Die neuen Primacom-Eigentümer haben in einer Pressemitteilung am Donnerstag suggeriert, dass Hans Peter Leube erst in den nächsten Wochen das Unternehmen verlässt. Tatsächlich war Leube bereits im Februar still und heimlich ausgewechselt worden.
Die neuen Eigentümer des ostdeutschen Kabelnetzbetreibers Primacom haben einen der Geschäftsführer ausgewechselt. Anstelle des Juristen und Kabel-Experten Hans Peter Leube ist nun Wolf Reginald Guido Waschkuhn Mit-Geschäftsführer der Primacom Management GmbH sowie der darunter angeordneten regionalen Tochtergesellschaften. Sprecher der Geschäftsführung bleibt weiterhin Michael Dorn.
Der in London lebende Waschkuhn konnte sich quasi selbst ernennen, da er gleichzeitig auch Sprecher der Geschäftsführung der Primacom-Muttergesellschaft Medfort S.á.r.l. und Geschäftsführer deren Muttergesellschaft Perseus Holding S.A. ist. Waschkuhn ist im Restrukturierungsbereich kein unbeschriebenes Blatt und gleichzeitig auch geschäftsführender Gesellschafter der maßgeblich am Umsturz der Primacom-Gruppe beteiligten One Square Advisors sowie den neuen Luxemburger PMG-Muttergesellschaften Medfort S.á.r.l. und Perseus Holding S. A., wo er laut Mitarbeitern zudem gegenseitig beratend tätig ist.
Hierzu veröffentlichte Primacom am Donnerstag eine Pressemitteilung unter dem Titel „Geschäftsführer Dr. Hans Peter Leube verabschiedet sich von Primacom“. Darin hieß es, dass Hans Peter Leube das Unternehmen „im zweiten Quartal verlassen werde“. Nach Informationen von DIGITAL FERNSEHEN wurde jedoch bereits zum 1. Februar auf dem Briefpapier der Primacom Management GmbH als Geschäftsführer nur noch Dorn und Waschkuhn genannt, laut Handelsregister erfolgte der Personalwechsel zum 17. Februar (DF berichtete).
In den Folgewochen wurde der Wechsel auch bei den Tochtergesellschaften vollzogen. Leube bestätigte am Donnerstag gegenüber DIGITAL FERNSEHEN, dass er längst nicht mehr für das Unternehmen tätig sei und auch die heutige Pressemitteilung über seine Person nicht kenne.
Der Kabelnetzbetreiber Primacom geriet letztes Jahr in die Insolvenz, da die Banken und Hedgefonds als bisherigen Fremdkapitalgeber eine gezielte und geplante Insolvenz der übergeordneten Aktiengesellschaft vollzogen haben um sich das hoch-lukrative operative Geschäft billigst zu sichern und die Aktionäre zu enteignen. Trotz Insolvenz machte der Kabelnetzbetreiber 2010 einen Rekordertrag 43 Millionen Euro (Ebitda, Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) bei „nur“ 110 Millionen Euro Umsatz.
Branchenbeobachter fragen sich seitdem, weshalb die bisherige Holding, die Primacom AG, überhaupt Mitte Juni letzten Jahres Insolvenz anmelden musste. Laut Primacom-Mitarbeitern stand der Insolvenzverwalter kurioserweise bereits vor Insolvenzanmeldung fest. Dieser verkaufte nach lediglich 10 Arbeitstagen mit Zustimmung der Banken das mit guter Wahrscheinlichkeit zu rettende Unternehmen an ein Treuhänderkonstrukt der Banken (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). [sh/ar]
Bildquelle:
- Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com