Leo Kirch ist tot. Der am 21. Oktober 1926 im fränkischen Fahr bei Volkach geborene Medienunternehmer verstarb am Donnerstagmittag im Alter von 84 Jahren. Das bestätigten die Kirch-Gruppe und die Familie des Verstorbenen.
„Unser geliebter Ehemann, Vater, Bruder, Dr. Leo Kirch, ist heute im Kreise seiner Familie friedlich verstorben. Wir sind sehr traurig“, ließ seine Familie in München mitteilen. „Leo Kirch war ein Visionär, ein Mann der ersten Stunde, der die deutsche Medienlandschaft nachhaltig geprägt hat. Persönlich hat mich sehr beeindruckt, wie er trotz seiner schweren Krankheit bis zuletzt unternehmerisch aktiv war“, sagte die ARD-Vorsitzende Monika Piel in einer der ersten öffentlichen Reaktionen nach Bekanntwerden von Kirchs Tod.
Der Präsident des Verbandes Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT), Jürgen Doetz, würdigte Kirch am Nachmittag als „eine der großen Unternehmerpersönlichkeiten unserer Republik“. „Ohne den unternehmerischen Weitblick und den Mut von Leo Kirch wäre der erfolgreiche Start und der Aufbau des privaten Fernsehens 1984 in Deutschland nicht möglich gewesen“.
Kirch galt als einer der mächtigsten Männer in der Medienbranche der Bundesrepublik. Zuletzt stand er im Mittelpunkt wegen eines Prozesses, den er gegen die Deutsche Bank führte. Er warf dem früheren Deutsche-Bank-Chef Rolf-E. Breuer vor, mit Aussagen in einem Interview zum Zusammenbruch der Kirch-Gruppe beigetragen zu haben.
Der Auftritt des an Diabetes erkrankten Kirch vor wenigen Wochen war die erste Sensation im langen juristischen Gefecht zwischen dem einstigen Medienmogul und dem Kreditinstitut. Als weitere Folge seiner Erkrankung musste ihm im Dezember 2007 der linke Fuß amputiert werden. Fast blind und an den Rollstuhl gefesselt gab der Sohn eines fränkischen Winzers im Gerichtssaal in München Auskunft über seine Version der Abläufe am Jahresbeginn 2002.
Damals ging das Lebenswerk des Mannes unter, der über Jahre zu den mächtigsten Medienmännern des Landes zählte. Leo Kirch war jahrzehntelang einer der mächtigsten Medienunternehmer in Deutschland. Aus dem Nichts hatte er einen der größten Film- und Fernsehkonzerne Europas mit fast 10 000 Beschäftigten aufgebaut. Neben der größten Spielfilm-Sammlung mit weit über 10 000 Titeln sowie rund 40 000 Stunden Serien gehörten ihm früher die Fernsehsender ProSieben, Sat.1, N24 und DSF.
Im Oktober 2007 gab Kirch seine Rückkehr in den Fernsehrechtehandel bekannt. Mit der hauseigenen Sirius GmbH bewarb er sich um eine Vermarktung der TV-Rechte für die Fußball-Bundesliga. Dem Ligaverband DFL garantierte er seinerzeit eine Garantiesumme von drei Milliarden Euro über eine Laufzeit von sechs Jahren. Das Bundeskartellamt zwang die DFL jedoch aufgrund von konzentrationsrechtlichen Bedenken zu einer Auflösung des Vertragswerks.
In der Medienbranche blieb Kirch trotz dieser Widrigkeiten weiterhin fest verwurzelt. Über seine KF 15 GmbH hält er eine Beteiligung in Höhe von 17,1 Prozent am Sport1-Betreiber Constantin Medien AG, der über die Produktionsgesellschaft Plazamedia auch die Bewegtbilder der Fußball-Bundesliga produziert. Auch an Highlight Communications, dem Sportvermarkter TEAM und dem deutschen Kinoproduzenten Constantin Film sind Kirch-Firmen mittelbar oder unmittelbar beteiligt.
Kirch galt als extrem öffentlichkeitsscheu, jahrelang gab es nur ein einziges bekanntes Foto aus großer Entfernung.
Update 13.39 Uhr, 13.48 Uhr, 13.57 Uhr, 14.04 Uhr: Meldung um weitere Einzelheiten erweitert[ar]
Bildquelle:
- Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com