzagentur (BNetzA) gestellt.
Trotz heftigen Widerstands legte die BNetzA im November einen Entscheidungsentwurf vor, welcher dem Bonner Unternehmen die Hoheit über den Nahbereich zusichert. Jedoch nicht unumschränkt, was auch von Seiten der Telekom, die einen konkreten Entwurf zum Vectoring-Ausbau als Voraussetzung für das „Ja“ der Behörde vorlegen musste, für Kritik sorgte. Die Wettbewerber, von denen zumindest Vodafone (früher Kabel Deutschland) öffentlichkeitswirksam den Ausbau ihres Glasfaserkabelnetzes vorantrieb, reagierten mit der Ankündigung, nun ihrerseits bei der BNetzA Angebote für Ausbau- und Investitionszusagen eingereicht. Eine endgültige Entscheidung über den Entwurf wird am 18. Januar fallen, bis dahin können die Parteien noch Einwände und Gegenvorschläge einbringen.
Und die Bundesregierung? Der für den Breitbandausbau zuständige Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CDU) hatte, vor allem nach der Frequenzauktion, eine Unterstützung in Milliardenhöhe versprochen. Die in Aussicht gestellten 2,7 Milliarden Euro erschienen vielen Experten jedoch als zu gering. Während aus der Opposition bereits vom Versagen Dobrindts die Rede ist, verteidigt der Bundesverkehrsminister sein Vorgehen: „Das Angebot wird gut angenommen und die Anträge werden schnell und unbürokratisch bearbeitet. Wir machen allen Kommunen und Landkreisen ein Angebot, das Bundesprogramm zu nutzen, damit es bis 2018 auf der Landkarte keine weißen Flecken mehr gibt.“
Zum Jahresende ist also Bewegung in die Sache gekommen. Ein einheitlicher Weg ist jedoch weiter nicht in Sicht. Während die Telekom im Dezember den Vectoring-Ausbau verstärkt vorantreibt und sich gegen die Vorwürfe der Konkurrenz wehrt, stichelt Vodafone auch schon zurück und kündigt für das kommende Jahr für seine Kunden bereits erste Downloadgeschwindigkeiten in Gigabit-Größe an. Für die Umsetzung des Regierungsvorhabens kann ein gesteigerter Wettbewerb jedoch nur von Vorteil sein. [buhl]
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