[Update] Schuchardt: Wille ist kompetente Führungskraft

Die bisherige stellvertretende MDR-Intendantin Karola Wille (52) soll neue Chefin des Senders werden. MDR-Verwaltungsratvorsitzender Gerd Schuchardt sieht Wille als kompetente und engagierte Führungspersönlichkeit an.

Der Verwaltungsrathat sich am Sonntag einstimmig und in geheimer Wahl auf diese Kandidatin einigte. Wille muss aber noch vom Rundfunkrat mit Zwei-Drittel-Mehrheit gewählt werden. Die Wahl findet vorraussichtlich am 23. Oktober statt. An dieser Hürde war der erste Kandidat, Chefredakteur Bernd Hilder von der „Leipziger Volkszeitung“, Ende September gescheitert. Gründungsintendant Udo Reiter (67) scheidet auf eigenen Wunsch Ende Oktober aus.
 
Schuchardt erklärte in einer Mitteilung des MDR vom Sonntag, dass vor dem Verwaltungsrat ihre Konzeption fürdie Positionierung des MDR in der digitalen Mediengesellschaft dargestellt wurde. „Siesieht dabei vor allem als Herausforderungen, die Angebote des MDR, alsoProgramme und Telemedien, zukunftsfähig zu machen, dabei die jungeGeneration stärker zu berücksichtigen, die Strukturen, Ressourcen undProduktionsweisen zu überprüfen“, so der Verwaltungsratvorsitzende. Willes Konzept ziele darauf ab den MDR fit zu machen fürden stärker werdenden ökonomischen und publizistischen Wettbewerb undschließlich dafür zu sorgen, dass der MDR durch einen transparenten,glaubwürdigen und nachhaltigen Aufklärungsprozess vor dem Hintergrundder jüngsten Ereignisse wieder zur Ruhe kommt, um alle Anstrengungenvoll darauf richten zu können, weiterhin eine glaubwürdige medialeStimme für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zu sein.

Die gebürtige Chemnitzerin Karola Wille trat 1991 die Stelle einerReferentin in der Juristischen Direktion des MDR an. 1993 wurde sieStellvertreterin des Direktors, seit November 1996 ist sie JuristischeDirektorin. Seit 2003 vertritt sie auch den Intendanten Udo Reiter.Karola Wille hat eine Tochter und ist Honorarprofessorin für Medienrechtan der Universität Leipzig.
 
Wille hatte sich bereits im September zusammen mit dem stellvertretendenWDR-Fernsehdirektor Helfried Spitra im Verwaltungsrat vorgestellt.Beide waren aber damals Hilder unterlegen. ZDF-Chefredakteur Elmar Theveßen und Phoenix-ProgrammgeschäftsführerChristoph Minhoff gelten als weitere potenzielle Kandidaten für die Nachfolge von Udo Reiter alsMDR-Intendant.
 
Kritiker werfen ihr vor, dass sie in ihrer Position eine Mitverantwortung für die Skandale beim MDR habe. So hatte der MDR seinen Unterhaltungschef Udo Foht entlassen, der in undurchsichtige Finanztransaktionen verwickelt gewesen sein soll. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen sechs Beschuldigte wegen Betrugs, Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit. Zuvor war ein Millionenbetrug beim Kinderkanal Kika aufgedeckt worden, für den der MDR die Federführung hat.
 
Reiter ist seit 20 Jahren Intendant der Anstalt, die für die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zuständig ist. Er hatte im Mai überraschend seinen vorzeitigen Rückzug angekündigt. Der Verwaltungsrat schlägt den Kandidaten für die Intendantenwahl vor. Außerdem hat er die Aufgabe, die Verwendung der Gebühren zu überprüfen und die Geschäftsführung des Intendanten zu überwachen. Seine Mitglieder werden vom Rundfunkrat mit 43 Mitgliedern gewählt, der sich wiederum aus Angehörigen gesellschaftlich relevanter Gruppen wie Parteien, Verbänden und den Kirchen zusammensetz[dpa/js]